Schnorcheln, Museumsbesuch und der Westen der Insel

Das Wetter zwischen Samoa und Tonga lädt nicht zu einer Segelpartie ein, wir entscheiden uns noch etwas in Apia zu bleiben. Ein verlängerter Aufenthalt auf Samoa ist wahrlich kein Opfer.
Wir besuchen das kleine Museum of Samoa, das in der ehemaligen deutschen Schule untergebracht ist. Das Museum ist übersichtlich und einfach, doch wir lernen einiges über die Geschichte Samoas, den Weg zur Unabhängigkeit 1962 und die vielen chinesischen Gastarbeiter.
Auf dem Rückweg kommen wir an einem Friedhof vorbei. Auf Samoa begräbt man seine Verwandten am Liebsten auf dem eigenen Grundstück, gerne vor dem Haus, und so sehen wir häufig Kinder auf Großvaters Grab spielen. Einen Friedhof gibt es trotzdem, vermutlich haben nicht alle Samoaner genügend Platz im Vorgarten.
Modisch voll im Trend liegen Badelatschen, vorzugsweise Adiletten. Im Prinzip können sie zu jeder Gelegenheit getragen werden, ob man in der Stadt unterwegs ist, in die Kirche geht oder in die Schule, sogar zum joggen kann man sie anziehen. Nobbi weist mich gerne daraufhin. Er musste seine nämlich Zuhause lassen, seine Frau hat ihm verboten sie in der Öffentlichkeit zu tragen, nur für den Weg zur Dusche wären sie erlaubt. Nun ja, jetzt trägt er konsequent Crocs.
Inzwischen kennen wir eine beachtliche Anzahl an Restaurants, Nobbi hat bereits das zweite samoanische Hemd gekauft (nicht einfach Größe L zu finden, es gibt Hemden bis 7XL) und Zeit für kleine Bootsjobs haben wir auch gefunden. Unsere Genua haben wir nicht nur ordentlich zusammen gefaltet, sondern zuvor auch repariert. Die kaputten Stellen haben wir getapt und die Nähte nachgenäht. Eigentlich eine ganz nette Arbeit, wären da nicht die Temperaturen. Bei einer Lufttemperatur von deutlich über 30 Grad (im Schatten) misst Nobbi eine Stegtemperatur von 60 Grad in der Sonne (mit dem Infrarotthermometer, eines unserer liebsten Spielzeuge). Kein Wunder, dass ich da nicht drauf sitzen mochte. Der Hund von einem anderen Boot weigert sich den Steg zu betreten und will getragen werden. Ich kann ihn verstehen, er trägt ja keine FlipFlops.
Wir haben eine neue Kompassbeleuchtung, die alte war korrodiert, der Außenborder trägt ein neues Gewand, gelb mit Palmen, und mein Laptop-Ladegerät hat ein neues Kabel.
Ein paar Tage ist der Schwell hier in den Hafen gelaufen, dann wurde auf einem der großen Schiffe Rost geklopft und Ende der Woche wurde die Straße aufgerissen und es hat schön gestaubt. Immer was Neues, alles nicht dramatisch und zum Glück gibt es Wasser am Steg, so dass man ab und zu sein Schiff waschen kann.
Ganz in der Nähe der Marina gibt es einen ausgezeichneten Schnorchelplatz. Unter schattigen Bäumen stehen kleine Fales, die kleinen Häuschen auf Stelzen, und in den Bäumen hängen Schaukeln, ein samoanisches Freibad. Der Einstieg ins Wasser ist ganz einfach und die Riffkante mit dem schönsten Schnorchelplatz ist mit einem Pfahl markiert, zu dem man einfach hin schwimmt. Schon auf der Sandfläche, über die man zum Riff schwimmt, treffen wir viele Fische und am Riff herrscht ein unglaubliches Gewusel. So ein schönes Riff und solchen Fischreichtum hätten wir hier in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hauptstadt und zum Hafen nicht erwartet, sogar eine Schildkröte schaut vorbei. Obwohl wir unter widrigen Bedingungen geschnorchelt sind, Niedrigwasser und viel Wind mit noch mehr Wellen, waren wir so begeistert, dass wir heute gleich wieder dort waren. Heute bei noch mehr Welle, dafür aber mit viel klarerem Wasser als beim ersten Mal. Ganz toll!

Gestern haben wir noch einmal eine Tour über die Insel unternommen. Wieder waren wir mit Tai unterwegs, diesmal stand die Westseite der Insel auf dem Programm. Wir fahren quer über die Insel, durch Taro- und Kokosplantagen und erreichen schließlich die Nordküste. Erster Stopp: Schnorcheln mit Riesenmuscheln. Ob die Muscheln extra dort hingebracht wurden? Oder ob sie sich selbst hier angesiedelt haben? Wir haben beim Schnorcheln und Tauchen schon oft Riesenmuscheln gesehen, aber diese sind wirklich sehr groß und wir hatten Strand samt Muscheln für uns alleine. Bis 1,40m und 400 kg werden sie groß, diese Exemplare waren locker über einen Meter lang. Die Korallen in diesem Bereich sind ziemlich kaputt, trotzdem waren viele Fische unterwegs. Süßwasser kommt aus den Bergen, fließt in kleine Becken (in denen man auch baden kann) und dann ins Meer. Die Vermischung von Süß- und Salzwasser mit entsprechenden Schlieren sorgte für sehr wechselnde Sicht. Vielleicht gefällt den Muscheln die Strömung?
Weiter geht es entlang der Nordküste nach Westen. Die Straße wird immer schmaler. Tai erzählt uns, dass er die Straße auch noch nie gefahren ist, er hat uns völlig richtig eingeschätzt, wir wollen nicht an den Strand zum Selfies machen (10 Euro Eintritt, ein stolzer Preis), wir wollen lieber den schmalen Weg durch die kleinen Dörfer nehmen. Zeitweise sind wir nur in Schrittgeschwindigkeit unterwegs und die Straße führt durch einen kleinen Fluss. Hier ist es sehr ländlich und sehr schön grün. Irgendwann platzt es auch Tai heraus: „Stell die vor, du lernst eine Frau kennen und dann erzählt sie Dir, dass sie hier wohnt“ (Ihr erinnert euch, nach der Hochzeit zieht der Mann zur Familie der Frau). So schön es hier ist, wohnen wollen wir hier alle drei nicht in dieser Abgeschiedenheit. Irgendwann erreichen wir wieder die asphaltierte Straße. Wir halten ab und zu für ein Foto, oder nur um mal zu gucken, besuchen den Bootsanleger von dem die kleinen Boote zur Nachbarinsel Manono fahren und den Fähranleger vom dem die Fähren zur großen Nachbarinsel Savaii ablegen. In einem netten Hotel gehen wir etwas spazieren und erfrischen uns mit Vaitipolo, frischer Limonade. Ein kleines Kunst-College hat einen Ausstellungsraum für die Werke seiner Schüler. Schnitzereien und Bilder werden hier präsentiert und verkauft. Einige Werke sind toll, die meisten eher mittelmäßig. Interessant wird der Besuch dadurch, dass sie fast alle samoanische Sagen darstellen oder Geschehnisse aus der jüngsten Vergangenheit. Wir bekommen eine nette Führung und hören tolle Geschichten über ein Paar, dass sich in eine Schildkröte und einen Hai verwandelt, über einen Oktopus der von Fiji kommt, darüber, dass man sich immer zu zweit tätowieren lassen soll, sonst hat man starke Schmerzen, über die Vergangenheit des Hausbergs von Apia und über das Ende des Kannibalismus. Landschaftlich hat uns der Osten der Insel noch etwas besser gefallen, aber auch diese Tour hat sich sehr gelohnt. Wir haben viel über das Leben auf Samoa gelernt, vor allem weil Tai alle unsere Fragen so geduldig beantwortet hat. Der Nationalvogel Samoas ist der gefährdete Manumea, der im Inselinneren im Wald lebt. Uns gefällt der lustige Vogel, der so ähnlich aussieht wie der Kiwi und auch nicht fliegen kann besonders gut.
Gestern Abend hat der Wetterbericht uns aufgeschreckt, es sieht fast aus als sollte es Ende der Woche möglich sein nach Tonga zu segeln.