Das Wasser hat dieses unglaubliche Blau, dass es nur mitten auf dem Ozean gibt. Die Wellen wiegen uns sanft und wir gleiten leise dahin. Segeln kann so schön sein. Leider sind wir am zweiten Tag unserer Überfahrt nach Tahiti zu langsam. Wir wollen Tahiti bei Tageslicht erreichen. Nachmittags verabschiedet sich der Wind fast ganz, wir beschließen etwas zu motoren. Abends kommt der Wind wieder. Wir erleben eine schöne Nacht unter Segeln. Gegen Morgen nimmt die Bewölkung zu, bei Sonnenaufgang tummeln sich dicke Wolken um uns, in der Ferne schauert es. Dann taucht Tahiti aus den Wolken auf. Wir waren schneller als gedacht. In den letzten Stunden legt Mari noch einen richtigen Sprint hin, so dass wir bereits um elf Uhr den Pass erreichen. Wir melden uns an und dürfen sofort reinfahren. In der Einfahrt begrüßen uns verspielte Delfine. Immer wieder schön! Port Control lotst uns zügig am Flughafen vorbei nach Süden. Zweimal müssen wir warten bis ein Flieger gestartet ist. Nobbi ist begeistert. Richtige Flugzeuge!
Wir funken die Marina Taina an, niemand meldet sich. Mittagspause? Wir fischen eine Boje, an der ein Priveé Schild hängt und beschließen hier zu warten. Nach der Mittagspause antwortet die Marina sich noch immer nicht über Funk, dafür erreichen wir telefonisch eine Dame im Büro, die uns schnippisch erklärt, dass wir am nächsten Tag nach einem Platz fragen sollen. Der Hafenmeister ist nicht da. Wir suchen nach einem anderen Platz und finden eine freie Boje. Nach einiger Zeit taucht ein kleines Boot vom Hafen auf, sie geben dem Hafenbüro durch, dass wir an der Boje liegen, daraufhin haben wir die schnippische Dame am Funk, die zwar nicht weiß wo wir liegen, aber sicher ist, dass wir dort nicht liegen bleiben können. Die beiden Marineros sind freundlicher, sie sagen wir können über Nacht bleiben, am nächsten Morgen sollen wir mit dem Hafenmeister sprechen, nicht mit dem Büro. Da wir ja gar nicht an der Mooring sein dürfen, brauchen wir sie auch nicht bezahlen.
Wir erleben einen traumhaften Sonnenuntergang mit Moorea in der Hauptrolle. Hinter der spektakulären Skyline der Nachbarinsel geht die Sonne unter und zaubert einen goldenen Himmel.
Um zwei wache ich auf und treffe Nobbi an Deck. Neben dem Schiff bricht sich die Welle, Mari hopst über kabbeliges Wasser. Der hohe Südwest-Schwell ist wie vorhergesagt da. Leider läuft er über das Riff. Unsere Boje liegt jetzt im Hexenkassel, das Wasser um uns herum erinnert an eine Waschmaschine. Gefährlich ist das Ganze nicht, auf der Mooring ist keine Belastung, aber gemütlich ist es auch nicht. Am Ankerplatz ist es etwas besser als im Bojenfeld, aber auch nicht gut.
Morgens fragen wir in der Marina nach einen Liegeplatz, wir haben einige Jobs zu erledigen, für die ein Stegplatz schön wäre, außerdem hätten wir gerne eine Dusche. Die Marina ist voll. Wir rufen die Marina in Papeete an, dort geht niemand ans Telefon. Also ziehen wir ins Ankerfeld um. Als wir uns entscheiden nun ein letztes Mal die Marina in Papeete anzurufen, geht doch tatsächlich jemand ans Telefon. Wir dürfen kommen, aber nicht in der Mittagspause. Eine große Schildkröte taucht neben dem Boot auf und heitert uns auf.
Wir verstauen Dinghy und Außenborder, verpacken unser Großsegel, holen Festmacherleinen und Fender hervor und essen Spiegeleier. Dann machen wir uns auf den Weg. Kurz vor dem Flughafen melden wir uns bei Port Control und erbitten Clearance für die Passage der Landebahn. Unsere Anfrage wird ignoriert. Wir stoppen auf, warten und funken Port Control an. Ob die auch Mittagspause machen? Nicht unwahrscheinlich. Unsere Anfragen werden ignoriert. Ab und zu landet ein Flieger. Schließlich vermittelt eine französische Yacht, deren Anfrage auf Französisch beantwortet wird. Ein Schelm wer Böses denkt. Wir passieren das Südliche Ende des Runways, fahren mit ordentlich Schiebestrom mit Rekordtempo zum nördlichen Ende des Runways und erbitten erneut um Clearance. Nach einigen hin und her, dürfen wir passieren, zwischen zwei startenden Fliegern fahren wir am nördlichen Ende des Flughafens vorbei. Schade, der Kollege des Mitarbeiters von Port Control, der uns am Tag zuvor durchs Fahrwasser gelotst hat, war ausgesprochen nett. Dass der grummelige Kerl uns immer wieder ignoriert hat, hat unsere Fahrt um eine Stunde verlängert und den Tag ziemlich anstrengend gestaltet.
Am frühen Nachmittag machen wir in der Marina fest wo uns ein netter Mitarbeiter begrüßt. Warum sind wir eigentlich nicht am Tag zuvor direkt hierher gefahren? Das hätten wir einfacher haben können. Mari liegt nach 5 Monaten das erste Mal wieder an einem Steg (seit Shelter Bay Marina in Panama) und wir gehen sofort ausgiebig Duschen!
