Stadtleben in Nouméa

Die Tage in Noumeá vergehen schnell. Morgens geht’s als erstes in den Supermarkt oder zur Bäckerei um ein Baguette fürs Frühstück zukaufen, ein bisschen Bootsgetüddel, ein paar Erledigungen, ein Plausch mit anderen Seglern.
Es wird Zeit für ein wenig Kulturprogramm. Direkt neben der Marina auf einem großen Parkplatz findet die Foire du Pacifique statt. Eine Messe mit Gästen aus Wallis und Futuna und Vanuatu. Auf dem Gelände gibt es Stände mit Tourismus-Infos, Kunsthandwerk, Kleidung, Blumen, Pflanzen, Gemüse und ganz viel Essen. Auf der Bühne gibt es ein abwechslungsreiches Programm mit Tänzen und Musik. Wir treiben uns gleich zwei Nachmittage auf dem Gelände herum, beobachten das Treiben, lachen mit den Leuten vom Gemüsestand, die uns jedes Mal wenn wir vorbeikommen einen großen Korb Gemüse verkaufen wollen, zunächst ernsthaft, schließlich als Scherz, wir müssen alle schon lachen wenn der Verkäufer „légumes“ ruft und schauen was auf der Bühne passiert. Eine Band aus Vanuatu macht tolle Musik, eine Gruppe aus Wallis führt interessante, aber etwas ermüdende Tänze auf, irgendjemand aus dem Rathaus hält eine endlose Rede und die Gruppe aus Nouméa reißt mit ihren rhythmischen Tänzen das Publikum mit. Mit platten Füßen geht es schließlich wieder zurück zum Schiff, allerdings nicht allein. Eine Schnitzerei hat ein neues Zuhause gefunden.
In Nouméa gibt es ein Aquarium, da es in einem Teil der Stadt liegt, den wir bisher noch nicht kennen, nutzen wir die Gelegenheit. Wir nehmen mal wieder den Bus und sehen uns zunächst das Aquarium an. Die Lebensbereiche Mangroven, Seegras, Riff und Tiefsee werden vorgestellt. Das Haus ist stolz auf seine fluoreszierenden Korallen und die Nautilusse, mir gefällt der Oktopus am besten. Hinterher beobachten wir am Plage Anse Vata die Wassersportler. Surfer und Wingfoiler haben bei frischem Wind sichtbar ihren Spaß.
Als wir auf dem Place des Cocotiers ein Kokoseis essen, fällt unser Blick aufs Musée de la Ville. Das könnten wir uns auch ansehen. Warum nicht sofort? Das kleine Museum zeigt die Geschichte Nouméas und ist in einem schönen historischen Gebäude, das zunächst eine Bank und dann das Rathaus war, untergebracht.
Will man mehr über ein Land lernen, sind offizielle Kultureinrichtungen interessant, bessere Einblicke bekommt man jedoch wenn man am richtigen Leben teilnimmt. Wir wollen drei Postkarten verschicken, da die Hauptpost in unmittelbarer Nähe der Marina ist, machen wir einen kurzen Abstecher um Briefmarken zu kaufen. Wie gut, dass wir Zeit haben. Wir ziehen die Nummer 511 und stellen fest, dass es nur sehr langsam vorangeht. Ich bin ungeduldig und würde lieber weitergehen, doch Nobbi beschließt, dass wir bleiben. Eine Frau, die ein Paket verschicken will diskutiert endlos was es kostet und die Dame hinterm Schalter packt es neu, jemand anders hat Probleme mit einer Überweisung. Die meisten haben Zeit, es geht alles sehr ruhig und sehr langsam vor sich. Die, die es eilig haben, drängeln sich ohne Nummer vor, was meistens geduldet wird. Eine Mitarbeiterin läuft zwischen den Kunden hin und her und entschuldigt sich, dass es so lange dauert. Eine Familie sitzt im Wartebereich, ist vor uns gekommen und bleibt dort einfach sitzen. Kinder spielen auf dem Fußboden. Als wir schließlich dran sind ist es ganz einfach, drei Briefmarken nach Deutschland, die Dame hinterm Schalter ist ausgesprochen nett, freut sich darüber, dass wir versuchen Französisch zu sprechen, klebt die Marken sogar auf die Postkarten und wirft sie für uns ein. Nach 54 Minuten ist der Postbesuch erledigt.
Bevor wir in Nouméa Wurzeln schlagen wird es Zeit die Marina wieder zu verlassen und ein wenig segeln zugehen.