Von Sines aus haben wir einen langen Schlag an die Algarve gemacht. Wir wollten gerne bei Tageslicht um das Cabo de Sao Vicente segeln und sind daher früh aufgestanden und um 6 h ausgelaufen. Der Himmel war dunkel und wolkenverhangen, und aus einem abziehenden Gewitter blitzte es heftig. Kein romantischer Morgen und auch relativ kalt, also sind wir mal wieder in vollem Ölzeug gesegelt. Nach einiger Zeit sahen wir es vor uns blitzen, noch ein Gewitter? Nein, Mündungsfeuer! Das hatten wir auch noch nicht. Anscheinend eine Übung. In der Seekarte gab es nur die Bemerkung, dass man an der gesamten Küste Ausschau nach U-Booten halten soll und dass normalerweise nur Übungen stattfinden, wenn keine anderen Schiffe unterwegs sind. Klingt beruhigend. Tatsächlich wurde das Feuer eingestellt als wir näher kamen. Ich denke die ganze Zeit darüber nach, wie ich ein U-Boot sehen soll, ich dachte das ist der Witz beim U-Boot, dass ich es nicht sehen kann. Und was hat Nobbi vorhin vorgelesen? Es gibt mehr Flugzeuge im Meer, als U-Boote im Himmel.
Nachdem wir erst wenig Wind hatten wurde es im Laufe des Tages immer mehr, so dass wir einen schnellen Segeltag hatten. Wieder wurden wir von vielen Delfinen begleitet, die so nah neben dem Boot schwimmen, dass man das Gefühl hat sie anfassen zu können. Nachmittags binden wir ein Reff rein, wir sind ein eingespieltes Team, es klappt in unter 2 min. Am Cabo de Sao Vicente, dem Südwest-Zipfel Europas, nimmt der Wind weiter zu. Diese Kaps sind tückisch, das kennen wir mittlerweile, wir binden ein 2. Reff ein und werden von den Kreuzseen durchgeschüttelt, bis wir Landschutz haben. Kurz hinter Sagres ankern wir in der Bucht von Baleeira. Wir freuen uns endlich mal wieder zu ankern und verbringen eine ruhige Nacht unter sternklarem Himmel.
Am nächsten Morgen genießen wir die Vorteile des Ankerns und gehen ganz in Ruhe baden. Das Wasser hat noch immer fast 18 Grad, für Ostseebader ist das Sommer. Außerdem nutzen wir die Gelegenheit uns mit der Tauchmaske das Schiff von unten an zusehen. In Sines hatten wir diese Knusperfische, die an Maris Buch geknabbert haben, deshalb dachten wir, dass wir vielleicht starken Bewuchs haben, doch das Unterwasserschiff sieht gut aus. Die Knusperfische sind ganz kleine silberne Fischchen, am Ankerplatz haben wir sie beim Knabbern beobachtet. Ob sie sich am Antifouling berauschen?
Nach Lagos ist es nicht weit, nur 15 Meilen, wir segeln bei wenig Wind, mit bummeligen 2 bis 3 Knoten, als an Bord eine Diskussion entsteht, ob es sich lohnt den Blister zu setzten. Der Blister wird schließlich aus der Achterkammer gezerrt und gesetzt, belohnt werden wir mit wunderbarem Segelspaß und bis zu 6 Knoten Fahrt. Wir genießen jede Minute dieses wundervollen Segeltags und wenn Lagos noch ein bisschen weiter entfernt gewesen wäre, hätten wir unsere britischen Freunde mit ihrem viel größeren Boot sicher noch eingeholt…
Bisher hatten wir mit Fischern überhaupt keine Probleme, im Gegenteil, häufig änderten sie ihren Kurs um uns Platz zu machen. Auf dem Weg nach Lagos hatten wir jedoch ein unerfreuliches Erlebnis. Während wir sehr langsam segeln, fährt ein Fischer langsam in einigem Abstand neben uns her, wirft eine Boje über Bord, dreht auf uns zu und gibt Gas. Das wird knapp, zu knapp. Wir starten den Motor. Ein winkender Fischer erscheint auf der Brücke, dreht ab und passiert uns ganz eng. Der Abstand betrug keine 20 m mehr. Ob wir es geschafft hätten aus dem Weg zu kommen, wenn er nicht doch noch auf der Brücke aufgetaucht wäre?
Nun liegen wir in Lagos. Hier ist viel los, der Hafen ist gut belegt und fest in britischer Hand. Es fühlt sich ein bisschen an wie im Schrebergarten, aber ein sehr netter Schrebergarten. Man trifft sich zu allen möglichen Aktivitäten, wenn man möchte. Viele haben beschlossen den Winter hier zu verbringen und richten sich entsprechend ein. Wir fühlen uns gleich wohl, uns gefällt das quirlige hier, nachdem die letzten Häfen doch schon recht ruhig waren. Wir treffen verschiedene Segler wieder, die wir zuvor in anderen Häfen kennengelernt haben. Die Sonarosa, mit der wir einen lustigen Abend in Sines verbracht haben, ist auch hier und unsere Stegnachbarn kennen wir aus der Ostsee.
Unsere Stopfbuchse leckt immer mehr, Nobbi hat sie schon ein paar Mal nachgezogen, doch nun sind wir am Ende. Wir brauchen eine neue Dichtung. Eigentlich nicht schlimm, aber für den Wechsel der Packung müssen wir aus dem Wasser. Glücklicherweise gibt es hier eine Werft, bei der wir aus dem Wasser gehoben werden können. Zunächst war gestern geplant. Gestern war sehr viel Wind, deshalb sind wir morgens nochmal zur Werft gelaufen und haben nachgefragt, ob sie denken, dass das bei dem starken Wind eine gute Idee ist. Dabei stellte sich heraus, dass heute Feiertag ist und dass wir deshalb erst am Freitag wieder ins Wasser gekrant werden können. Wir möchten aber nicht länger auf dem Trockenen bleiben als nötig, also Freitag. Freitag ist aber Freitag… und nun haben wir einen Termin für Montag. Da sind wir uns allerdings nicht ganz sicher ob das mit der Tide passt, anscheinend können wir bei Niedrigwasser nicht gekrant werden. Wir gehen also morgen nochmal rüber und lassen uns den Termin für Montag bestätigen.
Bis Dienstag sind wir also mindestens hier. Die Zeit hier nutzen wir für die Fortsetzung des Wohlfühlprogramms für Mari. Gestern wurde die Achterkammer ausgeräumt, geputzt und wieder eingeräumt. Nobbi hat den Motor ausgiebig gestreichelt, inklusive Ölwechsel und Wechsel des Öl- und Dieselfilters. Heute wurden einige Schrauben im Spibaum durch Nieten ersetzt und Leinen angeschlagen, so dass wir unseren Spibaum unabhängig von der Schot fixieren können. Das Lümmellager (da wo der Baum am Mast befestigt ist) hat neue Teflonscheiben und quietscht nun hoffentlich nicht mehr und die Steuerbord-Seite des Rumpfs wurde entgilbt.
Wir haben hier nicht auszustehen und sehen dem unfreiwillig verlängerten Aufenthalt hier gelassen entgegen. Lagos ist nett und wir hatten heute fast 20 Grad und saßen mit T-Shirt und kurzer Hose im Cockpit. Rotweinabende mit anderen Seglern mindern das Leid und die wunderschöne Küste möchte in den nächsten Tagen von der Landseite erkundet werden.
