Für die nächsten Tage ist Wind angesagt, viel Wind. Deshalb entschließen wir uns Gibraltar hinter uns zu lassen und die nächsten windigen Tage woanders zu verbringen. Wir wollen die Düse von Gibraltar, wo es fast immer sehr windig ist endlich wieder verlassen.
Bei der Ausfahrt aus der Bucht von Gibraltar wurde uns einiges geboten. Direkt über unserem Kopf tauchte ein Flugzeug, das im Landeanflug war, durch die tiefe Wolkendecke, startete durch und verschwand wieder in den Wolken. An der Kreuzfahrerpier lag die „Mein Schiff 4“, leider kein schöner Tag für einen Kurzbesuch des Rocks, wurde er doch von dunklen Wolken eingehüllt. Mitten in der Bucht, zwischen all den Fähren, Tankern und einigen besonders interessanten Schiffen, wie einem eleganten Kühlschiff oder einem Frachter, der lauter Motoryachten an Deck sehen hatte, schwamm ein Mondfisch, der uns zum Abschied gewinkt hat.
Für uns ging es nach Westen wieder in den Atlantik, das Tagesziel war Barbate. Da fünf Windstärken angesagt waren und wir die „Düse“ bei Tarifa schon kennen, haben wir gleich ein Reff ins Groß eingebunden. Letztendlich war der Wind jedoch deutlich stärker als wir gedacht hatten, wir hatten satte sieben Windstärken in Böen acht aus Ost. Als der Wind mehr wurde haben wir unsere Fock ganz weggerollt und das 2. Reff ins Groß gebunden, so konnten wir den Wind gut händeln, selbst das Halsen war unproblematisch, aber aufregend war es schon.
Wie schnell man sich an neue Verhältnisse gewöhnt, ich habe fast die ganze Zeit gesteuert und hatte zunächst gewaltiges Herzklopfen. Nach einiger Zeit war ich immer froh, wenn wir „nur“ 30 Knoten Wind hatten (das sind immer noch sieben Windstärken). Hinter Tarifa war der Wind weniger böig, kam nicht mehr direkt von achtern, wir konnten die Fock wieder etwas ausrollen und das Segeln war entspannter. Kurz vor Barbate hat Rasmus uns dann doch noch einen Streich gespielt. Der Wind nahm ab, es wurde warm im Cockpit und wir hatten nur noch drei Windstärken, also haben wir ausgerefft, die Fock ganz ausgerollt und es uns gemütlich gemacht, plötzlich hatten wir wieder 7er Böen. Schnell runter mit dem Segel. Zwischen den Böen konnten wir dann auch unser Vorsegel wegrollen und als wir nach Barbate in den Hafen gefahren sind war es wieder ganz ruhig. Unsere neue Rollanlage hat ihren Test bestanden, sie rollt ganz wunderbar, und unsere Mari hat mal wieder gezeigt, dass sie sich nicht so leicht beeindrucken lässt. Den ganzen Tag sind wir parallel zu einem deutschen Katamaran gesegelt, beide Boote waren fast gleich schnell und so sind wir auch zusammen in Barbate angekommen. Wir wurden von der Crew eingeladen und haben gemeinsam auf das gute Ende des aufregenden Segeltags angestoßen. So anstrengend so ein Tag ist, haben wir doch noch mehr Vertrauen in unser Schiff und uns gewonnen und werden das nächste Mal bei viel Wind denken „bei Tarifa hatten wir auch so viel Wind“.
Wer sich einen Eindruck von der „Düse“ in der Straße von Gibraltar verschaffen möchte, oder sich generell für Wetter interessiert, dem empfehlen wir die kostenlose App Windytv. Sie ist gut geeignet um sich die Lage der Windsysteme weltweit anzusehen und eine Vorhersage für die nächsten 10 Tage gibt es auch.
Heute hatten wir Kontrastprogramm gebucht, ein gemütlicher Segeltag. Der Wind kam genau von hinten, deshalb haben wir unsere Fock ausgebaumt und sind im „Schmetterling“ dahin geschaukelt. Ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch. Ich hatte gestern zu viel Sonne und habe deshalb den ganzen Tag brav meinen Tilleyhat getragen. Zwar muss ich immer an „Linnea- und die schnellste Bohne der Stadt“ denken, wenn ich den Hut aufsetze, aber er beschattet mich zuverlässig und bleibt auch bei Segelmanövern auf dem Kopf. Nachmittags ist der Wind eingeschlafen, zwar mussten wir deshalb die letzten zwei Stunden motoren, hatten aber auch noch Gelegenheit zu einem Badestopp. Das Wasser hat so türkis-blau geleuchtet, da konnten wir nicht widerstehen. Inzwischen haben wir fast 20 Grad Wassertemperatur, wundervoll! Nun liegen wir wieder in Cádiz. Hier bleiben wir, bis der starke Wind vorbei ist und hoffen dann auf gutes Wetter um nach Madeira zu segeln.
