Alte Steine und Urlaubstage

Nobbi versucht mich dazu zu überreden das Bier zum Boot zu tragen. Angeblich ist es ganz leicht. Die enthaltende Kohlensäure lässt die Dosen schweben. Alternative Physik? Ich habe meine Zweifel an dieser Theorie und überlasse ihm den Biertransport. Ihr bekommt einen Eindruck wie er sich seinen neuen Spitznamen „Quasselflosser“ ehrlich verdient hat, den er auch noch selbst erfunden hat. Wie ihr seht, sind wir wieder in Nouméa. Die Nahrungsmittelvorräte wollen aufgefüllt werden, unser Konservenvorrat war seit unserer Abfahrt in Bremen nicht so minimiert.
Unsere langsame Rückfahrt nach Nouméa hat uns an viele schöne Plätze gebracht. Wir hatten wunderschöne ruhige Nächte, in denen wir die Sterne durchs Luk über unserer Koje sehen konnten, und haben Delfine, Haie, ein scheues Dugong und sehr viele Schildkröten gesehen.
Wir hängen noch einen Tag in der Baie d´Uitoe dran und machen einen Spaziergang am Strand. Am nächsten Morgen geht es wieder zeitig los. Wir kommen so gut voran, dass wir bis in die Baie Papaye fahren und nun praktisch wieder in Sichtweite von Nouméa sind. Wir haben die große Bucht für uns allein, wenn man von den muhenden Kühen absieht. Von hier unternehmen wir einen Tagesausflug zur Ilot Signal, machen an einer Boje fest und gehen ausgiebig schnorcheln. Am Riff ist viel los, wir beobachten das Leben an einer kleinen Putzerstation und treffen eine große Muräne. Die Fische scheinen zu wissen, dass sie sich hier im Schutzgebiet befinden und nicht geangelt werden darf. Für die Nacht ist leichter Westwind angesagt. Wir beschließen wieder an die Hauptinsel umzuziehen und ankern hinter der Insel T`Ndu. Unseren vorigen Ankerplatz können wir von hier sehen. Die gesamte Rückfahrt und das Ankermanöver werden von heftigem Regen begleitet. In Signal hatten wir aus dem Trocknen die „Blauhandtücher“ beobachtet, eine Gruppe Urlauber mit identischen blauen Handtüchern, die furchtbar nass werden aber trotzdem fröhlich singen. Nun werden wir ausgiebig geduscht. Wir hängen unsere Handtücher im Regen auf, so werden sie mal Frischwasser gespült.
Als wir am nächsten Tag an Land rudern um uns die Füße zu vertreten, fällt uns sofort das interessante Gestein ins Auge. Ähnliche Formationen hatten wir am Tag zuvor in der Baie Papaye entdeckt und deshalb ein wenig recherchiert. Stromatolithen sind Sedimentgesteine. Und tatsächlich sehen sie nicht nur spannend aus, sondern sind auch sehr interessant. Es handelt sich vermutlich um die ersten durch Organismen aufgebauten Strukturen, so entstanden Riffe, lange bevor die Natur die Korallen erfunden hat. Sie sind die ältesten Fossilien und bis zu 3,5 Milliarden Jahre alt. Die schmale, 1.3km lange und 70m hohe Insel T’Ndu ist praktisch ein riesiges Fossil. Als das Riff entstand gehörte es quasi noch zu Australien, wo Neukaledonien kürzlich von 80 Millionen Jahren abgebrochen ist. Interessant was man aus Versehen unterwegs alles lernt (unser Wissen stammt aus dem Revierführer, und einer kleinen Internetrecherche mit Wikipedia und Co).
Ein wunderbarer Sonnentag lädt zu einem erneuten Inseltag ein. Wir fischen eine Boje an der Ilot Laregnere, wo wir schon einmal waren. Zwei echte Urlaubstage verbringen wir hier. Wir schnorcheln so lange, dass wir abends früh auf dem Sofa einschlafen. Wieder sind wir total begeistert, was wir hier auf der Seegraswiese und am Riff zu sehen bekommen. Die Schildkröte die uns jedes Mal begleitet ist sozusagen die Kirsche auf der Sahne.
Am zweiten Tag wird es voll. Richtig voll. Ein echter Langfahrtklassiker, bei uns ist Dienstag, bei allen anderen Allerheiligen und Feiertag. Wir sehen uns das Getümmel einige Stunden an bzw. sind ein Teil dieses wunderbaren ersten Novembers, dann lösen wir unsere Leine von der Boje und segeln in die Baie Maa. Von dort geht’s am nächsten Tag nach Nouméa, wo wir jetzt in der Marina liegen.

In den Einträgen die seit unserem letzten Nouméa-Aufenthalt entstanden sind habe ich lauter Fotos ergänzt. Unterwasserfotos gibt es erstmal nicht mehr. Das Gehäuse ist endgültig undicht und die Kamera hat ihr letztes Schnorcheln leider nicht überlebt.