Von L’Aber Wrac’h an der Nordküste in Richtung Brest geht es durch den Chenal du Four, das ist die Enge zwischen dem bretonischen Festland und Ile d‘Oussant. Das Rechnen ging also wieder los, wann losfahren, damit man da den Strom aus der richtigen Richtung hat. Wir mussten erst nachmittags aus L’Aber Wrac’h auslaufen, den Vormittag haben wir lesend verbracht, der längste Spaziergang brachte uns zum Hafenmeistergebäude und zurück, es hat den ganzen Vormittag geregnet. Nachmittags wurde es heller und wir haben im Trocknen abgelegt. Der Wetterbericht sagte NW5, das stimmte nicht, die meiste Zeit hatten wir unter 2 Bft. Als wir am Leuchtturm La Four waren begannen wir uns zu wundern, wir waren da, der Strom aber nicht, zumindest nicht aus der gewünschten Richtung. Wir hatten noch eine ganze Zeit 2 kn Gegenstrom. Aber dann kenterte der Strom und es ging ab. Mit bis zu 10 kn sind wir auf die Bucht von Brest zu gefahren. Hier haben wir auch den Point de Corsen, den westlichsten Punkt des französischen Festlands gerundet. (Wir haben gelernt, dass das quasi der westlichste Punkt Europas ist, da ist eben nur noch ein bisschen Spanien und Portugal, aber das zählt ja nicht so richtig). Wieder ein Grund zum Feiern. Kurz vor der Bucht von Brest sahen wir plötzlich eine brechende Welle, die letzten Meter waren dann etwas unruhig, da wo der Strom endet bildet sich eine steile kurze Welle, Mari wurde nochmal richtig nass, dann war es vorbei, der Strom war komplett weg und wir sind nach Camaret sur Mer gefahren, wo wir im Dunkeln einen guten Liegeplatz gefunden haben.
Den nächsten Tag haben wir mit Getüddel verbracht. Kaffee trinken im Cockpit, andere Segler beobachten, Einkaufen, Waschen, Spazieren gehen. Nachmittags gab es Crevetten mit Knoblauch-Majonaise satt und abends haben wir mit anderen Seglern, die jetzt über die Biskaya gesegelt sind, ein nettes Bier getrunken. Außerdem hatten wir Besuch von Zoll. Zu viert waren sie bei uns an Bord, wollten die Bootspapiere sehen und unsere Pässe, einer hat sich unter Deck umgesehen und wir haben ein hübsches gelbes Protokoll bekommen.
Am Samstag haben wir zuerst einen Spaziergang auf das Kap gemacht und den Blick über die Bucht von Brest und bis nach Oussant genossen. Auch hier führte wieder der GR34 Wanderweg entlang. Nachmittags wollten wir ganz gemütlich nach Brest segeln. So gemütlich war es dann doch nicht, weil wir wieder Strom von hinten hatten und viel zu schnell da waren. Wahnsinn was an einem Samstag vor Brest los ist. Jollenregatten aller Klassen, Surfkurse, Wochenendsegler, Stand up Paddler, Kanus,… und die meisten waren in der Einfahrt zum Yachthafen unterwegs.
Der Grund für unseren Umweg nach Brest war das Aquarium Oceanopolis, unser Programm für Sonntag. Fast fünf Stunden haben wir dort verbracht. Es war toll und fast leer! Häufig waren wir alleine in den Räumen, das hatten wir an einem Sonntag nicht erwartet. Es gibt einen tropischen Bereich, einen der sich dem Polarmeer widmet und einen dritten, in dem es um Fische hier vor der Tür geht. Toll was es hier alles gibt, ich überlege ernsthaft schnorcheln zu gehen. Natürlich sind die vielen Haiarten toll, die Pinguine, Robben und bunte Fische, aber besonders schön fand ich die Kaltwasseranemonen und die vielen verschiedenen Korallen in den Aquarien. Es gibt sogar ein kleines Becken mit Tieren aus 1700m Tiefe, die in einem Spezialbecken bei einem Wasserdruck von 180 bar (!) leben. Abends sind wir in eine der nächsten Buchten gesegelt und haben dort geankert. Sehr schön und sehr ruhig. Während wir in Dänemark fast immer geankert haben, war das dieses Jahr unsere erste Nacht vor Anker. Auf fast 12 m Wassertiefe bei Hochwasser (Tidenhub von 9 Metern!) lagen wir mit 40 m Kette.
Gestern Morgen haben wir erst mal in Ruhe gebadet. Das ist am Anker ja doch schöner als im Hafen. Nach dem Frühstück haben wir uns auf den Weg nach Douarnenez gemacht. Wieder gab es eine spannende Passage, am Point de Toulinguet haben wir eine Abkürzung zwischen den Felsen hindurch genommen, eine tolle Perspektive. Leider hat es später angefangen zu nieseln und die Sicht war sehr schlecht, so dass wir das Cap de la Chevre nur im Nebel gesehen haben und sonst nur gelegentlich ein Felsen aus dem Nebel aufgetaucht ist. In Douarnenez wollten wir uns eigentlich nur beim Hafenmeister anmelden und haben dann noch einen kleinen Spaziergang gemacht. Im Fischereihafen sind gerade die Kutter ausgelaufen und ein Trawler hat ein neues Netz an Bord bekommen. Das war sehr interessant und so sind wir da hängen geblieben, haben aber auf dem Rückweg 10 min vor Ladenschluss noch zwei Doradenfilets gefangen. Unser Liegeplatz hier ist sehr schön, direkt gegenüber der Ile de Tristan, doch leider etwas unruhig. Der Schwell läuft ungehindert in den Hafen und so schaukelt unsere Mari etwas. Dem Segler hinter uns ist die Vorleine gerissen, das scheint ihn jedoch nicht zu stören. Dafür grillt er im Cockpit mit Holzkohle, gut dass wir vor ihm liegen und nicht dahinter. Heute wollen wir uns Douarnenez samt Schifffahrtsmuseum genauer ansehen. Hier gibt es einen Sardinenpfad, da kann man auf den Spuren der Dosensardine durch die Stadt wandern, schließlich hat Douarnenez eine große Vergangenheit in der Geschichte der Fischdose. Wenn das nicht zu einer Crew passt, die zum Mittag am liebsten eine Fischdose isst, dann weiß ich auch nicht!