Wir haben heute unseren Mast gewaschen, eine selten blöde Beschäftigung. Nach den stürmischen Tagen ist die Ostseite von allem mit einer salzig, sandigen Schicht bedeckt. Jeder Draht und jede Leine hat diese Schicht und natürlich auch unser Mast, unser Windgeneratormast und unsere Vorsegelrollanlage. Nobbi ist also mit samt dem Wasserschlauch in den Mast geklettert und hat unser Schiff von oben nach unten gewaschen. Ich hatte die wesentlich trockenere Aufgabe ihn von unten zu dirigieren „da, unter dem Radar noch ein bisschen“ und „die Saling ist ganz außen noch sandig“. Auf den andern Schiffen gab es ähnliche Aktionen zu bewundern, unsere finnischen Nachbarn hatten ein ganz ausgeklügeltes System und waren nicht nur mit Wasserschlauch, sondern auch mit Eimer und Wischmopp im Mast. Am Nachbarsteg wurde ein System etabliert, wo der Schlauch in den Mast gezogen und mit einer zweiten Leine gesteuert wurde. Unser Schiff ist wieder weitgehend sauber, das Vorsegel wieder angeschlagen und die gebrochene Halterung der Wetterfaxantenne wurde auch erneuert. Nachmittags haben wir einen langen Strandspaziergang gemacht und uns von Cádiz verabschiedet.
Hier ist die Kreuzfahrtsaison ausgebrochen, jeden Tag liegt ein anderes Schiff an der Kreuzfahrerpier. Vor drei Tagen lag dort die Club Med 2, ein Segelkreuzfahrer, der vier Masten mehr hat als wir, gestern war es „Mein Schiff 5“ und heute ein kleines Luxuskreuzfahrtschiff. Die „Mein Schiff 5“ haben wir nicht nur morgens beim Festmachen beobachtet, wir haben einen Teil der Passagiere auch in Sevilla wieder gesehen. Nach den windigen Tagen, in denen wir viel Zeit an Bord verbracht haben, stand uns der Sinn nach ein wenig Sightseeing. So sind wir gestern ausnahmsweise vor dem Sonnenaufgang aufgestanden und haben den Zug nach Sevilla genommen. Sevilla hat uns wieder genauso gut gefallen wie bei unserem ersten Besuch, inzwischen blühen überall in den Straßen die Bäume und machen die Stadt noch schöner. Vormittags haben wir uns zunächst das Flamenco-Museum angesehen und nach einem Picknick auf einem der Plätze mitten in der Stadt haben wir uns in die Schlange des Alcázar, des mittelalterlichen Königspalastes, gestellt. Das Schlange stehen hat sich gelohnt, der Palast ist mit seinen vielen maurischen Elementen und den schönen Gärten beeindruckend. Wenn sich der spanische König in Sevilla aufhält residiert er in diesem schönen Schloss, würde ich auch machen, wenn ich König wäre. In einem Park mitten in Sevilla fand eine Ausstellung andalusischer Pferde mit Körungen und Wettbewerben in verschiedenen Disziplinen statt. Dort haben wir den Tag ausklingen lassen. Uns wurde andalusische Reitkunst vom Feinsten geboten und außerdem konnte man an den Boxen entlangspazieren und die schönen Pferde bewundern. Ich habe die Gelegenheit genutzt und so viele Samtnasen wie möglich gestreichelt. Rechtzeitig zum Sundowner waren wir dann wieder an Bord zurück.
