Die letzten Tage in Bremen sind viel zu schnell vergangen. Im Werderland ist es wunderschön. Der Kuckuck ruft, die Ponys haben Fohlen, der Deich blüht weiß, die Schwäne unternehmen Ausflüge mit ihren flauschigen Küken und nachts singt die Nachtigall. Unglaublich kitschig, unglaublich schön. Wir haben das Gefühl, wir sollen nicht vergessen wie schön es an unserem Landsitz ist. Noch ein Besuch im Rhododendronpark, noch einmal auf dem Rathausmarkt sitzen, noch eine Radtour im Teufelsmoor. Wir saugen noch etwas Bremen auf, wer weiß wann wir wiederkommen.




Kurz vor unserer Abreise segeln wir noch eine Woche auf der Ostsee. Mit unserem Segelverein Clipper verbringen wir eine tolle Woche mit netten Leuten und leider mit sehr wenig Wind in Dänemark. Die Amphitrite ist eine der ältesten noch segelnden Yachten der Welt und immer wieder fühlt es sich fantastisch an, dass wir Gelegenheit haben diese „Grand Old Lady“ zu segeln. Dieses schöne und stolze Schiff, das Knarren und Knarzen der alten Planken, das lautlose vorankommen und das Wissen, dass die Amphi das schon seit 1887 macht. Wer das auch mal erleben will, meldet sich einfach unter http://www.clipper-djs.org an. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Segeln hat viele spannende Facetten und Traditionssegeln ist eine besonders schöne. Zum Glück muss man sich nicht entscheiden. Wir bekommen einen akuten Anfall von Ostsee-Heimweh und uns wird einmal mehr klar, dass wir dringend zurück auf unser Boot müssen.




Schließlich stehen lauter letzte Treffen mit Freunden an, ein letztes gemeinsames Grillen, ein letzter Spaziergang, ein letztes Tee trinken, ein letzter Besuch in Hamburg, in Lüneburg. Über zwei Jahre haben wir damit gehadert unfreiwillig in Deutschland zu sein, nun fällt der Abschied doch schwer.
Die Reise nach Neuseeland verläuft letztlich problemlos, hat aber doch einige Blutdruck erhöhende Überraschungen bereit. Für Neuseeland brauchen wir kein Visa, müssen aber ein NZeTA beantragen, das ist quasi das Visa upon arrival. Das war ganz einfach und ging ganz schnell. Außerdem braucht man einen Traveller Pass, dafür muss man u.a. Impfbescheinigungen und Covid19 Testergebnis hochladen. Auch in Singapur muss man sich vorher anmelden, allerdings funktioniert die Anmeldung besser als in Neuseeland und man braucht keinen Test mehr.
Zunächst geht es nach Frankfurt. Unser Gepäck lässt auf sich warten. Am Frankfurter Flughafen fehlt es an Personal. Wir geben unsere Koffer erneut auf und machen uns auf den Weg in die City. Unser Aufenthalt ist so lang, dass wir genügend Zeit haben eine Freundin auf dem Fress-Gass Festival zu treffen. Wir sind allerdings etwas unruhig, hat der Automat uns doch Boardingpässe ausgedruckt auf denen „Standby“ steht, trotz fester Buchung. Wir bekommen schließlich unsere Plätze und schlafen gut auf dem Flug nach Singapur. Die Einreise nach Singapur funktioniert sensationell schnell, unkompliziert und sehr freundlich.
In Singapur verbringen wir ein paar sehr schöne Tage bei meiner Schwester und ihrer Familie. Die Zeit vergeht viel zu schnell und der Abschied aus Singapur fällt mir erstaunlicherweise doch deutlich schwerer als aus Deutschland. Ich wäre gerne noch etwas geblieben. (Alle Bilder haben wir im Botanischen Garten gemacht.)





Bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen, wollen wir unsere Covid-Tests in das Anmeldeformular von Neuseeland eingeben. Doch das hakelt und lässt den Blutdruck steigen. Ständig gibt es Meldungen „ihr Testdatum liegt nicht im vorgegebenen Zeitraum“, „das Testdatum darf nicht nach dem Abreisezeitpunkt liegen“ oder das System funktioniert gar nicht. Nach einigem Probieren und dem Ändern unserer PC-Uhrzeit haben wir nach 2 Stunden beide einen Travel Pass. Allerdings mit unterschiedlichen Angaben. Diese ganze Bürokratie macht nervös.
Auch auf dem Flug nach Auckland schlafen wir gut, der Service von Singapore Airlines ist fantastisch und die Einreise nach Neuseeland dann ganz einfach. German Passport? Da geht es durch die automatische Passkontrolle. Wir brauchen keine einzige Frage beantworten und bekommen nicht mal einen Einreisestempel. Der Biosecurity-Hund schleckt mir die Hand, der Zollhund findet uns uninteressant. Der Biosecurity-Beamte ist zufrieden als wir versichern, dass wir unsere Wanderstiefel geputzt haben bevor wir sie eingepackt haben.
Vom Flughafen nach Auckland wollen wir mit dem Shuttlebus fahren. Der alte Betreiber hat Corona nicht überlebt, aber es gibt einen neuen Anbieter. Mit nur vier Fahrgästen beginnt die Fahrt durch den strömenden Regen, die schon bald auf dem Seitenstreifen des Highways endet. Unser Bus ist kaputt und kann nicht weiterfahren. Nach einer halben Stunde kommt ein anderer Bus und sammelt uns auf der Autobahn ein.
Den Abend in Auckland verbringen wir im Hotelzimmer und beim Abendessen im Pub gegenüber. Das schlechte Wetter lädt nicht zum Spazieren ein und außerdem wird es erschreckend schnell dunkel.
Vom Gesundheitsministerium haben wir eine Email bekommen, dass wir einen Schnelltest machen und das Ergebnis über ein Portal mitteilen sollen. Bei Einreise haben wir jeder einen Beutel mit drei Schnelltests bekommen, zwei Tests macht man nach der Einreise, der dritte ist als Ersatz, falls ein Test nicht funktioniert. Per Mail erfährt man, wann man den Test machen soll und übermittelt dann das Ergebnis. Sehr einfach. Wir haben nun beide Tests hinter uns und damit endlich den ganzen Bürokram rund um die Einreise abgeschlossen.
Am nächsten Morgen steigen wir um halb acht in den InterCity Bus, der uns nach Opua bringt. Vier Stunden lassen wir die winterlich grüne Landschaft an uns vorüberziehen. Kurz bevor wir in Opua aussteigen wollen, beginnt es zu regnen. Zum Glück hört es bald wieder auf, denn wir müssen noch den Hügel runter zur Marina laufen.
Im Marinabüro werden wir freundlich empfangen und dann mit dem Schlauchboot zu Mari gefahren. Seit Monaten überlegen wir wie wir in unser Boot einbrechen, falls das Schloss verrostet ist. Doch dann dreht Nobbi einfach den Schlüssel und wir sind drin.
Marisol ist in besserem Zustand als erwartet. Klar, das Unterwasserschiff ist stark bewachsen und das Deck ist grün. Doch unter Deck ist sie knochentrocken. Kein Tropfen Wasser in der Bilge. Wir sind sehr erleichtert.
Jetzt sind wir dabei die mitgebrachten Dinge zu verstauen, uns durch das ganze Schiff zu putzen, alle Systeme zu testen und uns zu orientieren. Es ist sehr spannend im eigenen Schiff auf Entdeckungstour zu gehen. Für eine ToDo-Liste ist es noch zu früh, auch für eine Prognose, ob wir Neuseeland in dieser Saison noch verlassen können. Im Moment freuen wir uns, dass die Heizung läuft. Es ist recht frisch und feucht im winterlichen Neuseeland, da sorgt eine laufende Heizung am Abend für gute Laune.
