Stürmische Zeiten

Am Montag haben wir unseren Sommerurlaub im Mittelmeer beendet und haben uns wieder nach La Linea verholt. Wir liegen am gleichen Steg wie vor einer Woche mit Blick auf Gibraltar, falls der Felsen nicht gerade von einer Wolke verschluckt wird.
Montag war das Wetter noch ganz nett, nicht mehr so warm wir die letzte Woche, aber sonnig und mit moderatem Wind aus West. Wir haben den Felsen schnell umrundet, hatten Besuch einer Gruppe kleinerer Delfine, haben einen Mondfisch und einen großen Raubvogel gesehen, haben uns zwischen den großen Schiffen durchgeschlängelt und waren am frühen Nachmittag im Zielhafen. Uns wurde wieder einiges geboten, ein Bunkerboot was direkt neben uns ablegt und auf uns zudreht, ein Tanker der Ankerauf geht und „Gibraltar Customs“ hat mit seinem Boot a ein Kringel um uns gefahren.
Seit Dienstag ist das Wetter grausam. Es weht aus Ost und ist sehr böig. Am Dienstag hatten wir 6 Windstärken mit 8er Böen, abends nahm der Wind zu. In der Nacht von Dienstag erreichte der Wind seinen Höhepunkt mit Böen von 56 Knoten, das sind 11 Windstärken. Gestern hatten wir den ganzen Tag 7 bis 8 Windstärken mit 10er Böen. Der Ostwind hat uns nach einem nächtlichen Hagelschauer auch wieder eine Ladung Saharasand gebracht, so dass nun wieder alles mit einer braunen Schicht überzogen ist. Wir haben am Montagnachmittag unsere Fock abgeschlagen und unter Deck gestaut, darüber sind wir jetzt froh, so war sie weder dem starken Wind ausgesetzt, noch dem Sand. Bei anderen Booten gab es ein paar kleinere Schäden, wie die eine oder andere zerrissene Persenning, aber es gab auch ein paar größere Schäden. Bei einem deutschen Schiff ist der Besanmast umgefallen. Natürlich ist es für den Besitzer vielleicht besser, dass das jetzt im Hafen passiert ist und nicht auf See, trotzdem braucht man so etwas wirklich nicht. Es gibt Erfahrungen auf die ich gerne verzichten möchte, ein gebrochener oder umgefallener Mast gehört unbedingt dazu.
Nicht nur den Seglern schlackern die Ohren bei so viel Wind. Die großen Schiffe, die im Osten von Gibraltar lagen sind Anker auf gegangen. Bei 4 m Welle und so starkem auflandigen Wind wird es auch auf 300m langen Containerschiffen ungemütlich und irgendwann gefährlich. Gestern war auch der Flughafen von Gibraltar geschlossen, die Brandungswellen liefen auf der Ostseite bis auf die Landebahn. Allerdings ist der Flughafen häufiger geschlossen, so dass die Information, ob von Gibraltar geflogen wird, zum ganz normalen Radioprogramm gehört.
Dienstag hatten wir beschlossen, dass das Wetter gar nicht so schlecht ist und wir einen Spaziergang nach Gibraltar machen könnten. Kaum unterwegs sind wir wieder umgekehrt, wer nach Gibraltar will muss seinen Pass dabei haben. Der einsetzende Nieselregen wurde bald stärker, nach einiger Zeit waren wir klatschnass, haben sogar auf dem Pub-Besuch verzichtet und es uns auf Marisol gemütlich gemacht. Nicht nur Hosen, Jacken, Strümpfe und Schuhe mussten getrocknet werden, auch die Pässe wurden erst getrocknet und dann unter einem dicken Buch einigermaßen wieder in Form gebracht.
Gestern war es zwar den ganzen Tag sehr windig, dafür aber trocken. Wir haben unsere Gibraltar-Erkundung fortgesetzt und waren im Museum. Das Museum ist klein und die Ausstellung ein wenig durcheinander, trotzdem hat es uns gefallen, lernt man doch viel über die Neandertaler, die hier in einer Höhle bis vor 30.000 Jahren gelebt haben.
Gibraltar hat einen hohen Unterhaltungswert. Das liegt auch daran, dass wir das Radioprogramm verstehen. Am Montag war Feiertag. Da anscheinend viele Gibraltarer nach Spanien gefahren sind, kam es am Montagabend zu einem Stau an der Grenze. Zwei Stunden hat man abends gebraucht, um mit dem Auto über die Grenze zu kommen, wir haben das wütende Hupen bis in den Hafen gehört. Seit dem wird dieser Stau im Radio diskutiert, wie kann es sein, dass die Polizei so lange braucht für die Kontrollen? Ist das Schikane? Die ehemaligen Frankfurter an Bord finden das ziemlich lustig. Auch sonst gibt es in Gibraltar viele Kuriositäten. Zum Beispiel eine eigene Währung. „Elizabeth II Queen of Gibraltar“ ziert die Münzen und das Gibraltar-Pfund ist direkt ans britische Pfund gekoppelt. Man kann mit britischen Pfund bezahlen, mit dem Gibraltar-Pfund jedoch nicht in Großbritannien. Eigentlich wird überall auch der Euro akzeptiert, wenn auch manchmal zu abenteuerlichen Umrechnungskursen. Bei Automaten hingegen ist der Euro-Zahler im Vorteil, da kann man häufig wahlweise einen Euro oder ein Pfund einwerfen. Die Briefkästen präsentieren sich sehr royal, es gibt nicht nur Briefkästen mit der Queen, auch der kleine George ziert einen Briefkasten in Gibraltar. Autos fahren in Gibraltar rechts, genau wie in Spanien, Fußgänger werden beim Überqueren der Grenze jedoch aufgefordert links zu laufen „Keep left“. Mir ist das egal, ich kann links und rechts sowieso nicht unterscheiden.
Heute ist graues Schmuddelwetter und wir haben „nur noch“ 6 Windstärken mit 8er Böen. Zum Wochenende soll das Wetter besser werden und in Gibraltar wird St. Patrick‘s Day gefeiert.