Nächster Stopp: Sydney

Am Freitag geht es weiter nach Sydney. Die Reise verläuft unspektakulär, ich schaue einen ebenso unspektakulären Film und kurz darauf landen wir auf dem neuen Kontinent. Wir waren beide noch nie auf dem Heimatkontinent der Beuteltiere. Die Einreise geht fix, wir werden am Zoll gleich aussortiert und dürfen direkt zum Ausgang weiterlaufen. Ich habe immer noch Angst, dass mir jemand meinen Kopra-Sack wegnehmen möchte…
Dann versuchen wir Tickets für den Shuttle Bus zu kaufen, der Verkäufer ist sehr bemüht, überprüft sogar unsere Abflugzeit bei der Weiterreise und die Adresse des Hotels, doch wir verstehen ihn so schlecht. Nicht nur, weil er furchtbar nuschelt, sondern vor allem weil er einen Mundschutz trägt. Auch in Sydney ist die Coronavirus-Angst angekommen. Die Zeitungen schüren die Angst mit haarsträubenden Überschriften, wie zum Beispiel der Frage, ob man noch in Chinatown essen gehen kann. Seit wann hat Chinatown einen Tunnel nach China? Auch nett die beiden Damen die sich heute darüber unterhalten haben, dass sie sich schon mal Antibiotika gekauft haben, falls sie den Virus bekommen. Außer den Verkäufern am Flughafen sind nur wenige mit Mundschutz unterwegs, häufig einzelne aus einer Reisegruppe oder einer Familie.
Nach dem wir unser Hotelzimmer bezogen und ein verspätetes Mittagessen genossen haben, laufen wir zum botanischen Garten. Unterwegs entdecken wir eine kleine Ausstellung mit Skulpturen. Der botanische Garten gefällt uns sehr, außerdem hat man von hier einen super Blick auf das berühmte Opernhaus. Nicht nur die Pflanzenwelt des Gartens auch die zutraulichen Ibisse, die lauten Kakadus und die bunten Papageien begeistern uns. Die Kakadus sind überall. Sie sitzen gerne auf dem Fensterbrett des Hauses gegenüber unseres Hotels und spiegeln sich in den blanken Fenstern und sogar die grauen Schiffe der australischen Marine sind nicht vor ihnen sicher. Wir wohnen in Woolloomooloo (super Name für einen Stadtteil, oder?), ganz in der Nähe der Marine Basis. Hier liegen unter anderem auch zwei große (und hässliche) Hubschrauberträger und zwei Zerstörer (ich bin kein Kriegsschiffsexperte). Und auf den Zerstörern streiten sich die Kakadus um die besten Plätze. Am Samstag wollen wir uns einfach ein wenig durch die Stadt treiben lassen, sehen uns die Kathedrale St.Mary an und kommen zufällig am Startpunkt für die Stadtführungen vorbei. Wir haben mit den Free Walking Tours in anderen Städten bisher gute Erfahrungen gemacht und schließen uns spontan an. So traben wir bei großer Hitze quer durch die Stadt. Wir lernen, dass Sydney 1788 gegründet wurde und, dass die Aborigines hier schon vor ungefähr 20000 Jahren unterwegs waren. Wir erfahren einiges über die Entwicklung der Stadt, lernen die Gründungsväter kennen, werfen einen Blick auf alte und neue Gebäude, wie die Bibliothek, das Zollamt, das alte Krankenhaus, einige Museen und den ältesten Pub. Die Führung endet in „The Rocks“, der Altstadt, mit Blick auf die Oper und die Harbour Bridge.
Abends gehen wir in die Oper und sehen Don Giovanni. Dieser Opernbesuch ist der eigentliche Grund für unseren Zwischenstopp in Sydney. Wir wollten unbedingt mal in diese Oper und da am 1. Februar Don Giovanni gespielt wurde, sind wir eben am 31. Januar angereist. Nobbi wirft sich in sein zweitbestes Hemd (ihr erinnert euch, das beste ist über Bord geweht) und ich hole die goldenen FlipFlops aus dem Seesack. Es war toll mal wieder in die Oper zu gehen, das hat uns gefehlt. Die Inszenierung hat Spaß gemacht, die Sänger waren phänomenal und das Publikum ist richtig mitgegangen und hat viel gelacht. Es ist ja auch wirklich schön, wenn die Übertitel sagen „Bravo, …, die Tochter verführen und den Vater ermorden“. Und dann hört sich das auf Italienisch so schön an.

Weil der botanische Garten uns so gut gefällt, haben wir heute Morgen an einer Führung teilgenommen. Wir waren nur zu fünft in unserer Gruppe und ein begeisterter Pflanzenliebhaber hat uns einige besondere australische Pflanzen gezeigt und kleine Geschichten erzählt. Natürlich haben wir uns auch über die Buschfeuer unterhalten und die Eukalyptusbäume (das sind die Bäume die dort vor allem verbrennen) genauer angeguckt. Die Führung war sehr interessant und anschließend waren wir noch in der Abteilung mit den Farnen. Jetzt waren wir schon dreimal in drei Tagen im botanischen Garten und haben noch nicht alles gesehen.

Nachmittags ging es durch „The Rocks“, die Altstadt, und von dort auf die Harbour Bridge. Von der Brücke hat man einen tollen Blick auf die Oper, den täglich wechselnden obligatorischen Kreuzfahrer und große Teile der Stadt. Im Hafengebiet herrscht reger Fährverkehr, außerdem waren viele Segler unterwegs. Auf dem Rückweg bummeln wir ein wenig über den Sonntagsmarkt und gucken Souvenirs an, die wir nicht kaufen wollen.
Schließlich wird der Himmel tief schwarz und wir machen uns auf den Rückweg zum Hotel. Kaum sind wir angekommen beginnen heftige Gewitter. Die Gewitter sind mit ihren Blitzen häufige Ursachen für Buschbrände, ihr Regen aber wird dringend benötigt.
In einer Regenpause machen wir einen Abendspaziergang. Viele Treppen aufwärts liegt ein nettes Viertel mit schönen Häusern, vielen Geschäften und Restaurants.
Auch wenn unser Reiseführer eigentlich nur von Restaurants, Bars und Hotels berichtet, gibt es hier viel zusehen und uns wird nicht langweilig werden.