Eigentlich wollten wir nicht ins Mittelmeer…

Nach windigen Tagen in La Linea entschlossen wir uns noch einen Tag zu bleiben. Am Sonntag haben wir uns ein wenig La Linea angesehen, sind um die Stierkampfarena gelaufen und den Strand entlang. Wirklich schön ist die Stadt nicht und selbst direkt am Strand gibt es eine Menge heruntergekommene Häuser. Auf unserem Rückweg zur Marina haben wir dann noch das letzte Aufbäumen des Karnevals erlebt, der am Sonntag endete. Alle Kinder waren noch einmal verkleidet unterwegs und sprühten alles, was sich nicht bewegt oder nicht schnell genug wegläuft, mit Luftschlangen aus der Dose ein.
Gestern ging es weiter. Wir sind nach Estepona gesegelt und sind nun im Mittelmeer. Ursprünglich wollten wir hier gar nicht hin, heißt es doch: „Kaum bist du im Mittelmeer, hast du keine Mittel mehr“… Aber nun hat es eben gepasst und wir haben uns in La Linea einen Revierführer und Seekarten gekauft. Die Costa del Sol bekämpft nun mit phantastischem Wetter meine Vorurteile gegen das Mittelmeer im Allgemeinen und die spanische Mittelmeerküste im Besonderen. Gestern sind wir flott um Gibraltar herumgesegelt. Zunächst hat Felsen uns wieder mit seinen starken Fallböen geärgert und wir haben nicht nur gerefft, sondern zeitweise sogar das Vorsegel weggerollt. Aber dann sind wir fast bis Estepona wunderbar gesegelt. Kurz vorm Ziel wurde der Wind plötzlich abgeschaltet, als hätte einer einen Schalter umgelegt. Mit 6 Knoten sind wir entspannt gesegelt, als das Boot plötzlich anfängt zu rollen und die Segel schlagen. Der Wind war wohl verbraucht. Das war lustig. Der Ort Estepona hat uns ganz gut gefallen, alles Apartmenthäuser, die aber bewohnt sind. Tatsächlich gab es kein verfallenes oder leerstehendes Haus in Strandnähe und Blumen in den Straßen. Mal eine schöne Abwechslung. Nobbi hat abends noch ein unfreiwilliges Bad genommen. Er hatte seine Sonnenbrille neben dem Boot „abgelegt“ und wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Der kleine Tauchgang war sofort erfolgreich und bei fast 18 Grad auch nicht unangenehm – halt wie die Ostsee im Sommer.
Heute hatten wir gar keinen Wind. Aber soll ich mich darüber bei 23 Grad und strahlender Sonne beschweren? Wir sind die 12 Meilen nach Puerto Banús motort und haben die Sonne genossen. Der Hafen ist ziemlich voll, doch wir sind anscheinend das einzige Boot auf dem heute Abend jemand schläft. Die meisten Boote hier sind Motoryachten zwischen 5 und 50m. Um den Hafen gibt es Restaurants und Geschäfte, teure Geschäfte, Versace und Co, die ideale Kulisse um sich angucken zu lassen. Seinen Bentley parkt man in zweiter Reihe, dann kommt er besser zur Geltung. Hier wird also ordentlich gezeigt und geprotzt. Insgesamt ist das hier eine Art Zoo, wir haben beschlossen wir sind die Besucher und gucken Leute an. Wenn man schon ein paar Millionen übrig hat sich so Motorboot zu kaufen, kann man dann nicht auch seine Steuern bezahlen? Warum muss das Ding dann unter Panama-Flagge fahren. Armselig. Übrigens, falls jemand Interesse hat an einem alten gebrauchten Motorboot, die örtlichen Yachtmakler haben zwischen zwischen € 500.000 und 6 Mio einige Schnäppchen im Angebot.
Um die Duschen zu finden mussten wir ein wenig suchen. Es scheint eher die Ausnahme zu sein, dass da jemand hin möchte, man muss über das Werftgelänge laufen. Dafür sind sie extrem chic und auf Hochglanz poliert, wenn sie jetzt auch noch heiß sind bin ich begeistert. Das weiß ich allerdings erst morgenfrüh. Ein paar Irritationen gab es auch als wir einen Adapter angeboten bekamen, hier gibt es ganz merkwürdige Stecker, die uns bisher noch nie begegnet sind, da passt unser Eurostecker nicht. Der Adapter entpuppte sich nicht als Adapter, sondern als ein Stecker, den wir an unser Kabel hätten anschrauben sollen. Also unseren Stecker abbauen und den anderen Stecker anbauen. Für eine Nacht ein bisschen übertrieben, wir haben darauf verzichtet.
Wir sind ein bisschen am Strand entlang gelaufen, der sehr schön ist, und haben im Ort auch tatsächlich einen ganz normalen Supermarkt gefunden. Einen Nachteil hat dieser Frühsommer der hier gerade über uns hereinbricht jedoch, wir jagen gerade Mücken.
Morgen geht’s dann weiter, mangels Wind wird es vermutlich wieder nur eine kleine Etappe.