Am Samstag waren wir, wie so oft, auf dem Markt. Wir sitzen mit unserem Espresso an einem kleinen Tisch und beobachten das Treiben. Eine ältere Dame sucht einen Platz, doch es ist alles gut belegt. Ich biete ihr einen Stuhl an unserem Tisch an. Erst möchte sie nicht, aber dann setzen sie und ihre Freundin sich doch zu uns an den Tisch. Sie wollen wissen woher wir kommen und was wir in Nouméa machen. Sie kommen aus einem Dorf im Norden und freuen sich, dass wir schon so viel von der Insel gesehen haben. Nun wollen sie uns unbedingt auf einen Kaffee einladen. Wir versuchen freundlich abzulehnen, aber lernen, dass das nicht geht. Es sei „Costume“, der Brauch, wir sollen ihre Gäste sein. Ich krame also mein ganzes Französisch zusammen und bedanke mich für den Kaffee und dafür, dass wir in ihrem Land sein dürfen. Das war anscheinend genau die richtige Reaktion, ein Strahlen geht über das Gesicht der beiden. Sie erzählen von ihrem Leben im Norden und davon wie teuer das Leben in Nouméa im Vergleich ist, von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten und dem Jagen, von ihren Reisen in die Nachbarländer und nach Frankreich. Ihnen gefällt es, dass es immer mehr Ehen zwischen Kanaks und Weißen gibt und, dass in Neukaledonien so viele verschiedene Gruppen zusammen leben. Und sie sind stolz darauf, dass ihre Kinder Englisch sprechen und die Enkel Englisch und Japanisch lernen. Innerhalb kürzester Zeit lernen wir unglaublich viel über das Leben der Kanaks im Norden und trauen uns Fragen zu stellen, die die beiden geduldig beantworten. Allein für dieses nette Gespräch hat es sich gelohnt, dass wir so fleißig, wenn auch nicht so erfolgreich wie erhofft, Französisch gelernt haben.
Den Sonntag verdrömeln wir äußerst erfolgreich. Nach dem Frühstück gehen wir auf den Markt, auf dem Rückweg bleiben wir bei Freunden hängen, quatschen und trinken Kaffee. Als wir um zwei schließlich zurück an Bord sind gibt es ein Baguette zum Mittag und wir machen eine kleine Siesta. Beim Nachmittagsspaziergang auf die Mole treffen wir die Freunde vom Vormittag wieder, finden einen netten Platz auf einem Steg an der Marina-Tankstelle und essen zusammen ein Eis. Schon ist auch der Nachmittag rum. Abends gibt es ein Omelett und anschließend einen spannenden Krimi im Bordkino. Nichtstun für Fortgeschrittene.
Seit Ende letzter Woche liegen hier lauter Kriegsschiffe. Zunächst fallen uns drei französische große Graue auf. Es sind nicht die beiden, die immer hier stationiert sind, sondert ein Hubschrauberträger und zwei Fregatten. Am Freitag hatten wir bereits beobachtet wie eins der Schiffe eine neue Ankerkette bekommt. Immer eine Länge, also 25m, hing am Kran. Gestern Abend hörten wir ein tiefes Typhon und wussten, dass wieder ein interessantes Schiff angekommen ist. Auf dem Aufbau unserer Mari stehend konnten wir zwei weitere große graue Schiffe beim Einlaufen beobachten. Grund genug uns die Angelegenheit noch mal von Nahem anzusehen. Bei den Neuankömmlingen handelt es sich um die USS Oakland und die HMS Spey, also US-amerikanische und britische Gäste.
Die französische Fregatte La Fayette dürfen wir besichtigen. Ein junger Mann führt unsere kleine Gruppe über das Schiff und wir erfahren, dass zwei der Schiffe auf der „Mission Jeanne d’Arc“ sind, einer Ausbildungsfahrt für Offiziersanwärter rund um die Welt. Hier in Nouméa treffen sie auf verschiedene andere Schiffe für die internationale Übung „Croix du Sud“. In den nächsten Tagen werden also noch weitere Schiffe erwartet. Wir werden über das Schiff geführt, der angehende Maschinist erzählt nicht nur begeistert vom Antrieb (4 Maschinen!) des Schiffes, sondern erklärt auch die Aufgabenverteilung auf der Brücke, die Waffensysteme an Bord, die relative Unsichtbarkeit auf dem Radar und das Leben an Bord. Alles verstehen wir nicht, trotzdem ist es sehr interessant. Wie schon bei unserem letzten Besuch bei der französischen Marine sind wir begeistert von der Freundlichkeit der jungen Männer und Frauen.
Die Oakland ist ein ungewöhnliches Schiff. Ein Trimaran. Von achtern ziemlich hässlich, von vorne schnittig. Wir wollen wissen, was es kann und Google hilft uns weiter. Die Fregatte der Independence-Klasse ist schnell. Sehr schnell, maximal 45kn, leer noch schneller, ergibt die Recherche. Der fast 130 m lange Trimaran ist hauptsächlich aus Alu und der Wasserstrahlantrieb bekommt seine Kraft aus Dieselmotoren und Gasturbinen. Natürlich ist auch dieses Schiff ordentlich bewaffnet, aber da kenn ich mich nicht gut aus und es interessiert mich auch wenig. Interessanter finde ich die anderen Features, zum Beispiel hat es eine RoRo-Rampe, um schnell Fahrzeuge aufnehmen zu können, und Platz für Helikopter und Drohnen.
Wir stellen fest, dass wir tatsächlich einen Verwandten dieses Schiffes aus der Handelsschifffahrt kennen. Die Olsen-Schnellfähren zwischen den Kanaren sind quasi die Vorfahren dieser flotten Kriegsschiffe.







