Steile Schluchten und Vulkane

Wir warten. Wir warten auf schönes Segelwetter und auf die Installation von Computerprogrammen. Beim Versuch unsere Afrika-Karten zu installieren wollte unser Navi-Programm nicht mehr, was schließlich damit endete, dass wir unseren Bord-PC „platt“ gemacht haben. Nach vielen Stunden des Wartens und „Weiter“-Klickens läuft jetzt alles wieder so wie es soll. Hoffentlich.
Damit uns nicht das Deck auf den Kopf fällt, wird es Zeit für etwas Unterhaltungsprogramm. Wir mieten noch einmal ein Auto und schnüren die Wanderstiefel. Zunächst geht es in den Norden der Insel. Das Dorf El Tablado ist unser Ziel. Hier startet eine Wanderung, die in unserem Wanderführer als lohnenswert beschrieben wird und „Blau“, also leicht, sein soll. Die blaue Wanderung hat es in sich. Der Blick in die Schlucht und aufs Meer ist spektakulär, doch der Weg ist so steil, dass man besser nur die Aussicht genießt wenn man steht. Beim Gehen sind die Augen fest auf den Pfad geheftet. In der Schlucht ist es wunderbar grün und sehr ruhig. Abgesehen von Eidechsen und Vögeln, treffen wir nur eine Deutsch-Französische Wandergruppe, die sich mit Witzen über Elsässer und Badener die Zeit vertreibt. Als wir auf der Südseite der Schlucht den Bergkamm erreichen, reißt der böige Wind so sehr an uns, dass wir aufpassen müssen nicht über die Kante geweht zu werden. Es geht zurück in die Schlucht und der Aufstieg gestaltet sich besser, als wir nach dem rutschigen Abstieg erwartet hatten. Abends findet die Tazacorte die „Fiesta Cubana“ statt, das wollen wir uns ansehen. Zunächst müssen wir uns überreden nach dem Wandertag noch einmal die 20 Minuten Aufstieg ins Dorf zu absolvieren, doch es hat sich gelohnt. Das sanfte Licht der Straßenlaternen beleuchtet das Fest. Die nach unten leuchtenden Straßenlaternen gibt es hier eigentlich um die „Lichtverschmutzung“ gering zu halten. Was für Sternbeobachter ganz wichtig ist, ist aber auch für Straßenfeste sehr schön. Außer meinem Mann, der in seinem roten Lieblings-Polohemd unterwegs ist, tragen (fast) alle weiß. Auf der Bühne löst eine Band die nächste ab und Tazacorte tanzt Salsa. Die Musik ist richtig gut. Wir freuen uns über eine Gelegenheit zum Tanzen und so müssen die platt gewanderten Füße noch mal aktiv werden. Insgesamt erleben wir ein sehr friedliches, nettes und fröhliches Fest.
Am nächsten Tag steht die Ruta de Volcanes auf dem Programm, einer der bekanntesten Wanderwegs La Palmas der über die Cumbre Vieja führt. Man kann quasi aus dem Herzen der Insel auf die Vulkane und dann auf ihrem Rücken bis zur Südspitze laufen. Wir entscheiden uns für eine Tour auf die Vulkane und dann zurück zum Auto. Die Wanderung verläuft zunächst in einem lichten Kiefernwald und wir sind froh über die Beschattung während der ersten Stunde der Wanderung. Zwar steigt der Weg unentwegt, doch es läuft sich angenehm auf den Wegen und ist lange nicht so steil wie am Tag zuvor. An einigen Stellen ist erkennbar, dass es hier im letzten Jahr gebrannt hat, die Kiefern haben schwarze Stämme, treiben aber neu wieder aus. Schließlich verlassen wir den Wald, nur noch vereinzelt stehen Kiefern auf dem schwarzen Boden. Schließlich führt der Weg über schwarzes Gestein, jetzt wird es heiß. Das zweifelhafte Vergnügen gegrillt zu werden wird mit Ausblicken auf hübsche Vulkankegel und spannende Krater belohnt. Die letzten Meter auf die höchsten Erhebungen der Südhälfte der Insel (über 1900 m) sind ziemlich mühsam, heute wird uns nichts geschenkt. Wir können die Weggabelung sehen, zu der wir zurückkehren sollen, sind aber nicht sicher auf welchem der Pfade. Dass wir den falschen Weg gewählt haben,
wird uns beim Abstieg von Kraterrand zum Pfad klar. Nach etwas Kletterei sind wir wieder auf unserem Weg. Wir stärken uns mit selbstgebackenen Franzbrötchen und der obligatorischen Banane. Nun geht es „nur noch“ wieder zurück. Nach fast 14 km und fast 700 m hoch und wieder runter sind wir zurück am Auto. Wir träumen von einer Wattwanderung, da gibt es keine Höhenmeter, allerdings auch keine Vulkane.
Leider war dies die letzte Tour meine Wanderschuhe. Die Sohle löst sich ab und kleine Steinchen sammeln sich zwischen Schuh und Sohle. Bin ich froh, dass ich mit den Dingern die Berge noch wieder runter gekommen bin.