Eigentlich wollte ich einen kleinen Beitrag ueber die doch recht begrenzte Versorgungslage und die Bordkueche schreiben, doch die letzten Atolltage waren so schoen, dass sie einen Post verdienen. Diese Tage sind es, die fuer ungemuetliche UEberfahrten, unruhige Ankernaechte, sorgenvolle Blicke auf den Wetterbericht, Unbequemlichkeiten und bange Stunden entschaedigen und eine solche Reise so lohnenswert machen.
Zunaechst liegen wir noch immer zwischen den beiden Motus im Suedosten Makemos. Motu bedeutet nichts anderes als Insel auf polynesisch. Wir ankern unser Schlauchboot im flachen Wasser und schnorcheln zwischen grossen Korallenbloecken. Bunte Fische tummeln sich um die Korallen, an einer Putzerstation geniesst ein Papageifisch die Koerperpflege, ein kleiner Hai patrouilliert und ist auf dem Sandgrund kaum auszumachen. Wunderschoene Tridacna, die Riesenmuscheln, wachsen zwischen den Korallen. Mir gefallen am besten die gruenen mit den blauen Punkten.
Montag hat der Wind auf Ost gedreht und wir machen uns auf den Weg zurueck zum Dorf am Pass. Der frische Wind hat eine erstaunlich hohe Welle in der Lagune aufgebaut, die die Lagunennavigation noch anstrengender macht. Die Korallenbloecke, die dicht an die Oberflaeche reichen, sind besser zu sehen, weil sie die Welle an ihnen bricht, die anderen schlechter. Ausserdem schaukelt Mari in der kurzen Welle. An dem Ankerplatz vorm Ort sind wir das einzige Schiff und so parken wir diesmal in der ersten Reihe. Wie immer kontrollieren wir schnorchelnd unseren Anker und erleben so zufaellig das beste Schnorcheln der Reise. Unterm Boot haben wir einen Schwarm Doktorfische, ich verzaehle mich bei ueber 200, ihnen gefaellt es anscheinend unter Mari. Unsere Schiffshalter haben wir uebrigens verloren, die sind nicht mit umgezogen. Das Wasser ist ganz klar und die Sicht hervorragend, ein Barrakuda und einige grosse Makrelen sind unterwegs. Da wird es dunkel. Ein Fischschwarm naehert sich. Tausende (oder noch viel mehr ?) Fische bilden eine riesige Wolke. Wenn der Schwarm ganz kompakt ist, quasi Fisch an Fisch, hat er einen Durchmesser von etwa 8m und eine Hoehe von ca. 6m. Um den Schwarm kreisen Haie. Immer wieder stossen sie in den Schwarm vor, worauf dieser sich teilt. Fantastisch! Natuerlich haben wir schon Schwaerme gesehen und auch viele Haie. Aber noch nie einen so riesigen Schwarm aus so vielen Individuen und noch nie mit Haien auf der Jagd. Wir halten uns am Rande des Geschehens und koennen uns gar nicht satt sehen. Was fuer ein Schnorchelglueck.
Am naechsten Morgen fuettern wir noch ein wenig die Doktorfische unterm Boot, sie moegen Kraecker, Schwarzbrot mit Leberwurst und Baguette-Kruemel, dann geht es fuer uns weiter.
17 Meilen stehen auf dem Programm, eigentlich eine uebersichtliche Strecke. In der Lagune jedoch, sind 17 Meilen nach Westen ganz schoen weit. Startet man frueh, steht die Sonne noch zu niedrig, nachmittags jedoch, wenn die Sonne im Westen steht, wird ihr Licht auf der Oberflaeche reflektiert und man sieht die Korallenkoepfe nicht. Wir haben einen Tag mit perfektem Wetter erwischt, moderater Wind von achtern und keine Wolke am Himmel. Wir gleiten mit reduzierter Fahrt dahin, die Korallentuerme leuchten im tiefblauen Wasser. Trotzdem ist es anstrengend so lange konzentriert zu navigieren und wir sind froh, als wir den Ankerplatz ansteuern koennen.
Auch hier ist es wunderschoen. Kitschig. Absolut Postkartengeeignet. Ein weisser Strand gesaeumt von Palmen, tuerkises Wasser, ein Riff, dass sich weit in die dunkelblaue Lagune zieht. Wir beobachten die weissen Voegel, die ueber dem Wasser kreisen und sehr erfolgreich kleine Fische jagen. Ihre Unterseite erscheint durch das leuchtende Wasser der Lagune hellblau.
Wir unternehmen einen Spaziergang und erreichen das Aussenriff. Roetliche Korallenbloecke leuchten in der Abendsonne, auf dem Riffdach ist das Wasser nur wenige Dezimeter tief, jenseits des Riffs faellt es sofort auf tausend Meter. Korallengeroell tuermt sich hinter dem Riff, einige Pflanzen schaffen es hier zu wachsen. Der angespuelte Muell erinnert uns daran, dass wir nicht allein auf der Welt sind. Kanister, Fischkisten, kaputte Bojen, Fischernetze, Zahnbuersten und Plastikflaschen. Warum schraubt jemand eine Glasflasche zu, bevor er sie ins Wasser wirft? Der Anblick macht traurig und hilflos.
Abends liegen wir im Cockpit und betrachten den Sternenhimmel und die Milchstrasse mit dem Fernglas. Keine Wolke und kein Lichtschein trueben die Sicht. Wir entdecken Nebel, rote, weisse und blau leuchtende Sterne und helle Sternschnuppen. Wir fuehlen uns sehr klein und wunderbar geborgen in ?unserem? Atoll.
Im Dorf haben wir versucht Fotos hochzuladen. Das ist uns nicht bzw. nur sehr begrenzt geglueckt. Wir konnten nicht sehen, was wir hochgeladen haben, haben es aber trotzdem unter ?Bildergalerie Makemo? veroeffentlicht. Mehr Bilder gibt es sobald wir Internet finden, das diesen Namen verdient. Wir hoffen auf Tahiti.