Seit dem letzten Blogeintrag ist eine arbeitsreiche Woche vergangen. Als wir am Freitag am Fischereihafen waren und das schwimmende Auto für Aufregung sorgte, wollten wir uns eigentlich nur auf der Werft umsehen. Wir hatten Glück, ein anderes Schiff konnte seinen Termin am Montag nicht halten und so bekamen wir diesen Platz gleich am Montag. Das Wochenende verging schnell. Wir bereiteten alles für die anstehenden Arbeiten in der Werft zu und verbrachten einige Zeit bei der Kriminalpolizei. Von Nobbi wurde eine Zeugenaussage benötigt.
Als wir am Montag um elf Uhr, samt Schiff, an der Werft ankommen wartet der Travel-Lift bereits auf uns. Um Viertel nach elf ist Mari auf dem Trockenen, wird mit dem Hochdruckreiniger gewaschen und sicher abgestellt. Nun sind wir dran. Nobbi widmet sich dem Propeller, er wird poliert und abgeschmiert. Die Opferanoden am Propeller werden durch neue ersetzt. Dann verschwindet Nobbi im Schiff: unsere Stopfbuchse bekommt eine neue Packung. Ich rücke derweil den kleinen rostigen Stellen am Kiel zu Leibe. Hier wird der Rost entfernt (wie gut, dass wir die Drahtbürsten für die Bohrmaschine doch noch gefunden haben) und die Stellen mit Rostumwandler und hinterher mit Rostschutz gestrichen. Eine kleine Macke will gespachtelt werden, auch das ist meine Aufgabe. Schon sind wir bereit für das Antifouling, diesen Job teilen wir uns. Lose Farbe wird mit dem Spachtel abgekratzt, ein bisschen Anschleifen und schon wandert der erste Eimer Farbe aufs Schiff. 2,5 l giftige Farbe wird zunächst auf die Flächen gemalt, die besonders gerne bewachsen werden: den Wasserpass und das Ruder. Auf Spanisch heißt Antifouling Anticrustante, das kann man sich gut merken „gegen Krustentiere“. Zwischendurch frage ich an, ob ich ein Recht auf Pausen habe, zur Belohnung mehrere Tage Spa-Besuch bekomme oder wir auf Mari gewerkschaftlich organisiert sind. Die Antwort auf alle diese Fragen fällt negativ aus. Das Motto lautet „wer schneller schleift darf früher baden“ oder so ähnlich. Nach einer Dusche und einem Abendessen im Fischrestaurant fallen wir geschafft ins Bett. Leider ist die Nacht wenig erholsam. Mal abgesehen davon, dass es sehr warm ist, haben wir Besuch. Hungrigen Besuch. Lange hatten wir höchstens mal eine Mücke, nun kommen sie im Schwarm. Mitten in der Nacht hüllen wir Mari in Mosquitonetze und gehen auf die Jagd.
Dienstag geht es weiter. Die zweite Dose Antifouling wird auf Maris Bauch verteilt. Während Nobbi den Rumpf vom Gelbschleier befreit und wachst, bessere ich den blauen Streifen aus und repariere kleine Macken im Gelcoat. Mittwoch könnten wir eigentlich wieder ins Wasser, doch Nobbi hat zunächst einen Termin bei Gericht. Er macht sich stadtfein und fährt mit dem Bus nach Santa Cruz, ich beschäftige mich inzwischen damit, unseren rostfreien Edelstahl von Rostflecken zu befreien (Finde den Fehler!). Nobbi erlebt eine Vorverhandlung mit allem Drum und Dran: Richterin in Robe, Dolmetscherin, Gerichtsmedizinierin (alles fest in weiblicher Hand, nur der Gerichtsschreiber war ein Mann). Die Autofahrt ins Wasser war anscheinend kein Unfall. Dadurch, dass Nobbi jetzt vor Gericht ausgesagt hat, müssen wir nicht zur Hauptverhandlung bleiben, sondern dürfen weiter segeln wann immer wir möchten. Mittags ist Nobbi wieder da. Wir entscheiden uns erst am nächsten Morgen wieder ins Wasser zu gehen und haben so Zeit in Ruhe aufzuräumen und erneuern die Silikonfuge an unserer Spüle. Das neue Silikon liebevoll in der Küche zu verteilen ist ja kein Problem, aber das alte wehrt sich und will seinen Platz nicht verlassen. Schließlich haben wir genug gearbeitet und laufen nach San Andres zur Pizzeria, die kennen wir bereits vom Abend vorher.
Gestern Morgen, pünktlich um neun, werden wir wieder angehoben. Nobbi malt noch Antifouling an den Stellen wo die Stützen standen und dann sind wir fertig. Die Sicht ist fantastisch und vom Werftgelände können wir den Gipfel des Teide sehen, der von der Sonne angeleuchtet wird. Als Mari wieder schwimmt, fahre ich ganz langsam durchs Hafenbecken, während Nobbi die Bilgen kontrolliert. Kein Wasser im Schiff. Zum Glück! Auf dem Rückweg zur Marina lassen wir den Wassermacher laufen und checken um halb zwölf wieder in der Marina ein.
Insgesamt war das ein sehr erfolgreicher Werftbesuch. Antifouling anschleifen oder abkratzen steht auch weiterhin ziemlich weit oben auf der Liste der ungeliebten Arbeiten. Trotzdem, „Winterarbeit“ macht bei knapp 30 Grad mehr Spaß als bei 5, auch wenn es sehr schweißtreibend war. Die Farbe trocknet ruckzuck und die Spachtelmasse härtet bei Blickkontakt mit dem Härter. Mit der Werft „Varaderos Anaga“ waren wir sehr zufrieden. Unsere Mari wurde äußerst vorsichtig behandelt, der Chef spricht gut Englisch, alles hat sehr pünktlich geklappt, der Preis war absolut in Ordnung und wir konnten auf dem Boot schlafen und an der Werft duschen. Die kleine Werft ist äußerst lebendig, an fast allen Booten wird gearbeitet und es herrscht eine fröhliche Stimmung. Wir freuen uns, dass wir wieder schwimmen und haben als erstes den ganzen Werftstaub vom Schiff, aber auch von uns abgewaschen.
Heute waren wir mal wieder beim Schiffsausrüster, dort warteten unsere neuen Batterien bereits auf uns. Nachmittags wurden sie uns zum Schiff gebracht und Nobbi hat sie gleich eingebaut. Natürlich sind die Anschlüsse anders angeordnet als bei den Vorgängern, so dass es nicht ganz einfach war. Zuvor gab es Streicheleinheiten für den Motor: Ölwechsel, einen frischen Impeller und neue Diesel-Filter. Unsere ToDo-Liste wird langsam kürzer!
