Gestern Mittag schlief der Wind ein. Fuenfzehn Stunden dauerte die Flaute bis heute Morgen der Wind zurueckkam. Nachmittags war die Wasseroberflaeche absolut glatt, nicht das leichteste Kraeuseln war zu sehen. Sonne und Wolken spiegelten sich im Meer. Da sahen wir zwei kleine Flossen synchron auftauchen. Und wieder. Eine kleine Schildkroete schwamm auf uns zu, tauchte auf, sah uns mehrfach an und ueberholte uns. Wir sind also so langsam, dass wir von Schildkroeten ueberholt werden. Nachts landete ein kleiner schwarzer Vogel bei uns im Cockpit und blieb mehrere Stunden. Zunaechst wollte er unbedingt auf dem Cockpitboden sitzen, Nobbi konnte ihn waehrend seiner Wache ueberreden an Deck umzuziehen und als ich die Wache dann wieder uebernommen habe, flog er schliesslich davon.
Unser langsames Tempo hat auch Vorteile, wir konnten heute Morgen baden. Als Nobbi die Badeleiter runterklettert mache ich Witze, dass er erst mal testen solle ob die Haie hungrig sind. Nobbi badet ausgiebig, dann bin ich dran. Ich bin gerade die Leiter hinunter geklettert als hinter uns die charakteristischen Flossen eines Hais auftauchen. So schnell bin ich noch nie die Badeleiter hochgeklettert. Bis heute Mittag konnten wir gut segeln, jetzt sind wir wieder langsamer als jede Schildkroete. Gerade haben wir Kaffee getrunken und frisch gebackene Franzbroetchen gegessen, heute Abend gibt es Griessbrei mit Mango zum Nachtisch. Wenn wir schon so langsam sind, koennen wir es geniessen, dass das Kochen so problemlos moeglich ist. Derweil ueberlegen wir, wie lange wir duempeln wollen. Bekannte haben uns heute Nacht elegant ueberholt, unter Motor. Im Gegensatz zu ihnen haben wir aber viel zu wenig Diesel um ihn jetzt schon zu verbrauchen. Wir benoetigen noch Diesel falls wir auf die Galapagos zutreiben, um gegebenenfalls Schiffen ausweichen zu koennen, damit wir unsere Batterien laden und Wasser machen koennen, wenn Sonne und Wind nicht ausreichen und fuer das Einlaufen in den Marquesas. Vor uns liegen noch 4000 Meilen, da koennen noch viele ungeplante Dinge passieren und daher duerfen wir unsere Dieselreserven nicht aufbrauchen. Unser Notfallplan ist ein Stopp in Kolumbien zum Tanken. Wenn moeglich wollen wir das jedoch vermeiden. Noch geben wir nicht auf.
Auf den Las Perlas haben wir leider sehr viel Plastikmuell gesehen, am Strand, in den Mangroven und im Wasser. Plastikflaschen, Kanister, Tueten, Loeffel, Babywindeln, die ganze Palette. Auch an den ersten beiden Segeltagen haben wir immer wieder Kanister und Flaschen gesehen. Heute haben wir zum Glueck erst eine Flasche gesichtet, auch wenn eine Flasche eine zu viel ist und man den groessten Anteil des Muells vermutlich nicht sieht. Das Meer leuchtet blau, atmet leicht und erscheint unendlich gross. Gerade eben ist ein grosser brauner Wal neben uns abgetaucht. Ich setze mich jetzt ins Cockpit, hoffe, dass er wiederkommt und beginne ein neues Buch