Hafentage in Lagos

Schon zehn Tage sind wir hier in Lagos und es gefällt uns. Inzwischen haben wir beschlossen, dass wir vorerst hier bleiben werden. Wir machen über Weihnachten einen Abstecher nach Bremen und unsere Mari ist hier gut aufgehoben. Doch noch sind wir hier und genießen das milde Wetter und das Hafenleben. Ende letzter Woche haben wir bei durchwachsenem Wetter den Ort und die Umgebung erkundet. Die felsige Küste ist wirklich sehr schön, wir haben schöne Spaziergänge unternommen und hoffen auf sonniges Wetter, weil wir gerne ein Dezemberbad am Leuchtturm Ponta da Piedade nehmen würden. In Weihnachtsstimmung zu kommen ist nicht schwer, viele Schiffe sind geschmückt, auf der Werft gibt es einen riesigen Weihnachtsbaum, die Palmen am Hafen sind mit Lichterketten dekoriert und das Radio spielt Weihnachtsmusik. Ich habe außerdem einen ganz tollen Adventskalender per Mail (Danke, Sandra!) und weiß deshalb das Datum.
Am Wochenende hat es gegossen wie aus Eimern, unglaubliche Wassermengen sind vom Himmel gefallen. In Spanien gibt es größere Überschwemmungen, so schlimm ist es hier nicht. Das sonst grünliche graue Hafenwasser war drei Tage lang schlammig braun, der Fluss hat anscheinend eine Menge Schlamm mitgebracht, jetzt hat es wieder seine ursprüngliche Farbe.
Montag war ein aufregender Tag für uns. Wir waren mit Mari in der Werft. Die Dichtung der Stopfbuchse sollte erneuert werden. Wir haben also einen kleinen Ausflug vom Hafen zur Werft gemacht (ungefähr 200m). Mari wurde aus dem Wasser gehoben, gewaschen und an Land geparkt. Wir haben die Gelegenheit genutzt und einige Arbeiten erledigt, die nur möglich sind, wenn das Boot auf dem Trockenen steht, oder die dann zumindest sehr viel leichter sind.  Der Propeller wurde abgeschmiert und poliert, auf der Propellernase sitzt eine neue Opferanode, die Logge wurde von einigen Seepocken befreit und der blaue Streifen in der Wasserlinie wurde geflickt. Während Nobbi dem Mechaniker über die Schulter geguckt, ihm assistierte und die Lampe gehalten hat, habe ich ein paar Flecken auspoliert. Wir wurden abends noch zurück ins Wasser gekrant und konnten wieder an unseren Liegeplatz verholen. Obwohl wir eigentlich nicht viel gemacht haben und alles hervorragend funktioniert hat waren wir fix und fertig, sind Essen gegangen und früh ins Bett gefallen.
Pünktlich zu Nikolaus hatten wir Dienstag fantastisches Wetter. Auf allen Booten wurde geputzt, geschrubbt und gelüftet. So auch bei uns. Nobbi hatte am Tag zuvor in der Werft festgestellt, dass an der Verbindung vom Getriebe zur Welle drei von vier Schrauben lose waren. Einfach so konnten die natürlich nicht angezogen werden, erst mussten andere Teile ausgebaut werden, damit die Schrauben zugänglich waren. Gut, dass ich so einen versierten Handwerker an Bord habe, der an einem ungewöhnlichen Klack-Klack gemerkt hat, das etwas nicht stimmt! Der Motor wurde dann auch gleich „eingewintert“, auch wenn der Winter dieses Jahr sehr kurz ausfallen wird. Wir haben außerdem das gute Wetter genutzt und unser Vorsegel abgeschlagen, da wir in den nächsten Wochen nicht segeln, darf es warm und vor allem trocken auf seinen Einsatz warten.
Hier in der Marina überwintern viele Segler, insbesondere viele Briten, und so kommt es, dass es ein großes Freizeitangebot gibt. Leute finden sich zusammen und machen Yoga, spielen Bridge, gehen ins Kino und lernen Portugiesisch. Mittwochs wird gewandert. Wir haben die Gelegenheit genutzt und uns angeschlossen. Es hat viel Spaß gemacht, wir haben wieder nette Leute kennengelernt und sind eine Strecke erwandert, die wir alleine sicher nicht gelaufen wären. Wir haben eine tolle Landschaft gesehen mit roten Felsen, Korkeichen, Olivenbäumen und vielen anderen interessanten Pflanzen. Wir freuen uns schon auf die Wanderung in der nächsten Woche!
Ansonsten verbringen wir die Zeit mit Haushalt, Bootsgetüddel und Schnack-auf-dem-Steg. Man kommt schnell mit einander ins Gespräch und trifft sich, zufällig oder absichtlich, zum Kaffee, Rotwein oder Essen. Es wird nicht immer nur gequatscht, da werden auch wichtige Informationen ausgetauscht. Unsere Nachbarn waren heute Morgen bei Lidl und erzählten, dass es LED-Leisten im Sonderangebot gibt, die auf 12 V laufen. Wir hatten also einen Grund für einen Lidl-Besuch und ich bekomme eine neue Beleuchtung in der Kombüse.
Im gut sortierten Supermarkt wird der Segler zum Eichhörnchen. Das ist wirklich unglaublich. Wir brauchten eigentlich nichts, aber was wir alles gefunden haben! Schlimmer als große Supermärkte sind nur Schiffsausrüster, da schleichen wir dann beide um die Regale und gucken was wir gebrauchen könnten, man weiß ja nie! Übrigens gibt es Untersuchungen, dass Eichhörnchen sich nicht merken, wo sie was vergraben haben, sondern einfach in ihrem Vorgarten viele Nüsse einbuddeln in der Hoffnung welche zu finden, wenn sie Hunger haben. Das ist bei uns so ähnlich. Von den Ersatzteilen gibt es natürlich eine Liste und die Schapps sind beschriftet, bei den Nahrungsmitteln funktioniert das nach dem Eichhörnchen-System, ich suche.