Wir sind gestern in Savusavu auf Vanua Levu, Fiji angekommen. (Ich weiß, dass man Fiji im Deutschen Fidschi schreibt, bleibe aber trotzdem bei der englischen Schreibweise Fiji, ich bin einfach zu unflexibel).
Ihr fragt euch „Fiji? Wollten die nicht nach Tonga?“. Ja, wollten wir. Das Wetter wollte nicht wie wir und jeden Morgen haben wir überlegt, dass das Wetter passen würde wenn wir nach Fiji wollen würden. Also entscheiden wir uns kurzfristig nach Fiji zu segeln. Wind und Wellen sind auf dem Ozean einfach netter wenn sie von achtern kommen.
Am Donnerstag klarieren wir aus. Zuerst geht es zur Immigration, da bekommen wir den Ausreisestempel in den Pass und einen Brief für den Zoll, dass alle Voraussetzungen für die Ausreise vorliegen. Beim Zoll bezahlen wir eine sehr überschaubare Gebühr und bekommen eine sehr hübsche Clearance mit Siegel.
Freitagmorgen nutzen wir eine Regenpause und laufen aus. Ein paar Regenschauer duschen uns, wir segeln mal wieder in Ölzeug. Zum Mittagessen gibt es Leberwurstbrote. Diese Brote sind ein echtes Highlight, super lecker. Unsere deutschen Nachbarn in der Marina haben sie uns zum Abschied über den Seezaun gereicht. Selbstgebackenes Brot mit selbstgemachter Leberwurst. Sie haben ein ganzes Schwein gekauft und verarbeitet. Auf dem Boot! Nicht nur zu Schnitzeln, Eisbein, Gulasch und Würsten, sondern auch zu Leberwurst. Ich hätte schon Zuhause keine Ahnung was ich mit einem ganzen Schwein machen sollte.
Wir fahren zwischen Upolu und Savaii, den großen Inseln Samoas hindurch und können dann Kurs nehmen auf Fiji. In der ersten Nacht haben wir netten Segelwind und wenig Seegang, dafür heftige Schauer. Ich sitze im Ölzeug im strömenden Regen und beobachte ein entgegenkommendes Containerschiff und einen Zickzack fahrenden Fischer. Zum Glück wird der Regen irgendwann weniger. Samstag und Sonntag haben wir recht viel Wind, immer satte sechs Windstärken dazu kräftige Böen. Wir kommen schnell voran. Nur der Seegang ist eklig. Hoch und steil. Keine lange, nette Ozeanwelle. Immer wieder spritzt Seewasser ins Cockpit oder duscht das Bimini. Zum Glück ist es aber die meiste Zeit trocken.
Am Montag nimmt der Wind etwas ab und der Seegang wird gemütlicher. Die Wellen sind zwar noch hoch, aber sie brechen nicht mehr. Wir rechnen aus, dass wir unseren Zielhafen mit dem abnehmenden Wind nicht mehr am Dienstag erreichen können. Also lassen wir uns Zeit, wir wollen nicht im Dunkeln ankommen. Nachts stelle ich fest, dass wir einen blinden Passagier an Bord haben, als ich einen vermeintlichen Fleck wegwischen will, läuft der weg. Wir haben einen Gekko! Das soll ja Glück bringen. Dienstagmorgen sehe ich die ersten Inseln von Fiji. Erst Palmen eines Atolls, später die Berge einer höheren Insel. Wir stellen die Uhr um eine Stunde zurück, die gewonnene Stunde investiere ich in Pfannkuchen zum Frühstück. Mal wieder fragen wir uns, weshalb eigentlich immer hohe Wellen auftauchen, wenn wir Duschen oder Kochen. Zwischenzeitlich treiben wir mehr, als das wir segeln, doch das macht nichts. Wir sind gut in der Zeit und freuen uns, dass wir so gut schlafen.
Immer wieder ist es spannend, wenn neues Land vor dem Bug auftaucht. Bei Tagesanbruch werden die hohen Berge sichtbar, ab und zu kann man das Land riechen. Süß, schwer und grün. Unsere letzten Eier gibt es als Rührei zum Frühstück, wir haben Angst, dass die Biosecurity sie uns wegnimmt. Dann stoppen wir das Boot und baden im blauen Pacifik. Ein Luxus, der nur bei ganz wenig Wind möglich ist.
Genau fünf Tage nach der Abfahrt legen wir am Steg der Copra Shed Marina an. Hier warten wir auf die Offiziellen, später ziehen wir an eine Mooring-Boje um. Zunächst kommt der Mann von der Gesundheitsbehörde, fragt ob wir gesund sind und füllt ein paar Zettel aus. Das ganze dauert nur ein paar Minuten, kostet umgerechnet aber über 60 Euro und wir dürfen die gelbe Q-Flagge einholen. Dann passiert erstmal nichts. Ich bin so müde, dass ich ein Schläfchen mache. Irgendwann taucht der Nächste auf. Zoll und Immigration in Personalunion. Tatsächlich hat er das Formblatt, das wir zuvor ausfüllen mussten und von Samoa aus per E-Mail verschickt haben dabei. Wieder geht es schnell und wir müssen nichts bezahlen.
Er erklärt uns, dass wir noch auf Biosecurity warten müssen und dass das etwas dauern könnte. Aus „humanitären Gründen“ (seine Wortwahl!) dürfen wir das Schiff verlassen. Es sei so heiß und wir würden sicher etwas essen wollen, sollten aber unser Handheld-VHF mitnehmen. Wir melden uns in der Marina an und ziehen ins Marina Café um. Kaum sitzen wir auf der Terrasse, knackt das Handfunkgerät „Marisol?“. Die Biosecurity ist da. Ich bewache unseren Tisch und das Essen, Nobbi geht zurück an Bord. Wir sollen unseren Müll in den Container werfen und dürfen unsere Zwiebeln, das einzig „Frische“ das wir noch an Bord haben behalten. Fiji hat den Ruf ziemlich bürokratisch zu sein. Wir waren überrascht, dass es insgesamt recht flott ging und wir jeder nur die Passenger Arrival Card abgeben mussten, d.h. dieses Kärtchen, das man auch im Flieger immer ausfüllen darf. Ansonsten haben die Beamten die Schreibarbeit übernommen, Nobbi musste ab und zu unterscheiben.
Der bürokratische Teil ist jedoch noch nicht ganz abgeschlossen. Nachmittags gehen wir zum Geld Automaten Fiji Dollar abholen und dann zur Biosecurity, um dort unsere Gebühren zu bezahlen, außerdem fehlt noch irgendein Formular. Die Dame, die für uns zuständig ist, ist aber nicht da und der Kollege hat weder Wechselgeld noch den Quittungsblock und zweitens weiß er auch nicht so genau. Wir bekommen aber begeistert lauter Ausflugstipps für ganz Fiji und sollen lieber morgen noch einmal wieder kommen. Heute konnten wir nun bezahlen (35 Euro) und das fehlende Formular und die Quittung abholen.
Wenn man in Fiji umher segeln möchte braucht man ein Cruising Permit. Das hat die Marina gestern bereits für uns beantragt. Wir können es nun abholen und müssen damit dann aber wiederum zum Zoll. Hier bekommen wir die „Coastal Clearance“. Das Cruising Permit kostet nichts. Nun dürfen wir auslaufen wann immer wir wollen, dürfen in Fiji umhersegeln und müssen uns nur einmal pro Woche per Email melden. Damit ist der offizielle Teil erledigt.
Ich mag diesen Moment in dem man das erste Mal an Land geht. Auch wenn man nach einer Ankunft nach einer längeren Etappe meist ziemlich müde ist, ist es so spannend. Fiji bzw. Savusavu ist wieder ganz anders als Samoa. Nicht nur die Insel, auch Häuser und Läden und besonders die Menschen sehen anders aus. Etwa zwei Drittel der Menschen stammen von der ursprünglichen melanesischen Bevölkerung ab, ein Drittel sind Inder. Amtssprachen sind Fiji, Englisch und Hindi. In den Läden findet sich nicht nur der Männerrock, den wir aus Samoa kennen, sondern auch Saris. Ganz besonders merkt man es natürlich am Essen, Naan, Curry, Roti…
Hier ist alles sehr dicht zusammen, das erleichtert nicht nur die Wege zu den Behörden, sondern sorgt auch dafür, dass wir mit unseren Erledigungen fix vorankommen. Wir haben unsere Wäsche zum Waschen gegeben, eine SIM Karte gekauft (umgerechnet 2,50 Euro für 12 GB Datenvolumen, das ist rekordverdächtig, irgendein Sonderangebot), eingekauft und E-Tickets für Busfahrten sowie erste Souvenirs erstanden.
Ach ja, Bula heißt Hallo!