Ein Geburtstag, ein ungebetener Gast und Wanderprogramm

Am Montag hatte unsere Reise Geburtstag, vor einem Jahr sind wir in Lesum losgefahren. Dieser Tag musste gefeiert werden. Nachmittags gab es selbstgebackenen Kuchen, abends haben wir Sekt getrunken und überlegt wo es bisher am schönsten war. Zu einem Ergebnis sind wir nicht gekommen, zu viele interessante Orte, schöne Städte und spannende Erlebnisse liegen in unserem Kielwasser.
San Sebastián de La Gomera, die Inselhauptstadt, gefällt uns, doch es wurde Zeit die Insel zu erkunden. Wir haben für zwei Tage ein Auto gemietet und waren am Mittwoch zunächst im Norden der Insel. Unser Wanderführer schlug eine Wanderung von Agulo „durch die rote Wand“ vor. Als wir den Ausgangspunkt der Wanderung erreichten konnten wir nicht so ganz glauben, dass wir es zu dem Aussichtspunkt schaffen, den man von unten sieht. Der erste Teil des Weges hatte es in sich, wir kletterten steile Stufen hoch. Bald waren wir klatschnass geschwitzt und dankbar für jede Wolke, die sich vor die Sonne schob. Nach der Hälfte des Aufstiegs war klar, dass Umkehren nicht in Frage kommt, schon weil wir auf keinen Fall diesen Weg bergab klettern wollten. Als wir den Mammutanstieg zu Beginn der Wanderung bewältigt hatten, wurde der Weg angenehmer, es ging nur noch leicht bergan und an verschiedenen Aussichtspunkten konnten wir den Ausblick über die Küste und den kleinen Ort Agulo genießen. Nach der Hälfte der Wanderung erreichten wir ein Besucherzentrum mit einem kleinen botanischen Garten, wo wir einiges über La Gomera lernten. Das Restaurant hatte geschlossen, also stärkten wir uns mit Lavakeksen (Bordsprachte für Oreos) und machten uns auf den Rückweg. Das Bergablaufen zwickte in den Knien, dafür konnten die nassen T-Shirts nun wieder trocken. Inzwischen wurden wir von einer Wolke eingehüllt und waren froh, dass wir die Aussicht auf dem Hinweg bestaunt hatten. Nach 700 Höhenmetern im Auf- wie im Abstieg kamen wir wieder in Agulo an.
Mittwochabend wurde unser gemütliches Bordleben aufgemischt. Kurz vor Mitternacht, ich lag im Bett und habe gelesen, da sehe ich im Augenwinkel einen Schatten an der Decke entlanglaufen. Einen ziemlich großen Schatten. Ich hoffe, dass ich mich geirrt habe und gucke genau hin. Leider nicht. Eine Kakerlake. Unsere erste an Bord. Zum Glück sind wir vorbereitet. Ich schreie nach Nobbi, er bewacht das Vieh und ich krame das Kakerlaken-Killer-Spray raus. Für Kakerlaken an Bord gibt es keine Gnade. Wir hoffen, dass sie (oder noch lieber „er“, denn „er“ legt keine Eier) alleine unterwegs war. Trotzdem haben wir Fallen aufgestellt und die Ecken vergiftet.
Für Gestern fiel die Wahl auf zwei kleinere Wanderungen, schließlich wollten wir noch etwas von der Insel sehen. Zunächst ging es auf den Garajonay, mit 1487 m der höchste Berg La Gomeras. Die kleine Tour war eher gemütlich, was sehr gut zum heißen Wetter passte. Auffallend viele Vögel waren unterwegs. Später machten wir eine kleine Wanderung durch den Lorbeerwald. Der märchenhafte Wald hat uns sehr gefallen und der Schatten kam sehr gelegen. Anschließend ging es nach Chipude, wir hatten Glück und fanden im einzigen geöffneten Restaurant einen freien Tisch. Am Nachbartisch trafen sich Männer aus dem Dorf, einer nach dem anderen packte die Gitarre aus und es wurde musiziert und gesungen. Der Kellner entschuldigte sich für die „Música catastrófica“, doch wir fanden es sehr schön und das leckere Essen wurde zur Nebensache. Späten Nachmittag fuhren wir nach Valle Gran Rey, ein Ort der an der Küste in einem sich tief einschneidenden Tal liegt. Das Tal ist fantastisch und wir stiegen immer wieder aus, um noch einen Aussichtspunkt zu besuchen. Entlang der Berge wehte ein unglaublich heißer Wind. In Valle Gran Rey war es auch abends noch so heiß, dass wir nur einen kurzen Spaziergang am Hafen machten und uns über den Rochen im Hafenbecken freuten. Dann flohen wir ins klimatisierte Auto. Auf dem Rückweg tauchten wir im Norden der Insel in die Wolken ein, die Temperatur sank auf angenehme 23 Grad und wir kühlten uns ab. Hier im Hafen war es dann wieder deutlich wärmer, kühlte aber nachts auf angenehme Schlaftemperaturen ab.
Heute verging der Tag mit Einkaufen, Wäsche waschen, Rumtüddeln (ich besitze nun einen Schuhschrank!) und Schnorcheln. Für Morgen sind die Aussichten ähnlich gut.