Flusskreuzfahrt

Nach fast drei Wochen in Domburg und vielen Ausflügen wird es Zeit für einen kleinen Tapetenwechsel. Unser „Floating Village“ löst sich langsam auf. Fünf der verbliebenen sieben Boote wollen Suriname jetzt verlassen. Der Abschied fällt schwer, wir hatten eine schöne Zeit zusammen.
Wir sind eines der beiden Boote, das noch etwas bleibt und beschließen eine kleine Flusskreuzfahrt zu unternehmen. Freitagmorgen geht es los. Wir fahren mit dem Ebbstrom den Suriname hinab und biegen in den Commewijne Rivier ab, der kurz vor der Mündung in den Suriname Rivier fließt. Nun sind wir gegen den Ebbstrom unterwegs, fahren wir doch jetzt flussaufwärts. Natürlich hatten wir uns das so vorgestellt, dass der Strom hier kentert und wir nun vom Flutstrom geschoben werden. Das klappt nicht so ganz. Mit zweieinhalb Knoten schieben wir uns in den Commewijne. Es heißt geduldig sein. Schließlich lässt der Strom nach, wir werden schneller, legen noch ein paar Meilen zurück und suchen uns schließlich einen Ankerplatz am Südufer des Commewijne. Das Flussfahren hat uns heute keinen Spaß gemacht. Ob es daran lag, dass wir unerwartet viel Wind hatten und so nervige Wind-gegen-Strom-Welle, oder daran, dass es so heiß ist?
Abends sehen wir sehr viele Papageien. Bei Einbruch der Dunkelheit fliegen sie immer in Pärchen zu ihren Schlafbäumen. Romantisch sieht es aus wie mindestens hundert Paare über den Fluss fliegen. Die Partner bleiben dicht zusammen und schnattern ununterbrochen.
Am nächsten Morgen beschließen wir, das auflaufende Wasser zu nutzen und vor dem Frühstück ein paar Meilen zurückzulegen. Als der Commewijne auf den Cottica Rivier trifft biegen wir in den Bowen Commewijne ab. Der Fluss wird schnell schmaler. Wir ankern und frühstücken in Ruhe. Nun haben wir die ganze Ebbe lang Zeit, lesen und beobachten das Getier um uns herum. Mit der nächsten Flut verlassen wir den Boven Commewijne und setzen unsere Fahrt auf dem Cottica fort. Unterwegs beobachten wir viele große Greifvögel. Einer fängt einen Fisch. Zunächst werden die Ufer fast überall von Mangroven gesäumt, wir sind auf der Suche nach einem Flussabschnitt mit artenreicher Vegetation. Die Suche nach einen Ankerplatz gestaltet sich schwieriger als angenommen. Uns gefällt das Ufer, doch der Fluss ist recht schmal aber sehr tief. Hier soll es gelegentlich Schiffsverkehr geben. Deshalb wollen wir nicht mitten im Fluss ankern. Schnell wird es dunkler, wir werden etwas unruhig. Dunkelheit macht die Ankerplatzsuche nicht einfacher. Schließlich finden wir einen Platz, an dem es nur 10 bis 12 m tief ist. Der Grund ist steinig, aber der Anker hält. Nachts hören wir immer mal wie unsere Ankerkette über die Steine schubbert. Morgens sehen wir Affen. Sie klettern durch die Bäume am Ufer, es raschelt und knackt.
Noch vor dem Frühstück gehen wir Anker auf und fahren ein paar Meilen bis in dem Perica, einen schmalen Fluss. Spätestens als wir einen umgefallenen Baum sehen, der die Hälfte der Durchfahrt versperrt sind wir uns sicher, dass es hier keinen Schiffsverkehr gibt. Wir ankern mitten im Fluss, beide Ufer sind dicht bewaldet. So einen Platz haben wir gesucht. Kurz nach dem Sonntagsfrühstück freuen wir uns über das charakteristische Schütteln der Bäume, schon wieder Affen. Zunächst sehen wir einige Totenkopfäffchen, dann eine Familie Kapuziner. Der Tag ist unheimlich heiß. Hier in dem schmalen Fluss geht kaum ein Windhauch, wir schwitzen und lesen. Für jegliche Aktivität ist es zu heiß. Wir genießen das mitten-im-Wald-Gefühl. Diese unglaubliche Ruhe, die Geräusche der Insekten, die bunten Schmetterlinge und die vielen Vögel. Abends sehe ich ein Krokodil, das aber nicht wieder auftaucht. Doch nur ein großer Fisch? Nachts hören wir einen Vogel, der eine richtige Melodie singt und sehen Glühwürmchen.
Kaum zu glauben, dass das ganze Gebiet vor hundert Jahren von Plantagen bedeckt war. Die Plantagen wurden nach und nach fast alle aufgegeben, ein Sekundär-Wald bedeckt weite Teile des früheren Plantagen-Gebietes.
Am nächsten Morgen bin ich noch mit dem Aufwachen beschäftigt, als Nobbi flüstert ich solle rauskommen, die Affen seien wieder da. Was folgt ist unsere schönste Affenbegegnung. Nur 15m entfernt frühstückt eine ganze Familie auf einem Baum. Sie schauen immer wieder zu uns rüber. Wir haben Gelegenheit sie über eine Stunde ganz in Ruhe zu beobachten. Dem großen Männchen fehlt ein Großteil des Schwanzes, wer den wohl abgebissen hat? Ein Affenbaby möchte uns auch mal angucken und die Früchte des Baumes scheinen richtig lecker zu sein.
Obwohl es hier so schön ist, beschließen wir den Platz zu verlassen und flussabwärts in dem breiteren Teil des Flusses zu ankern. Es ist einfach zu heiß. Wir hoffen auf etwas Wind am nächsten Platz. Die Fahrt den Fluss hinunter ist toll. Zum Abschied sehen wir noch einmal Affen, Reiher begleiten uns, die eleganten Geier kreisen in den Aufwinden und Bussards halten nach Beute Ausschau. Wir ankern schließlich nahe unseres ersten Ankerplatzes im Commewijne und stellen fest, dass wir vom Affenbaum an den Papageienplatz verlegt haben. Es ist richtig laut, bis alle ihren Schlafbaum gefunden haben. Leider können wir sie nur hören und nicht sehen. Wir sehen sie nur, wenn sie in Pärchen über den Fluss fliegen.
Am nächsten Tag (Dienstag) machen wir uns nach einem entspannten Vormittag wieder auf den Weg. Wir wollen weiter flussabwärts vor Frederiksdorp ankern. Dann ist unser Weg zurück nach Domburg am nächsten Tag nicht so weit.
Heute machen wir uns zeitig auf den Weg und liegen mittags wieder an einer Boje in Domburg. Die Auswahl der Boje fällt schwer. Wir haben die Qual der Wahl. Nur noch ein Boot liegt hier vor Anker, alle anderen Boote haben sich bereits auf den Weg nach Barbados, Trinidad oder Tobago gemacht.

Suriname die Ankerplätze unserer Flusskreuzfahrt