Manchmal ahnt man bereits, dass das eigene Verhalten nur mäßig schlau ist und kann doch nicht widerstehen. Wir haben unsere Zeit auf Makemo etwas ausgedehnt, auch wenn wir bereits geahnt haben, dass wir dadurch den idealen Zeitpunkt zur Weiterreise verpassen würden.
In Punaruku, im Westen Makemos, gefiel es uns ausgesprochen gut. Wir haben ausgiebig geschnorchelt und haben die Familien an Land besucht, die zur Kopra-Ernte dort waren. Dabei haben wir gelernt, dass sie 140 Franc für ein Kilo Kopra bekommen (das entspricht 1,20 Euro) und dass das Fruchtfleisch der Kokosnuss in der Sonne trocknet bevor es in Säcke gefüllt wird. Am West-Pass hätten wir gerne geankert, doch nachdem wir die 8 Meilen dorthin gefahren sind, scheint uns der Platz, insbesondere bei aufkommendem Süd-Ost-Wind ungeschützt, wir kehren um und legen uns wieder in Punaruka hinters Riff. Die folgende Nacht war die ruhigste seit langem, wenn wir das geahnt hätten wären wir am Pass liegen geblieben.
Nach dem wir einen weiteren Schnorchel- und Basteltag eingelegt haben, reißen wir uns am Samstag schließlich schweren Herzens von Makemo los. Es ist etwas mehr Wind angesagt als wir uns wünschen würden, aber da es in den nächsten Tagen noch windiger werden soll entscheiden wir uns weiter zu segeln. Wir erreichen den Pass bei Hochwasser und fahren durch ganz glattes Wasser hinaus in den Ozean. So einfach kann es auch sein durch einen Pass zufahren.
Fünf Windstärken aus Ost bescheren uns eine flotte Fahrt. Die Wellen sind mit einem Meter fünfzig sehr angenehm, nur ab und zu kommt eine Wolke und bringt uns ein paar Böen. In der Nacht nimmt der Wind immer weiter zu, leider auch die Wellen. Nun haben wir sechs Bft in Böen sieben bis acht. Mari zeigt sich völlig unbeeindruckt, wir rauschen dahin. Es macht richtig Spaß, nur die Regenschauer stören. Der Spaß wäre ungetrübt, wenn wir nicht ein Atoll anlaufen wollen würden. Diesen starken Wind und die hohe Welle können wir in einem engen Pass nicht brauchen. Wir haben uns vorher verschiedene Möglichkeiten durchgeplant und entscheiden uns nun für den Nord-Pass von Fakarava. Der Pass ist breit, der breiteste in Französisch Polynesien, und er liegt auf der Nordseite des Atolls, bei Südost Wind also auf der Wind abgewandten Seite.
Zuvor haben wir errechnet, dass etwa um zwanzig vor eins Hochwasser sein müsste. Wir erreichen den Pass bereits gegen elf. Der Pass ist sehr breit, doch über die ganze Breite sehen wir eine stehende Welle, die sich weiß schäumend bricht. Der hereindrängende Flutstrom trifft auf die Wassermassen die vom starken Wind aus der Lagune gedrückt werden. Der Meeresboden steigt hier fast senkrecht von 600 m auf 12 m an.
Eine andere Yacht passiert uns, ein großes Schiff mit starker Maschine. Sie geben Gas und fahren einfach durch. Wir sehen wie das Schiff tief eintaucht, und die Wellen bis zum Mast über das Deck laufen. Als das Boot die Lagune erreicht hat funken wir es an und wollen wissen ob wir recht mit unserer Annahme haben, dass der Flutstrom noch in die Lagune hineinschiebt, doch wir bekommen keine Antwort. Wir entscheiden uns dieses Manöver nicht nachzumachen und unserem eigenen Urteil zu vertrauen. Wir warten. Um Viertel nach zwölf entscheiden wir einen Versuch zu wagen. Die Welle in der Einfahrt scheint niedriger geworden zu sein und seltener zu brechen. Ein Zweimaster taucht auf, und fährt an uns vorbei durch den Pass, er taumelt in der Welle, es sieht aber nicht so dramatisch aus wie bei seinem Vorgänger. Wir kommen gut durch den Pass. Es ist eine schauklige Angelegenheit. Erst gilt es die stehende Welle zu überwinden, das geht besser als erwartet, wir setzen nur zweimal tief ein. Dahinter hat sich ein Feld unangenehmer steiler Wellen aufgebaut. Diese unangenehme steile Welle kennen wir aus der Ostsee, so fühlt sich die dänische Südsee bei 6 bis 7 Bft aus West an. Nach einer Meile können wir den Kurs ändern und den Ort anlaufen. In tiefem Wasser fällt der Anker. Wir sind müde aber sehr zufrieden.
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass man nicht einfach einem anderen Schiff hinterherfahren sollte in der Annahme der andere würde sich besser auskennen. Wir treffen die Crew vom ersten Schiff am nächsten Tag beim Kaffee. Sie hatten keinerlei Tideninformation und sind einfach reingefahren und dachten wir ankern (nun ja, da hätten wir aber viel Kette gebraucht bei 600m Wassertiefe…). Sie berichten, dass sie noch nie so viel Wasser an Deck hatten und die Erfahrung nicht wiederholen wollen.
Nun liegen wir in Fakarava vorm Dorf Rotoava. Dieses Atoll ist im Vergleich zu Makemo richtig touristisch. Es gibt einige kleine Hotels, viele Tauchbasen und ein paar Andenkenstände. Insgesamt ist es jedoch auch hier eher ruhig.
Es gibt Eier! Im ersten Laden fragen wir danach. Die Verkäuferin entschuldigt sich, leider keine Eier, geht dann aber doch ins Lager und bringt uns ein Paket. Im zweiten Laden wird jeder Kunde darauf aufmerksam gemacht, dass es Eier gibt. Wir kaufen ein weiteres Paket. Als wir unsere 24 Eier heil an Bord befördert haben, feiern wir dies mit Spiegelei auf Baguette!
