Gestern haben wir uns ein paar Meilen nach Westen verholt und sind jetzt in L`Aber Wrac`h (spricht sich Laber Wrak). Morgens wurde das Aufstehen durch fröhlich aufs Deck prasselnden Regen erschwert. Kaum waren wir auf, gewittert es auch noch. Also gefrühstückt, Gewitter abgewartet, Ölzeug angezogen und schon ging‘s los. Das Wetter war dann zunächst gar nicht so schlecht, der Regen hörte auf und die Sonne kam durch, doch während ihr in Deutschland bei hochsommerlichen Temperaturen schwitzt, sind wir in Ölzeug gesegelt, es war merklich kühler als die letzten Tage. Kurz bevor wir an unserer Tonne waren, die die Einfahrt markiert wurde es immer diesiger. Der Schwell, der auf See lang und gemütlich war, brach sich auf beiden Seiten der Einfahrt an spitzen Felsen. Kaum waren wir hinter den ersten Felsen, hatten wir keinen Seegang mehr, dafür aber auch kaum noch Sicht. Plötzlich war es nebelig, unter einer Meile Sicht. Woher wir das so genau wissen? Eine Tonne die 1 Meile hinter der letzten lag haben wir nicht gesehen. Mit elektronischer Karte und Radar haben wir den Hafen aber trotzdem gefunden. Kurz vor dem Hafen lagen zwei Dreimaster mitten im Fahrwasser, das stelle ich mir im Dunkeln spannend vor. Der Ort ist klein und jetzt in der Nachsaison sehr ruhig, hier hat der Herbst schon begonnen. Es gibt es ein traumhaftes Hotel, in dem wir sofort eingecheckt hätten, wenn wir unser Haus nicht dabei hätten. Der netteste Empfangsbereich eines Hotels, den man sich vorstellen kann, und eine Hotelbar mit plüschigen Sesseln und Panoramablick auf die Küste. Ansonsten steht hier alles im Zeichen des Wassersports, Segeltraining für Kinder und Erwachsende, Surfer, Kajaks, Kanus und Kites.
Nach einem gemütlichen Baguette-Frühstück waren wir heute einkaufen. Sind wir vor kurzem noch auf dem Nachhauseweg durch den Supermarkt gerast, ist das jetzt ein Event. Insbesondere wenn es im Ort keinen Supermarkt gibt. Wir hatten Zeit und wollten was sehen, also haben wir beschlossen nach Lannilis zu laufen. Wir sind auf dem GR34 Wanderweg (ehemaliger Patrouillenweg der Zollbeamten, denn der Reichtum der Bretagne wurde im 17. Jhd. zum großen Teil auf Schmuggel begründet), der hier die Küste entlang führt, gestartet. Der Weg war fantastisch gekennzeichnet und führte am Aber Wrac`h (so heißt der Fluss) entlang, zum Teil Weg, zum Teil Pfad, mal im Wald und mal durch Felder. Kleine Highlights waren die tollen Ausblicke aufs Meer und auf den Fluss, eine kleine Werft, durch die der Weg führte, und die Brombeeren. Auf den bretonischen Knicks zwischen den Feldern wachsen nicht wie in Norddeutschland unterschiedliche Gehölze, sondern auf der Schattenseite Farne und Brennnesseln und auf der Sonnenseite Brombeeren. Wunderbar, ich hab mich durch die Landschaft gefuttert. Als der Wanderweg über den Fluss führte mussten wir ihn leider verlassen und die Landstraße entlang nach Lannilis laufen. Den Leclerc, den wir gesucht haben, haben wir nicht gefunden, dafür einen Aldi. Beim bretonischen Aldi gab es Jakobsmuscheln und Langustinen, bretonische Kekse, eine Käseauswahl, von der Karstadt träumt, und Wein. Trotzdem, wir haben uns etwas zurück gehalten, da wir ja alles im Rucksack zurück tragen mussten. Auf dem Rückweg sind wir einem ausgeschilderten Fahrradweg gefolgt, der uns über Feldwege abseits vom Straßenverkehr auf direktem Weg zum Boot zurück gebracht hat und trotzdem noch 6 km lang war. Da überlegt man sich was man einkauft.
