Wir haben unsere Abfahrt aus Lagos kurzer Hand vorverlegt und sind gestern bereits ausgelaufen, statt wie geplant heute. Das war eine gute Entscheidung. Gestern war es sonnig und heute hingegen grau und regnerisch. Ein merkwürdiges Gefühl war es schon Lagos und die Seglergemeinschaft dort zu verlassen. Von Lagos nach Albufeira sind es nur 20 Meilen, eine gute Distanz für den ersten Tag nach längerer Pause. Leider verlief die Fahrt nicht ganz so ereignisreich, wie wir uns das gewünscht hätten. Unser Navigationsprogramm ist ungefähr alle 20 min abgestürzt und nach ungefähr zwei Stunden hörten wir das durchdringende Piepen vom Wasseralarm. Nicht schon wieder! Nach kurzer Zeit konnte Nobbi Entwarnung geben, die Stopfbuchse ist dicht, es tropft Wasser aus dem Schnüffelventil im Kühlkreislauf des Motors, alles nicht so schlimm. Bei der Einfahrt nach Albufeira machte der Hafen einen netten Eindruck, er liegt sehr geschützt. Das Hafenbecken ist umgeben von bunten Häusern. Auf der Südseite stehen zwei Reihen Einfamilienhäuser, auf der Nordseite Seite ein riesiger Block mit Wohnungen und Geschäften und auf beiden Seiten hat man sich farbig ausgetobt rosa, blau, gelb, orange, grün, mint.
Bei einem abendlichen Spaziergang wird klar wie leer es hier ist. Das gerade keine Saison ist und die Ferienwohnungen leer stehen ist das eine, doch auch die Geschäfte stehen leer, in der Ladenzeile an der Straße stehen mindestens die Hälfte der Läden leer. In dem großen Wohnkomplex an am Hafen sieht die erste Etage aus, als wäre sie nie richtig fertiggestellt worden, sollten wohl Büroräume werden. Das Gebäude verfügt über eine Tiefgarage mit 1000 Parkplätzen. Gestern Abend war sie leer. Eine wunderbar surreale Szene: es ist schon fast dunkel, die Straßen sind, bis auf Nobbi und mich, verlassen, die Palmen rascheln im Wind, ein leerer roter Hop-on-hop-off-Touristenbus mit blauer Beleuchtung hält an einer Station, öffnet die Türen, schließt sie wieder und fährt weiter.
Oberhalb vom Hafen gibt es ein großes Areal mit Bauruinen, von weitem dachten wir, dass neue Ferienwohnungen gebaut werden. Doch bei näherer Erkundung stellen wir fest, dass schon meterhohe Bäume in den Ruinen wachsen. Daraus kann man ableiten, wie lange es her ist, dass die Bauarbeiten aufgegeben wurden. Hier ist die Immobilienbranche anscheinend seit Jahren in der Krise.
Als wir wieder zurück an Bord kamen, wartete eine unliebsame Überraschung. Die Bilgepumpe lief. Die Stopfbuchse leckte fleißig, so hatten wir uns das nicht vorgestellt. Nobbi hat sie also jetzt fester gezogen, jetzt tropft sie nicht mehr. Wir sind gespannt, wie es sich jetzt während der nächsten Motorstunden verhält.
Heute Vormittag haben wir uns den Ort angesehen, der etwas östlich vom Hafen liegt. Albufeira ist ein riesiger Touristenort mit vielen Hotels und Apartmenthäusern. Unser Eindruck war gemischt, gerade im Osten des Ortes gibt es viele gepflegte Ferienanlagen, weiter in der Ortsmitte gab es einige Läden deren Schilder „closed Holidays!“ nicht den Eindruck machten dort seit einigen Wochen, sondern eher seit einigen Jahren zu hängen. Neben einigen ziemlich herunter gekommenen Häusern finden sich aber auch immer wieder Schmuckstücke. Albufeira hatte es heute aber auch schwer, der Himmel wurde immer grauer und als der Nieselregen in Regen überging sind wir den Rückweg angetreten.
Den Nachmittag haben wir bei Regen im Boot verbracht, abends sind wir noch einmal um die Marina gelaufen. Oben auf den Klippen mit Blick aufs Meer stehen die teuren Villen, von denen viele unbewohnt scheinen, nur 50 m entfernt hausen Menschen in Ruinen, die nicht mal ein Dach haben, geschweige denn Fenster oder gar fließend Wasser.
Wenn uns das Wetter morgenfrüh gefällt, fahren wir weiter. Übrigens, neu in der Aalgalerie ist der Portug Aal von Wiebke und Ralf, eine tolle Idee!
