Die Woche beginnt mit kräftigem Regen. Bei einem ausgiebigen Frühstück entwerfen wir einen Regen-Plan. Wir beschließen ins Museum zu gehen. Die Art Gallery of NSW (New South Wales) ist nicht weit weg. Das schaffen wir unterm Regenschirm einigermaßen trocken. Als wir das Hotel verlassen hört der Regen auf und wir tragen unseren Regenschirm trocken ins Museum. Dort finden wir europäische Kunstwerke des 19. Und 20. Jhd., asiatische Gemälde und natürlich australische Bilder und Skulpturen. Wir schließen uns einer Führung zu den „Highlights der Sammlung“ an. Die Kunstexpertin, die diese Führungen in ihrer Freizeit macht, steckt uns mit ihrer Begeisterung für einzelne Kunstwerke und die Galerie an.
Da draußen inzwischen wieder die Sonne scheint, flanieren wir über die Haupteinkaufsstraße mit dem schönen Queen Victoria Building, das auch ein Einkaufszentrum ist, dem Rathaus und der Kirche St. Andrew. Der Rückweg führt natürlich wieder durch den botanischen Garten.
Nachmittags treffen wir uns mit Bettina und Erwin. Die Beiden haben ihren Zwischenstopp in Sydney extra verlängert, damit wir uns treffen können. Wir freuen uns sehr darüber, denn seit wir uns in Fiji zuletzt gesehen haben ist viel passiert und wir haben uns viel zu erzählen. Hoffentlich treffen wir uns bald einmal wieder!
Am nächsten Tag geht es in den Zoo. Wir wollen unbedingt ein paar typisch australische Tiere sehen, bevor wir den Kontinent verlassen. Mit der Fähre geht es zum Zoogelände und mit der Seilbahn zum Haupteingang. Ich bin ja kein Freund von Seilbahnen, muss aber zugeben, dass es nicht schlimm war. Außerdem lenkt die tolle Aussicht auf die Stadt und die Tiere ab. Durch den am Hang gelegenen Zoo geht es in vielen Schleifen wieder hinab zur Fähre. Mir gefallen die Schnabeltiere am besten. Eins schwimmt und taucht und planscht. Wunderbar. Was für putzige Tiere. Der Zoo hat auch Ameisenigel (Echidna). Schnabeltiere (1 Art) und Ameisenigel (5 Arten) bilden zusammen die Ordnung der Kloakentiere und sind die einzigen Säuger die Eier legen. Während Schnabeltiere im Wasser leben und an Land schlafen, sind Ameisenigel Landtiere. Sie sind alle in der Dämmerung oder nachts aktiv, dementsprechend sind unsere Fotos geworden. Also nix. Ihr müsst sie euch also woanders angucken. Natürlich haben wir Wallabys, Kängurus, Wombats und Koalas angeguckt. Der Zoo ist durch seine Lage am Hang sehr schön und abwechslungsreich. Es gibt viele Volieren, durch die man nach dem passieren von Schleusentoren, hindurch laufen darf und nach den Tieren Ausschau halten kann. Im Zoo leben auch Tiger, nein, da darf man nicht durchs Gehege laufen, Elefanten und Giraffen, wir haben uns aber eher auf die australischen und südostasiatischen Tiere konzentriert. Viele der kleinen Säuger hatten wir noch nie gesehen. Wir haben den ganzen Tag im Zoo verbracht und die verschiedensten Tiere beobachtet.
In Australien sind unglaublich viele Tiere durch die aktuellen Buschfeuer umgekommen. Die Schätzungen gehen von hunderttausenden aus. Jetzt bewegt der Tod von über 40 Koalas auf einer Plantage die Nation. Sie sind jedoch nicht den Feuern zum Opfer gefallen, sondern der Abholzung. Es gibt eigentlich strenge Regeln, die dafür sorgen sollen, dass die Koalas nicht sterben, wenn die Eukalyptus-Bäume gefällt werden. Die Bilder vom gerodeten Wald haben uns schockiert. Auf riesigen Flächen steht keine einzige Pflanze mehr nach der „Ernte“, nicht ein einziger Grashalm.
Zunächst haben wir heute überlegt einen der Strände zu besuchen, doch da es eher kühl war haben wir uns für einen weiteren Spaziergang in Richtung Stadtmitte entschieden. Im botanischen Garten erkunden wir einige Ecken, die wir noch nicht kennen, schauen den Kakadus zu, die sich aufgeregt um dem besten Platz im Baum streiten und besuchen die Ausstellung „Bite me“. Die Ausstellung dreht sich um fleischfressende Pflanzen und ist sehr informativ. Auf dem Weg zum Hafen wollen wir einen Blick in die Bibliothek, die State Library of NSW, werfen. Das Gebäude und der Lesesaal sind toll. Aus dem kurzen Stopp wird ein längerer Aufenthalt, als wir feststellen, dass es mehrere interessante Ausstellungen gibt. Wir lernen etwas über die vielen unterschiedlichen Aborigine-Sprachen und deren Erhaltung, sehen uns einige der alten Bücher der Bibliothek an, wie zum Beispiel ein wunderschönes Fischbuch von 1719 und entdecken in der Gemäldesammlung das Bild von der Gründung Australiens, das in unserem Reiseführer abgebildet ist. Am Hafen lassen wir unseren Sydney-Besuch ausklingen.
Morgen fliegen wir nach Singapur und freuen uns auf die tolle Stadt, jedoch noch mehr auf Lisa und Keke. Mal sehen, wie die anti-Coronavirus-Maßnahmen in Singapur aussehen. Australien evakuiert mit Sonderflügen Australier aus Wuhan und steckt sie für zwei Wochen in Quarantäne auf Christmas Island. Chinesen und Touristen, die in China waren, dürfen nicht mehr einreisen. Für tausende von Studenten bedeutet das, dass sie den Beginn des Semesters verpassen. In Australien gibt es eine regelrechte Bildungsindustrie, unglaublich viele ausländische Studenten studieren hier. Ein Milliardengeschäft. Und die größte Gruppe ausländischer Studenten sind – ihr ahnt es – Chinesen. Die Tourismus-Industrie bangt ebenfalls, sind die Chinesen doch die größte Gruppe der Touristen und die mit Abstand vermögendste. Die Berichterstattung ist zu großem Teil haarsträubend und unglaublich rassistisch. Und ich frage mich, wäre das Virus in Deutschland zuerst aufgetaucht, dürften dann alle 700 Mio. Europäer nicht reisen? China ist doppelt so groß wie die EU und etwa so groß wie ganz Europa inklusive des europäischen Teil Russlands. Und doch gilt das Einreiseverbot hier und in vielen anderen Ländern für alle 1,4 Mrd. Chinesen.
