Es ist bumpy. Das ist die Untertreibung schlechthin. Bumpy hoert sich irgendwie niedlich an. Der Seegang ist aber nicht niedlich. Der Profi nennt das eine ausgereifte Windsee. Es fuehlt sich an wie segeln durch Schlagloecher. Ziemlich grosse Schlagloecher. So gross, dass Mari hinein passt. Wir kreuzen nach Neuseeland. Was an einem sonnigen Nachmittag auf der Kieler Foerde schoenstes Segeln bedeutet, eine Kreuz hoch am Wind, Lage schieben, ist mit einem Wohnschiff auf einem Ozean mit Welle nicht so lustig. Man schlaeft einfach nicht gut, wenn man immer wieder von der Koje abhebt, in der Luft stehen bleibt und dann in die Koje zurueckfaellt.
Mari macht ihre Sache gut, zeigt dass sie segeln kann. Ihre Crew hat sich richtig Muehe gegeben, trimmt eifrig und freut sich ueber jede Meile in die richtige Richtung. Wie gut, dass unser Schiff am Wind segelt, an Tag neun wuerde man doch sehr ungern umdrehen. Wir wurden gerade von einem Tanker ueberholt, ich dachte der koennte uns vielleicht ein Stueckchen mitnehmen (ist ja nur so eine Idee), doch der ist auf dem Weg nach Ecuador. Am 12. Dezember soll er dort sein. Bis dahin waere ich ganz gerne in Neuseeland. Also weiter segeln.
Meine Nacht war aeusserst interessant. Die Wolken verzogen sich und so hatte ich viel Zeit mir den Sternenhimmel anzugucken, inklusive Sternschnuppen und Flugzeug. In Maris Wellen veranstalteten irgendwelche Meeresbewohner ein Feuerwerk ungewoehnlich intensiven Meeresleuchtens.
Ich hing achtern ueber dem Seezaun, nicht um die Fische zu fuettern, sondern auf der Jagd nach einem Geraeusch. Die Ursache fuer das leise Brummen habe ich nicht gefunden, hatte dafuer aber eine ungewoehnliche Begegnung, Nur wenige Meter hinter dem Boot zeigten sich die beiden Flossen eines Hochseehais. Das gut drei Meter lange Tier schwamm ein paar Minuten hinter uns her, verlor dann das Interessen und verschwand in der Dunkelheit.
Unsere Passage von Fiji begann sehr angenehm. Das Ausklarieren fand schnell und unkompliziert in der Marina statt, die Marina-Crew sang uns ein Staendchen, Mari bekam eine kleine Blumengirlande an den Bugkorb und dann ging es los. Die ersten Meilen bis zum Pass sind wir motort. Am Pass hat Fiji uns mit Delfinen verabschiedet und der Pazifik empfing uns mit 30 Knoten Wind, doch je groesser der Abstand zu Fiji wurde, umso ruhiger wurden die Bedingungen. Sechs schoene Tage segelten wir am Wind. Der erste Tag war noch ruppig, danach einfach fantastisch. Leichte Winde, wenig Seegang. Mari lief hervorragend am Wind. Erst ein bisschen weiter nach Westen, dann das Ziel Neuseeland direkt voraus. Schoenstes Segelwetter, trocken und sonnig. Dann verliess uns der Wind, der Motor musste ran. Auch ganz nett. Nach einer Woche schraegen Lebens, stete Fahrt auf glattem Wasser. Lediglich eine Front, die uns Gewitter und Regen brachte hielt uns fuer ein paar Stunden auf Trab.
Seit gestern ist der Wind wieder da, leider kommt er aus Sueden. Dort wollen wir hin. Seit gestern Nachmittag segeln wir so hoch am Wind, wie es geht. Das ist mal ungemuetlich mal sehr ungemuetlich. Im Gegensatz zu den ersten sechs Tagen unserer UEberfahrt haben wir diese gemeine Welle gegen uns und gelegentlich sogar Gegenstrom. Leider wird der Wind bis auf weiteres aus Sueden wehen, mal mehr, mal weniger stark. Im Moment sieht es aus als muessten wir nach Neuseeland kreuzen. Zwar sind es nur noch etwa 200 Meilen, die koennten aber ziemlich lang werden. Ist fuer Segler die kuerzeste Strecke zwischen zwei Punkten doch manchmal eine Zickzacklinie…