Am Freitagmorgen erreichen wir nach 38 Tagen und 2 Stunden auf See Atuona auf Hiva Oa, einer Insel der polynesischen Marquisas. Die letzte Nacht auf See war ruhig. Bei Wachübergabe um vier berichtet Nobbi, dass er Hiva Oa bereits sieht. Während es langsam heller wird und schließlich die Sonne aufgeht beobachte ich wie die Insel sich langsam aus dem Dunkel schält und Kontur annimmt. Die aufgehende Sonne beleuchtet hohe schroffe Felsen und leuchtend grüne Berghänge.
Wir lassen den Wassermacher laufen bis unsere Tanks ganz voll sind, lösen die Sicherungsleine vom Anker, bereiten den Heckanker vor und bergen die Segel. Die Einfahrt nach Atuona ist nicht schwierig, doch nach so langer Zeit auf hoher See erscheint die Bucht zunächst eng. Zwei Yachten liegen vor der Mole, die anderen Boote liegen weiter drinnen in der Bucht. Es ist nicht überfüllt, aber doch gut belegt. Katherine und Steve von der Gemini Sunset haben uns bereits entdeckt und kommen uns mit dem Beiboot entgegen. Sie helfen uns den Heckanker auszubringen, so ist das Manöver einfach. Wir genießen es angekommen zu sein, bewundern die grünen Berge um uns herum und freuen uns bekannte Gesichter wieder zu treffen. Die Seglerwelt ist klein.
Nachmittags laufen wir in den Ort. Die halbe Stunde Fußweg ist eine gute Gelegenheit Beine und Füße nach so langer Untätigkeit aufzuwecken. Die erste Nacht ohne Nachtwachen schlafen wir ausgezeichnet und fast elf Stunden.
Samstagmorgen machen wir uns auf den Weg zur Gendarmerie um uns anzumelden. Das Schild mit den Öffnungszeiten sorgt hier für Unterhaltung: geöffnet lundi a samedi oder in der englischen Übersetzung Monday to Friday. Es gilt die französische Version, wir füllen eine Seite aus und bekommen nicht mal einen Stempel in den Pass, schließlich sind wir in Europa. Anschließend spazieren wir durch den kleinen Ort, ich streichle alle Pferde die am Wegrand stehen, wir lauschen dem schönen Gesang während des Gottesdienstes, sitzen auf einer Bank am Strand, klettern über einen kleinen Bach und kraxeln auf den Hang auf dem der Friedhof liegt. Vom Friedhof hat man eine fantastische Aussicht über die Bucht und den Ort. Natürlich finden wir auf die Gräber von Jaques Brel und Gauguin, eine der Sehenswürdigkeiten der Insel. Auf dem Rückweg legen wir einen Zwischenstopp beim Supermarkt ein. Nach dem Einkaufen setzen wir uns auf eine Bank vor den Laden und beobachten das Leben. Nächste Zwischenstation ist ein Restaurant, das uns mit Ziege in Kokosmilch und schnellem Internet verwöhnt. Der Tag endet mit einem netten und langen Abend auf dem Nachbarboot aus Berlin. Und wieder schlafen wir ausgezeichnet.
