Der Wetterbericht für gestern ließ sich optimistisch interpretieren und so haben wir uns ums Cabo Finisterre gewagt und liegen jetzt in Portosin, Ria Muros. Morgens sollte der Wind auf Norden und vormittags über West auf Süd drehen. Also haben wir uns den Wecker gestellt und sind nach einem schnellen Kaffee um acht, noch im Dunkeln, ausgelaufen. Schnell wurde es heller, die Kirche an der Küste durften wir nochmal vor orangenem Himmel bewundern, doch erst um 9.10 h kam die Sonne schließlich über die Berge. Zunächst hatten wir wenig Wind, dann drehte er wie vorhergesagt und kam von vorne. Doch dank schiebendem Strom kamen wir schnell voran und konnten schließlich segeln. Das Ende der Welt präsentierte sich harmlos, angeleuchtet von der Sonne. Das Segeln in der Ria war dann perfekt, 4 Windstärken und glattes Wasser, dazu Sonnenschein und wunderschöne Landschaft. Wir hatten eher mit einer ungemütlichen Fahrt bei mäßigem Wetter gerechnet, wollten aber weiter und wurden mit einem wunderschönen Tag beschenkt. Die Rias lassen einen an norwegische Fjorde denken mit ihren Kiefernwäldern, Eukalyptusbäumen und den bunten Häusern.
Im Club Nautico Portosin wurden wir sehr nett empfangen. Während die letzten Häfen ja sehr leer waren, ist dieser Hafen gut gefüllt mit einheimischen Yachten. Hier gibt es ein reges Clubleben mit Regatten und Jollentraining, in der Halle sind Jollen in Regalen gelagert und Spis hängen zum Trocknen von der Decke. Auf dem Weg zum Clubbüro beeindrucken nicht nur die Fußmatten mit Clubinitialen und der Fahrstuhl, sondern auch die gewonnen Pokale und Bilder von Olympiasiegern, die dem Club für die Unterstützung danken. Wir werden mit Prospekten über Sehenswürdigkeiten versorgt und der Stadtplan wird extra für uns kopiert. Die Duschen sind heiß und das WLAN ist schnell. Mit anderen Worten wir sind rundum zufrieden.
Nachdem wir heute dem Supermarkt einen Besuch abgestattet haben, wechseln wir den Block, der das Großfall am Mast nach achtern umlenkt. Gestern wollte das Großsegel nicht fallen, das Fall hatte sich im Block zwischen Rolle und Scheibe eingeklemmt, der Block ist hin. Anschließend wollten wir eigentlich am Strand entlang wandern, doch da ging es bald nicht weiter, deshalb sind wir dann querfeldein zur Straße gelaufen und bergauf zu einer kleinen Kapelle gewandert. Sehr hübsch und umweht von Hustenbonbongeruch von den vielen Eukalyptusbäumen. An der Kapelle sind wir auf die blau grüne Beschriftung eines Wanderweges gestoßen, die wir bereits am Yachthafen gesehen hatten, also beschlossen wir den Zeichen zu folgen. Mit Sicherheit haben wir so den längst möglichen Heimweg genommen, im Zickzack sind wir auf schmalen Pfaden zwischen mit Felssteinmauern eingefassten Gärten und Feldern bergauf und -ab gelaufen. Hinter dem Ort ist es gleich sehr ländlich und in jedem Garten wachsen Apfel-, Birnen-, Khaki-, Zitronen- und Orangenbäume. Auf kleinen Feldern steht noch der Mais und wo immer noch etwas Platz ist wachsen Melonen und Kürbisse. Wer was auf sich hält hat einen Hòrreo im Garten oder auf dem Feld, einen Speicher mit Luftschlitzen auf hohen Steinfüßen. Diese Lager für Getreide gibt es im Ganzen Nordwesten Spaniens und die ältesten sind aus dem 15. Jhd., wie wir heute gesehen haben, gibt es aber auch Neubauten. Der Ort ist klein, ruhig und hübsch. Anders als in den anderen Orten gibt es hier viele Einfamilienhäuser mit schönen Gärten und Meerblick. Man gewöhnt sich an den galizischen Charme. In allen Orten, die wir bisher kennengelernt haben gab es die eine oder andere Ruine. Erdgeschosse sind etwas unbeliebt. Oft ist das Erdgeschoss unverputzt, wirkt baufällig und steht leer, darüber ist es aber renoviert und schön. Das Schulgebäude von Portosin liegt direkt am Meer und der Schulhof grenzt an den Strand. Überhaupt gibt es hier eine Menge schöner Strände. Und Morgen? Vielleicht geht es weiter, allerdings gibt es Südwind, vielleicht bleiben wir hier…
