Nachdem wir in den vorangegangenen Tagen schon aeusserst langsam, aber immerhin gemuetlich unterwegs waren, wurde es in der vorletzten Nacht unerfreulich. Wir trieben nach Nordosten, das Schiff torkelte im Schwell, das Schlagen der Segel zerrte an den Nerven. Wir hatten sehr schwache Winde, mit denen wir die entgegenlaufende Stroemung kaum aussegeln konnten. Die Stimmung an Bord litt. Sollen wir umdrehen und nach Panama zuruecksegeln, sollen wir einen Nothafen in Kolumbien anlaufen? Keine der Optionen ueberzeugte und ohne Wind muessten wir ja auch erst einmal nach Kolumbien oder Panama kommen. Zwischendurch segelten wir ab und zu eine Stunde auf einem annehmbaren Kurs und schoepften Hoffnung.
Mit wenig Wind und nach Osten treibend ging es in die letzte Nacht, nachdem wir am Nachmittag segeln konnten. Gegen Mitternacht konnte ich wieder Fahrt aufnehmen, das Schiff umdrehen und nach Suedwesten segeln. Nobbi segelte in seiner Wache langsam aber bestaendig. Als ich um vier die Wache uebernehme, blitzt es am Horizont, Nobbi murmelte irgendwas von Wetterleuchten und verschwindet in seiner Koje. Die Blitze kommen immer naeher, jetzt sehe ich nicht mehr nur die Strobe-Lights am Himmel, jetzt hoere ich den Donner und sehe die Blitze um mich herum schnellen. Unheimlich. In meinem Podcast sagt jemand man muesse seine Komfortzone verlassen, ich wuensche mich sehnlichst in meine Komfortzone, die garantiert gewitterfrei ist. Ich beneide Nobbi darum, dass er schlaeft und hoffe dass die Zeit vergeht und das Gewitter mitnimmt. Dann springt der Wind um, wir segeln jetzt nicht mehr nach Westen, sondern ploetzlich nach Osten. Ich wecke Nobbi. Keine Minute zu frueh. Nun kommt der Regen mit satten Schauerboeen. Nobbi rollt das Vorsegel weg, ich steuere die Boeen aus. Minuten spaeter bin ich klatschnass. Zeit zum Jacke anziehen blieb nicht. Schliesslich laesst der Wind nach, es regnet nur noch gleichmaessig und nicht mehr als wuerden wir unter einem Hochdruckreiniger hindurch segeln. Nobbi darf wieder ins Bett und ich beobachte das Geschehen von drinnen. Acht Stunden spaeter regnet es noch immer, endlich ist der Panamadreck vom Deck gespuelt. Seit dem Gewitterschauer haben wir nun starken Nordostwind und segeln zuegig nach Suedwesten. Endlich geht es voran, auch wenn das kein Wetterbericht vorhergesagt hat.