Samstag und Gestern haben wir uns also in Karnevals-Getümmel gestürzt. Die Stimmung war sehr friedlich und fröhlich. Neben Verkleidungen sind beim Karneval in Cádiz die Lieder das Wichtigste. Schon in den Tagen zuvor beginnen die Wettbewerbe im Theater und während des Karnevals treten ständig irgendwo Gruppen auf, die ihre selbst geschriebenen Lieder präsentieren. Es gibt unterschiedliche Kategorie, die meisten Lieder sind satirisch oder lustig. Natürlich haben wir fast nichts verstanden, gefallen hat es uns trotzdem. Neben den offiziellen Gruppen die auf den Bühnen überall in der Stadt singen, gibt es die ‚illegales‘ und die machen den eigentlichen Reiz aus. Sie ziehen durch die Stadt und singen, an Straßenecken oder einfach mitten in der Gasse. Man läuft also durch eine Gasse und kommt nicht weiter, weil eine Gruppe grüner Insekten gerade singt und sich eine Menschentraube gebildet hat. Gegessen und getrunken wird natürlich auch. Das Bier wird in praktischen 1,1l Flaschen verkauft. Von den Verkleidungen hat mir am besten die Gruppe Flamingos gefallen und die Familie Supermänner. 15 Personen, vom Baby bis zur Oma, alle im gleichen Kostüm, das sah so süß aus! Das häufigste Kostüm, neben Bananen, waren als Frauen verkleidete Männer, allerdings ließen die Kostüme doch häufiger auf ein erschreckendes Frauenbild schließen… Am meisten Fans hatte der junge Mann der mitsamt seiner Dusche durch die Stadt gezogen ist, alle Frauen wollten mit ihm duschen.
Gestern war der große Umzug, um 17.30 h sollte es so weit sein, wir sind der Masse hinterhergelaufen und haben so die richtige Straße gefunden und uns dann in die wartende Menge an den Straßenrand gestellt. Die Cádizer Karnevalsfans sind hartgesottene Warter. Der Zug war um viertel vor acht endlich zu sehen, leider war es da bereits dunkel, zwar waren die Wagen beleuchtet, doch die Kostüme der Fußgänger konnte man nicht so gut sehen. Um zehn waren wir mit platten Füßen wieder Zuhause, gleichzeitig mit uns kam die Kuhherde vom Nachbarboot nach Hause. Die Männer waren als Kuhhirten verkleidet, die Frauen als Kühe… Andere haben wesentlich länger gefeiert, die Crew eines anderen Boots kam um sechs nach Hause, die Musik im Festzelt ging bis um sieben und heute Morgen, als wie duschen gegangen sind, kamen einige gerade zurück zu ihren Wohnwagen. Aus mir wird kein Karnevalist mehr, aber Spaß gemacht hat es trotzdem und wenn ich mich mal verkleiden muss gehe ich als Flamingo oder eben als Clownfisch…
Manchmal wenn wir spazieren gehen erfinden wir Krimihandlungen, mit dem Mord auf Langör zum Beispiel sind wir sehr weit gekommen. Vor ein paar Tagen hatten wir über einen Cádizkrimi der im Karneval spielt nachgedacht. Gestern war die Leiche dann keine Einbildung mehr. Als wir Mittags von einem kleinen Spaziergang wiederkamen erzählte der Hafenmeister uns etwas, wovon wir das meiste nicht verstanden haben, aber ‚muerte‘ war eindeutig. Die Guardis Civil war in Aufregung, die Besatzung vom Rettungskreuzer trug weiße ‚Seuchenanzüge‘, die Polizei kam mit Blaulicht. Schließlich fuhr der Rettungskreuzer raus, kam kurz darauf wieder und lud ein winziges Boot und eine Leiche auf dem Steg ab. Natürlich wissen wir nicht was passiert ist und wer der Tote ist. So traurig die Situation ist, dadurch dass der ein oder andere anscheinend aus dem ‚Frei‘ gerufen wurde wirkte es ziemlich skurril. Neben einem ziemlich genervten Staatsanwalt, war ein Henker dort, der irgendwas unterschreiben musste, die Rolle von Robin Hood blieb jedoch unklar.
Heute sind wir tatsächlich weiter gefahren! Nach 17 Tagen in Cádiz war es Zeit weiterzuziehen. Bei der Ausfahrt aus Cádiz hatten wir noch einmal Gelegenheit einen Blick auf den berühmten Strand La Caleta zu werfen und haben ein abweisendes Amerikanisches Kriegsschiff getroffen. Die Amerikaner haben eine Basis in der Bucht von Cádiz und kreuzen dort fleißig auf und ab, aber immer ganz geheim mit ausgeschaltetem AIS. Unterwegs konnten wir schön segeln, leider jedoch nicht die ganze Zeit. Dafür hatten wir heute die bisher schönste Delfinbegegung. Zwei große Tiere haben uns nicht nur begleitet, sondern sind lange in unserer Bugwelle geschwommen, direkt unter dem Bugkorb und haben uns angeguckt. Wir haben schon große Herden gesehen, mit vielen Tieren, oder welche die ganz lange geblieben sind, aber noch nie hatten wir so stark das Gefühl, dass die Kontakt zu uns aufnehmen. Sehr berührend, es gibt wohl wenig was so direkt ins Herz geht, wie das Treffen eines Delfins. Morgens war es ziemlich diesig, nachmittags wurde die Sicht jedoch besser und wir konnten bis nach Marokko gucken. Jetzt sind wir in Barbate, einem mäßig charmanten Hafen. Man liegt hier sicher, auch wenn die Wellen schon bei wenig Wind über die Mole spritzen, aber kuschelig ist es hier nicht. Der Hafen ist ziemlich leer, das Gebäude in dem die Duschen sind wurde drei Nummern zu groß geplant, es ist zweigeschossig und wartet auf Läden die dort einziehen, allerdings nicht erst seit gestern. Wir sind um den Hafen herum zur Strandpromenade gelaufen, auf der anderen Seite des Hafens befindet sich ein bisschen Fischerei, die Strecke dazwischen wirkt verlassen und ich möchte da nicht im Dunkeln spazieren gehen. Die Strandpromenade war belebt und der Strand ist schön, leider flog aber überall ziemlich viel Müll rum. Der Strand wandert langsam über die Promenade und den Hafen, überall ist feinster weißer Sand.
Falls das Wetter keine Überraschungen parat hat, geht´s morgen weiter.