Von Ruderlagern und Moskitonetzen

Wir wollten wir „nur mal eben kurz“ das Ruderlager schmieren. An sich dauert das nur ein paar Minuten: Fettpresse auf dem Schmiernippel drücken, Fett ins Lager pressen, rausquellendes Fett wegwischen. Doch zuerst muss die kleine Backskiste ausgeräumt werden, ganz hinten unten liegt die Fettpresse. An das Ruderlager kommen wir nur wenn wir die große Backkiste komplett ausräumen, denn nur dann passe ich in die Kiste. Also räumen wir die Kiste komplett aus, Dieselkanister, der Beutel mit dem Holz für Reparaturen, Eimer, ein Anker, Ankerkette, Angelzeug, der Bojenhaken und zwei Gasflaschen türmen sich im Cockpit. Nun falte ich mich in die Kiste und Nobbi reicht die Lampe, die Fettpresse und Küchenpapier an. Da ich nun schon in der Kiste sitze kontrolliere ich gleich die Kabel, die hier verlaufen, und verarbeite noch ein paar Kabelbinder und etwas Tape. Nun räumt Nobbi die Kiste wieder ein und „schon“ gute zwei Stunden später sind wir fertig. So oder so ähnlich tüddeln wir uns durch die Tage. Die Spannung kann noch dadurch erhöht werden, dass ein Werkzeug nicht an dem Ort ist, an dem wir dachten. Doch inzwischen ist auch die kleine Pumpe aufgetaucht und das Getriebeöl im Motor gewechselt. Das kleine Polster in unserer Koje hat einen Bezug bekommen, das war gar nicht so einfach, aber ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Nobbi auch. Er findet ich könne ja gleich auch neue Bezüge für die anderen Polster nähen. Nun ja, das schiebe ich mal auf.
Ein neuer Punkt ist auf die ToDo-Liste gewandert: die Konstruktion und Anfertigung eines männerkompatiblen Moskitonetzes für den Niedergang. Weshalb können Männer nicht mit Moskitonetzen umgehen? Ein hoher Zaun, ein abgeschlossenes Tor? Kein Problem. Aber in einem einfachen Moskitonetz wird sich verheddert. Das Problem ist bekannt und betrifft nicht nur mein Exemplar, auch Freundinnen haben Männer Zuhause, die nicht mit Moskitonetzen umgehen können. Meine Schwester sagte den wunderbaren Satz: „Das Aggressionspotential im Zusammenhang mit Moskitonetzen steigt auch bei zahmen Männern exponentiell“. Ein Moskitonetz, das von allem Crewmitgliedern bedient werden kann muss also her. Ich denke an eine Lösung mit Reißverschluss.
Natürlich wird nicht nur getüddelt auf Marisol, wir lassen es uns gut gehen. Auf dem Markt haben wir uns mit Obst eingedeckt zum Frühstück gab es Melone und Aprikosen, Mangos, Drachenfrucht und Guanabana (das ist eine Verwandte von Cherimoya und Annona) dekorieren unseren Salon und warten auf dem Verzehr. Zwischendurch ist auch Zeit die Umgebung zu erkunden. Gestern waren wir in einem ausgesprochen schönen Park und haben, ebenso wie viele Tinerfeños (ja, so heißen die Bewohner Teneriffas), dort unseren Sonntagsspaziergang gemacht. Heute sind wir Straßenbahn gefahren. Die „Tranvía“ bringt einen bequem von Santa Cruz nach La Laguna, das eigentlich San Cristóbal de La Laguna heißt und die frühere Hauptstadt Teneriffas ist. Die hübsche Stadt liegt etwa 550 m hoch und so ist es dort etwas kühler, was heute sehr angenehm war. Der historische Stadtkern ist eine große Fußgängerzone mit schönen bunten Häusern, zu großem Teil im traditionellen Stil mit Holzfenstern und Balkons. La Laguna ist Universitätsstadt, Bischofssitz und bietet eine ganze Reihe historischer Gebäude, Kirchen und Museen. Wir bummeln durch die schönen Straßen, bekommen in der Touristeninformation einen Stadtplan und einige Tipps, essen lecker und beschließen noch einmal wieder zu kommen. La Laguna gefällt uns richtig gut!
Anschließend haben wir noch einige kleine Besorgungen gemacht. Natürlich gibt es neben der ToDo-Liste auch eine Liste mit Dingen, die wir kaufen müssen oder wollen. Vom Bleiband, mit dem man normalerweise Gardinen beschwert, bis zu Knopfbatterien konnten einige Posten von der Liste gestrichen werden.
Da die Marina in Santa Cruz im Handelshafen liegt, haben wir Hafenkino der besonderen Art. Gerade ist ein holländischer Frachter aus dem benachbarten Becken ausgelaufen. Nobbi meldete „vier Mann auf der Brücke“. Vorher haben wir beim Verladen einer Baustellenausrüstung inklusive Kran und Wohncontainer zugesehen. Zum Nachbarbecken gibt es keinen Zaun, ein Paradies für „Schiffegucker“. Der Zoll patrouilliert zu Fuß, am liebsten zu dritt, und die Policia Portuaria fährt alle paar Minuten durch das Hafengebiet, um den schönen Pickup zu bewegen und die vielen Liebespaare zu beobachten.