Nach einer ruhigen Nacht am „Playa de Silgar“ begann der Tag mal wieder mit Baden und Kaffeetrinken im Cockpit. Anscheinend gab es einen Fischschwarm unter dem Boot, auf jeden Fall kam ein Fischer immer näher an uns ran und warf sein Netz schließlich 10 m von uns entfernt aus. Sein fröhliches „Don’t worry“ beruhigte uns nicht wirklich, da er nach Durchfahren eines großen Kreises wieder zur Netzaufnahme in unsere direkte Nähe zurückkam. Nach einem gemütlichen Frühstück beschlossen wir das ruhige Wetter zu nutzen und zu den Islas Cies umzuziehen, sie liegen im Eingang es Rias Vigo und der ausgesuchte Ankerplatz auf der Ostseite der Isla del Norte lag nur 12 Meilen entfernt. An diesem traumhaften Platz haben wir die letzten beiden Tage verbracht. Die Insel besteht auf zwei ziemlich hohen, felsigen, bewaldeten Bergen und dazwischen liegt eine Lagune. Zur Ostseite ist die Lagune durch einen weißen Strand vom Meer getrennt und dort haben wir geankert. Außer uns waren nur noch 3 andere Yachten dort. Angeblich soll es der schönste Strand Europas sein, soweit würde ich vielleicht nicht gehen, auf jeden Fall ist es sehr schön dort. Die Insel gehört zum Naturschutzgebiet „Islas Atlanticas“ für das wir uns vorab eine behördliche Ankererlaubnis besorgt hatten und wird erster Linie von einer großen Möwenkolonie bevölkert, außerdem haben wir Eidechsen, viele Fische in der Lagune und eine fette Ratte gesehen. Zum ersten Mal haben wir Donkey (unser Bananaboot) an Deck auseinander gefaltet, das ging überraschend gut und sehr flott. Gestern haben wir zunächst barfuß den Strand, den Anleger und den Weg um die Lagune erkundet, heute haben wir dann unsere Crocs mitgenommen und sind auf einen der Berge gelaufen. Für die nächste Wanderung würden wir vielleicht doch richtige Schuhe anstelle der (Wander-) Crocs einplanen. Der Ausblick war toll. Von oben konnten wir nicht nur unser kleines Beiboot auf dem großen leeren Strand sehen, sondern auch die Brandung auf der Westseite, wo der Atlantikschwell ungehindert auf die Felsen donnert. Die Größe des Anlegers, die Wegweiser und der Campingplatz deuten darauf hin, dass es hier im Sommer nicht so leer ist. Gestern haben wir auf der Insel zwei Wanderer getroffen, heute niemanden. Es hat Vorteile, wenn man außerhalb der Saison unterwegs ist.
Das Meeresleuten ist im Moment gerade sehr intensiv, gestern Abend fuhr ein kleiner Fischer durch die Bucht und warf sein Netz aus, die Kugeln an seinem Netz konnte man durch die Fluoreszenz unter Wasser verfolgen. Hinter seinem Boot sah man ca. 15 grün leuchtende Kugeln durchs Wasser ziehen. Magisch. Fischen ist anscheinend erlaubt im Naturschutzgebiet, genauso wie tauchen. Heute Morgen war die Bucht plötzlich voll mit kleinen Booten mit Muscheltauchern. Gleichzeitig war ein Kontrollboot unterwegs, dass die gesammelten Muscheln begutachtet und aussortiert hat. Die vielen Boote haben für ordentlich Schwell gesorgt und so wurde es zeitweise recht ungemütlich, vormittags sind sie aber alle wieder verschwunden und die Bucht war wieder so leer wie zuvor.
Da der Ankerplatz leider etwas exponiert liegt und der Wind heute Nacht auf Ost drehen soll, sind wir nachmittags in eine Bucht am Festland umgezogen, wo wir nach Osten geschützt liegen und auf weniger Schwell hoffen. Ob auch hier morgens begeistert unter ankernden Seglern gefischt wird wissen wir morgenfrüh. Die Bucht wird von einem weißen Strand und einem Kiefernwald gesäumt und wir sind die einzige Yacht vor Anker. Vielleicht haben wir morgen noch Gelegenheit an Land zu paddeln. Hinter uns sehen wir die Lichter von Vigo und beobachten den Schiffsverkehr. Hier sind mehr große Schiffe unterwegs als wir erwartet hatten, neben gewöhnlichen Autofähren und Kreuzfahrtschiffen, sind hier auch jede Menge interessanter Exemplare unterwegs wie Bulkcarrier und Containerfrachter mit eigenem Ladegeschirr, große Fischtrawler und ein Kühlschiff mit eigenen Kränen. Gute Zeiten für Schiffegucker.
