Am Donnerstag ging es von Bologne-sur-Mer nach Dieppe und gestern weiter nach Fecamp. Beide Tage war wenig Wind, so haben sich Segelversuche und fahren unter Motor abgewechselt und wir hatten eine unaufgeregte aber entspannte Reise. Leider war es ziemlich dunstig, so dass wir von der Küste nicht viel gesehen haben. In Dieppe haben wir morgens ausgiebig eingekauft und uns mit Obst, Käse und Baguette versorgt. Während die Einfahrt nach Dieppe recht einfach war, wir bekommen ja langsam Übung und wissen, dass gewaltige Hafenmauern auf uns warten, war die Einfahrt nach Fecamp gestern ein bisschen spannender. Die Hafeneinfahrt ist nur einen Meter tief, da mussten wir also rechnen, wann ist Hochwasser, wann Niedrigwasser, wann ist genug Wasser, dass wir sicher in den Hafen kommen. Wir haben uns nicht verrechnet und sind gut reingekommen, auch wenn die Strömung an der Hafeneinfahrt schon recht stark war. Dem Tipp sich möglichst auf der Nordseite zu halten, konnten wir nicht folgen, wir waren froh, dass wir reingekommen sind, ohne einer der Mauern zu nahe zu kommen.
Heute Morgen hatten wir Glück und deutlich bessere Sicht, so dass wir uns die Küste ansehen konnten. Westlich von Fecamp gibt es Tore in den Kreidefelsen, unglaublich schön da in der Morgensonne vorbei zu segeln. Weniger Glück hatten wir mit dem Wind, die meiste Zeit wenig bis überhaupt gar keiner. Nun liegen wir im riesigen Yachthafen von Le Havre. Le Havre scheint ein Traum aus Beton zu sein, einen längeren Spaziergang machen wir aber erst wenn es etwas abkühlt. Bisher waren wir nur bei der Capitanerie und einkaufen.
Die geruhsamen Tage an Bord haben zu einem wahren Aktivitätsschub geführt, neben Bootsputz (innen und außen) wurden lauter kleine Dinge erledigt, Leinen betakelt, Beine epiliert, Mosquitonetz genäht und Revierführer gelesen. Ich habe schon Muskelkater, der Reeds, das Standardwerk für die europäische Atlantikküste hat 1052 Seiten und ist fast DIN A4 groß. Zum Glück haben wir auch mal in Ruhe in den Navitisch geguckt und so den `Shell Channel Pilot‘ gefunden, ein schöner Führer für den Kanal, nett geschrieben und mit tollen Luftaufnahmen. Es ist mir etwas unheimlich, aber mein Mann lernt fleißig Französisch. Vorgestern höre ich plötzlich so ein Gemurmel unter Deck, Nobbi starrt in die Luft und spricht, aber nicht mit mir sondern mit seiner Französisch-CD. Ich nähere mich dem Französischen vorsichtiger an, war ich doch schon ganz stolz, dass ich in Dieppe die Hafenmeisterin verstanden habe. Ich bin noch nicht sicher, ob mich Nobbis Eifer abschreckt oder motiviert.
Die Hafengelder sind für Dänemarksegler eher hoch. Hier in Le Havre haben wir 35 Euro bezahlt, Duschen kostet extra. Ich habe die Duschen besichtigt und mich entschlossen lieber unter dem Gartenschlauch auf dem Steg zu duschen…. Und es gibt hier IPTS, das kannten wir auch nicht. Das sind (in der Theorie) einheitliche Lichter, die einem anzeigen, ob man in einen Hafen bzw. ein Hafenbecken einfahren darf oder nicht, seit Zeebrügge gibt es die Dinger überall. Manchmal sind sie allerdings ausgeschaltet, oder zeigen was falsches, so wie in Calais, wo wir nochmal nachgefragt haben, ob wir jetzt wirklich neben der drehenden Fähre warten sollen.
Und? Wie geht’s jetzt weiter? Wir würden gerne nach Cherbourg und von dort auf die Kanalinseln, morgen soll der Wind allerdings recht stark aus West kommen, unser Kurs ist 285°, also 60 Meilen kreuzen, gegen die z.T. recht starke Tide. Wir denken mal drüber nach, vielleicht gibt es noch eine andere Option.
