Viana do Castelo hat uns so gut gefallen, dass wir noch einen Tag geblieben sind. Der Haushalt macht sich auch an Bord nicht von allein, wir haben Wäsche gewaschen, waren einkaufen, unsere Kurzwellenantenne wurde neu am Achterstag befestigt und der Motor bekam auch Streicheleinheiten.
Nachmittags haben wir die „Gil Eannes“ besichtigt. Das 1955 gebaute Hospitalschiff hat die Kabeljaufischer vor Grönland unterstützt und war bis 1984 im Einsatz. Mir war nicht klar, dass die Fischer von ihrem Mutterschiff in Ruderbooten (!) ausgesetzt wurden und den Kabeljau geangelt haben. Kein Wunder, dass es da Arbeit für eine Krankenstation mit richtigem OP gab. Mein Kapitän hat ganz verträumt Brücke und Maschineraum inspiziert und wäre am liebsten gleich in See gestochen.
Gestern ging es weiter nach Porto. Zunächst hatten wir noch etwas Wind, aber die meiste Zeit war das Wasser so glatt, dass sich die Wolken gespiegelt haben. Es gibt eine Marina im Handelshafen von Leixoes, 5 Meilen vor Porto, doch da das Wetter so ruhig war haben wir uns entschlossen direkt weiter in die Douro-Marina von Porto zufahren. Leixoes sah mit seinem Ölhafen, Raffinerien, Container- und Kreuzfahrerpiers auch nicht so einladend aus. Die Einfahrt nach Porto in den Fluss Douro gilt als nicht ganz einfach, da sie nicht nur ungeschützt ist, sondern der Fluss auch ziemlich flach ist. In der Einfahrt auf der Barre vom Douro liegt ein Wrack der „Inga“, wenn das kein Zeichen ist. Der Empfang war wieder ausgesprochen nett, neben Sightseeingtipps, Stadtplänen und Restaurantempfehlungen gibt es auch Brötchen zum Frühstück, die direkt ins Cockpit geliefert werden. Ein netter Service. Abends waren wir in der Nähe des Hafens Fischessen und haben einen lustigen Abend mit zwei Australiern verbracht, die gerade ihr nagelneues Schiff in Frankreich in der Werft abgeholt haben. Die beiden sind zufällig an unserem Tisch gelandet und so hatten wir ganz unverhofft einen sehr geselligen Abend mit Unmengen gegrilltem Fisch.
In der Nähe des Hafens ist ein öffentliches Waschhaus, wo die Frauen ihre Wäsche mit der Hand waschen und dann auf einem Platz zum Trocknen aufhängen. Da habe ich mich gleich ganz privilegiert gefühlt als ich unsere Bettwäsche heute Morgen nicht nur in der Waschmaschine versenkt, sondern hinterher auch noch in den Trockner gestopft habe.
Heute stand Sightseeing auf dem Programm. Zu Fuss haben wir eine gute halbe Stunde nach Porto in die Altstadt gebraucht und dann die touristischen Highlights abgeklappert, die Brücke, die verschiedenen Kirchen (inklusive Hochzeit), den Bahnhof mit der gekachelten Bahnhofshalle und all die kleinen Gassen. Insgesamt hat Porto doch einen etwas verblichenen Charme, der Anteil baufälliger Häuser ist erschreckend hoch. Von weitem sieht die Stadt ganz wunderbar aus, ist man aber in den Straßen unterwegs erschreckt die Ruinendichte und der Anteil von bewohnten Häusern, deren Dächer mit Sicherheit nicht dicht sind. Nobbi hat es geschafft mich in eine Seilbahn zu bewegen, ich muss sagen es war gar nicht so schlimm und so haben wir uns wenigstens einen der vielen Aufstiege gespart. Auf dem Rückweg ging es noch durchs Portweinviertel und dann zurück an Bord. Die Marina liegt quasi in der Einflugschneise des Flughafens Porto, was andere vielleicht als Nachteil werten, obwohl es nicht laut ist, macht Nobbi glücklich. Wer hätte gedacht, dass SAS mit B737-600 herfliegt?
Wir haben unglaublich gutes Wetter, die letzten Tage immer um 25 Grad, und genießen den verlängerten Sommer. Es wird noch immer gebadet, das Wasser in den Flüssen ist sogar noch wärmer als das des Atlantiks.
