TEA-Time und eine neue Insel

Es gab Zeiten da haben wir 10 Minuten zwischen Boot betreten und ablegen gebraucht. Diese Zeiten sind vorbei. Am Mittwoch haben wir die verschiedenen Wäscheleinen abgenommen und unter Deck alles segelbereit verstaut. Allein das Abnehmen der Wäscheleinen und Einsammeln der Wäscheklammern hat gedauert. Die Schuhsammlung im Cockpit musste verschwinden, genauso wie die gestapelten Weinkartons unter Deck. Ein Gang zum Supermarkt wurde durch einen Abstecher in die Kunsthalle verlängert. Das „TEA“ Tenerife Espacio de las Artes ist ein spannendes Gebäude, das neben Ausstellungsräumen ein Café und eine Bibliothek beherbergt. Das TEA wurde vom Architekturbüro Herzog und de Meuron entworfen, das auch das Auditorio von Hamburg (bekannt als Elbphilharmonie) gezeichnet hat. Schon mehrfach hatten wir uns das Gebäude angesehen und immer gesagt, dass wie bei Gelegenheit mal die Ausstellungen besuchen könnten. Nun haben wir die vielleicht letzte Gelegenheit genutzt. In der Sammlung „Malerei und Gedichte“ mit Werken aus dem 20. Jahrhundert habe ich einen Kaiserpinguin entdeckt und mich gefragt was eine Fischreuse zu Kunst werden lässt, konnte mich aber auch für einen mit Bleistift gemalten Wald und Skulpturen aus Holz begeistern. Einige Fotographien und eine Collage zum Reaktorunglück in Fukushima in der Ausstellung „Sätze, die ich niemals schreiben werde“ haben mir gut gefallen. Außerdem gibt es gerade eine Ausstellung über die Architekten Javier Díaz-Llanos und Vicente Saavedra, die eine Menge Betonträume für den Kanaren, insbesondere Teneriffa entworfen haben. Ob Einfamilienhaus, Gebäude der Uni in La Laguna, Hochhaus am Hafen von Santa Cruz oder Hotelanlage, die beiden haben sich mit Beton ausgetobt und viele der vorgestellten Gebäude aus Santa Cruz haben wir erkannt.
Donnerstagmorgen ging es endlich weiter. Eigentlich wollten wir im Norden Teneriffas Ankern, doch je näher wir der Ankerbucht kamen, umso stärker wurde der Wind. Natürlich kam der Wind aus Nord-Ost und nicht wie erhofft aus Nord. Nach einem Blick in die Ankerbucht entschlossen wir uns direkt nach Gran Canaria zu segeln. Dank des frischen Windes waren wir flott unterwegs. Die Sicht wurde immer schlechter, es war so diesig, dass wie Gran Canaria erst gesehen haben, als wir schon fast dort waren. Für Unterhaltung sorgte der Schiffsverkehr, neben einem riesigen Containerschiff, einem Autotransporter und einigen Frachtern, haben wir mehrere Fähren gesehen. Sehr gefreut haben wir uns über eine Gruppe Grindwale, eine große Schule Delfine und eine Schildkröte. Mit dem allerletzten Licht haben wir es in den Hafen von Las Palmas geschafft. Von Santa Cruz sind es 55 Meilen und durch unsere Ankerpläne haben wir einen Umweg gemacht und etwas Zeit verloren. Die Einfahrt nach Las Palmas war aufregend, sehr viel Schiffsverkehr. Wir haben den Funk mit gehört und waren vorgewarnt welcher Frachter in den Hafen fährt, dass eine Schnellfähre rauskommt und dass mehrere Schlepper angefordert wurden. Im Yachthafen (1250 Liegeplätze!) haben wir uns in die letzte Lücke am Rezeptionssteg gequetscht und erfahren, dass der Hafen voll sei, wir aber die Nacht dort bleiben könnten. Heute Morgen waren wir gleich nach der Öffnung des Büros dort, um nach einem Platz zu fragen. Das gestaltete sich kompliziert, doch nach gut zwei Stunden lagen wir an unserem neuen Platz und dürfen mindestens eine Woche bleiben. Im Büro mussten wir zunächst eine Nummer ziehen, obwohl außer uns keiner dort war. Dann wurde uns gesagt, dass es schwierig sei, sie aber sehen würden, ob sie einen Platz für uns finden. Dann wurden wir erst mal eingecheckt, für den Fall, dass sich ein Platz findet. Nach einigen Kopien unserer Bootspapiere und Pässe und vielen Unterschriften bekamen wir Zugangskarten für die Toiletten und sollten warten. Schließlich fand sich ein Platz, also mussten wir wieder ins Büro, wieder eine Nummer ziehen, etwas warten. Dann wurden die Karten, mit dem Zugangs-Code für die Toiletten auch für den Steg an dem wir liegen würden programmiert und wir konnten bezahlen (es ist hier unschlagbar günstig, wir bezahlen 7,70 Euro pro Nacht). Nun hieß es Warten auf die Marineros, die uns per Zodiak zu dem Platz geleiten sollten. Und schon lagen wir am zugewiesenen Liegeplatz, an Moorings vertäut und gut versteckt zwischen lauter 50 Fuss Yachten.
Da es heute sehr warm war, haben wir es ruhig angehen lassen und unser Schiff vom Salz befreit, die schattenspendenden Persennige wieder aufgespannt und ausgiebig gebadet.