Besuch in der Erdbeerhauptstadt

Der Wind weht aus West, da wir nach Westen wollen beschließen wir noch ein wenig in Mazagón zu bleiben und machen einen kleinen Ausflug nach Huelva. Der Bus hält ganz in der Nähe des Hafens und für 1,65 Euro gibt es fast eine Stunde Busfahrt. Zunächst geht es durch den Pinienwald, der bald von Erdbeerfeldern abgelöst wird. Erdbeeren unter weißen Planen soweit das Auge reicht. Huelva hat 145.000 Einwohner und ist eigentlich nicht für seine Erdbeeren bekannt, sondern genießt einen zweifelhaften Ruf. Es ist bekannt für seine Chemieindustrie, die Industrieanlagen sind unübersehbar. Zweifelhaft ist der Ruf, da Huelva die meisten Krebserkrankungen (bezogen auf die Einwohnerzahl) in Spanien haben soll und das Trinkwasser stark schwermetallbelastet sein soll. Wie immer bei solchen Informationen, ist es etwas schwierig, dazu Informationen aus seriöser Quelle zu finden. Sicher ist jedoch die glanzvolle Vergangenheit. Die Stadt ist mindestens 2000 Jahre alt, es gibt sogar Hinweise darauf, dass die Phönizier sich hier bereits vor 3000 Jahren tummelten. „Cristóbal Colón“ ist von Huelva aus gestartet als er Amerika „entdeckt“ hat und so gibt es gleich mehrere Colon-Denkmäler. Wir haben uns durch die Stadt treiben lassen, sind die Fußgängerzone auf und ab flaniert, haben versucht die beworbene Mosaikausstellung zu finden und sind stattdessen im Büro eines Fernsehsenders gelandet und haben lecker gegessen. Zum 525-jährigen Jubiläum der „Begegnung mit Amerika“ gibt es das ganze Jahr hindurch Veranstaltungen, Lesungen, Konzerte und Ausstellungen. Heute gab es einen Büchermarkt auf dem zentralen Platz mit einer Lesung und Signierstunde ein Fernsehkochs. Eine Lesung aus einem Kochbuch finde ich ganz lustig. Rezepte vorlesen könnte, je nachdem wie hungrig man ist, auch als Folter eingestuft werden. So schmutzig die Straßen auf dem Weg nach Huelva waren, so auffallend sauber war die Stadt selbst, insgesamt hat es uns gut gefallen. Zum Schluss noch einen Abstecher zur Kathedrale, zur Stierkampfarena und an den Fluss und schon wurde die Zeit knapp und wir mussten uns beeilen unseren Bus zu bekommen.
Auf dem Rückweg zum Boot haben wir 2 kg Erdbeeren aus Huelva für 2,80 Euro gekauft, weder beim Essen noch beim Rote-Grütze-kochen werde ich über Schwermetalle nachdenken.