Biskaya – Wir sind in Spanien!

Die Biskaya-Überquerung ist bei Seglern ja ein viel diskutiertes Thema, auch wir wurden immer wieder gefragt, wann wir denn „rüber“ wollen. Letzte Woche haben wir begonnen das Wetter auf der Biskaya mal ganz unverbindlich im Auge zu behalten. Am Montag haben wir das erst Mal darüber gesprochen, dass wir gegen Ende der Woche über die Biskaya gehen könnten, wenn wir vor der nächsten großen Tiefdruckfamilie rüber wollen oder eben später. Montagabend haben wir uns überlegt, das Donnerstag vielleicht ein guter Tag wäre, oder Mittwoch. Dienstagmorgen haben wir uns mal wieder umentschieden. Es hat genieselt, kein schönes Wetter für einen Inselbesuch, der eigentlich geplant war, warum segeln wir nicht gleich los? Also haben wir zwei Baguettes gekauft, gemütlich gefrühstückt und schon ging es los. Durch den abrupten Aufbruch blieb keine Zeit für Biskaya-Nervosität.
Von Concarneau sind wir ganz dicht an den Glenans vorbei gesegelt, haben die berühmte Segelschule mit dem Fernglas betrachtet und ein Mondfisch hat uns zum Abschied zugewinkt.
Zunächst konnten wir sehr schön segeln und hatten unglaubliche Delfinbegegnungen. Schon häufiger habe ich von den Delfinen auf der Biskaya gelesen, aber nicht im Traum mit so etwas gerechnet, sechs Stunden lang wurden wir immer wieder von großen Gruppen begleitet.
In der ersten Nacht haben Delfine die mit Mari im Rudel gejagt, sie haben sich die Fische geschnappt, die unter Maris Bauch zur Seite gesprungen sind. Ein tolles Schauspiel, also für uns, für die Beutefische wohl weniger. Durch das Meeresleuchten waren die Delfine in einen grünen Schweif gehüllt. Überirdisch schön.
Das Schlafen in der ersten Nacht war schwierig, zu viele ungewohnte Geräusche und noch nicht die richtige Position gefunden. In vielen Segelbüchern steht so etwas wie „nach zwei Tage hatten wir uns an den Bordleben gewöhnt und konnten das Leben genießen“. Wir wissen jetzt was das heißt, beide haben wir zwischendurch mit Seekrankheit gekämpft und erst mal schlecht geschlafen.
Zweite Hälfte der Reise sind wir mit Stützsegel motort, es war einfach zu wenig Wind. Zwischendurch haben sich die Sterne auf dem Wasser gespiegelt. Der Wind kam aus Osten, die lange Dünung aus Westen, nicht sehr gemütlich. Diese Dünung ist beeindruckend. Haushoch, da wir wenig Wind hatten, meistens eher in der Höhe von Gartenhäusern, dann zwischendurch aber auch mal in der Höhe des Einfamilienhauses meiner Eltern, durch die Länge aber immer ganz angenehm. Und das Meer ist unendlich blau, da kann man stundenlang Wellen gucken.
Die zweite Nacht war dann viel besser. Wenn man das Leesegel in der Koje hochklappt (bei uns ein Brett), sein richtiges Kopfkissen optimal positioniert und entsprechend müde ist, schläft es sich ausgezeichnet in unseren Salonkojen. Nobbi hat ungefähr 3 Stunden 59 Minuten seiner vier Stunden Freiwache geschlafen. Am dritten Morgen waren unsere Lebensgeister wieder voll da. Es wurde an Deck mit dem Eimer geduscht, Haare gewaschen und vernünftig gegessen. Wir versuchen spanisch zu lernen, ich lese „spanisch kulinarisch“, Nobbi liest die abstrusesten Vokabeln aus dem Miniwörterbuch vor.
Leider war es über weitgehend recht grau. Fast hätten wir Spanien nicht gefunden, es war in einer riesigen Wolke versteckt. Doch nun liegen wir in Ribadeo, das ist auf der Grenze von Asturien und Galicia.  Die Einfahrt in die Flussmündung und den Hafen ist einfach, wir werden mit einem „Aqui, Aqui“ zu unserem Liegeplatz gelotst und melden uns im Hafenbüro an. Dabei geben wir nicht nur unsere Passnummern, sondern auch die Motornummer an. Was die wohl mit all diesen Daten machen? Und dann merken wir wie müde wir sind. Abendessen, ein winziger Spaziergang, dreieinhalb Seiten gelesen und ab ins Bett.
Nach zwölf Stunden Schlaf sind wir heute wieder fit. Reizüberflutung im Supermarkt (was für ein Angebot!), Stadtspaziergang, ein wenig Bastelei (AIS und Computer bekommen einen eigenen Schalter in der Schalttafel) und schon ist der erste Tag in Spanien um. Nobbi überlegt gerade ob er mit dem Nachbarn das Schiff tauschen möchte, falls dieser mitmacht. Ein sehr schöner Schoner, keine Frage, aber ich möchte unsere „Marisol“ nicht hergeben, nicht mal für die „Ocean Melody“.