Abschied von Französisch Guyana

Am Mittwoch gehen wir wieder auf den Markt und freuen uns noch einmal über die leckere Suppe. Nachmittags geht es für uns zur Polizei an der Fähre, dort bekommen wir unseren Ausreisestempel. Samuel fährt uns mit dem Auto und, weil wir gerade unterwegs sind, zeigt er uns noch einige Dinge in der Umgebung und fährt mit uns durch ein Dorf, in dem indianische Bevölkerung nach ihren Regeln lebt. Dort wird das Land noch vom Chef des Stammes verteilt. Die Marina hat den Zollbesuch für uns bereits erledigt, wir bekommen das entsprechende Formular ausgehändigt und brauchen selbst nicht mehr zum Zoll.
Nachmittag sehen wir dem regen Verkehr der Schulboote zu. Die Piroggen, das sind Einbäume mit erhöhtem Schanzkleid, sind das Verkehrsmittel über den Maroni. Die langen, schlanken Boote knattern den ganzen Tag mit ihren Außenbordern über den Fluss. Nachts ist das Überqueren der Grenze jetzt verboten, was allerdings nicht heißt, das der ein oder andere die Überfahrt im Dunkeln nicht trotzdem wagt. Viele Kinder kommen mit dem Boot nach Saint Laurent zur Schule, nachmittags werden die Kinder dann wieder auf ihre Boote sortiert und manch einer muss ganz schön rennen, damit das Boot nicht ohne ihn ablegt.
Am Donnerstag verabschieden wir uns, kaufen noch einmal Baguette und fahren mit der ablaufenden Ebbe flussabwärts. Wir ankern in der Einfahrt zum Coswine Crique, sehen einen wunderschönen Sonnenuntergang und lauschen Brüllaffen und hunderten Papageien. Wir genießen den Abend im Cockpit und sind versucht einfach wieder in die Criques abzubiegen.
Doch wir entschließen uns Suriname eine Chance zu geben, wir wollen das Nachbarland kennenlernen. Außerdem sind wir ja bereits ausgereist. Wir nehmen die Gastlandflagge Französisch Guyanas runter. Unsere is,t mit einer halben Ausnahme (nur noch halb vorhanden und falschrum gesetzt,) die einzige Flagge Französisch Guyanas die wir in den sechs Wochen gesehen haben. Überall hängt die Tricolore, man ist schließlich in Frankreich. Bretonische Flaggen haben wir übrigens einige gesehen, an Booten, Häusern und Autos.
Freitagmorgen packe ich das Großsegel aus und stehe plötzlich in einer Wolke von Wespen (?) oder Bienen (?). Die Insekten hatten sich ein Nest unter der Persenning gebaut, mit dem wir unser Segel einpacken wenn wir länger irgendwo liegen. Wir tasten wir uns bei Niedrigwasser aus dem Crique und lassen uns von dem Maroni aufs Meer tragen. Noch lange werden wir von den Insekten begleitet, die ihr Nest suchen. Zum Glück sind die Viecher nicht aggressiv. Die Ausfahrt zieht sich, das Meer ist milchig hellgrün, viele kleine Fischerboote liegen in der Einfahrt, ab und zu springt ein gelber Fisch.
Zunächst müssen wir motoren, kein Wind, doch später können wir zum Glück segeln. Wir hatten mit Strom entlang der Küste gerechnet, der uns eine schnelle Reise beschert und erwartet, etwas zu früh in Suriname anzukommen. Doch der Strom enttäuscht uns, wir werden nicht geschoben und haben zeitweise sogar einen leichten Gegenstrom.
Bei Sonnenuntergang werden wir von einem Frachter überholt, die Nacht ist schön, der Sternenhimmel präsentiert sich in seiner ganzen Schönheit und wir zählen Sternschnuppen. Ich kann zwar nicht schlafen, ruhe mich aber während meiner Freiwache aus und freue mich über die gemütliche Koje. Als ich um zehn die Wache übernehme sagt Nobbi ich solle mein Fernglas mitbringen, wir bräuchten jeder eins zur Übergabe. Als ich an Deck komme wird mir klar weshalb. Ich bin geschockt, Fischer überall. Es sind keine kleinen Boote, wie wir sie in Brasilien gesehen haben, sondern ausgewachsene Trawler. Überall um uns herum tauchen Lichter auf, dazwischen blinken die Bojen, die die Enden der Netze markieren. Segler müssen Fischern ausweichen. Wir müssen uns also unseren Weg durch dieses Gewusel bahnen, ohne die hier ihren harten Beruf ausübenden Fischer zu behindern. Manchmal ist es schwer die Entfernungen abzuschätzen, außerdem weiß man nie so genau wie lang die Netze sind, die geschleppt werden. Die surinamische Fischerflotte beschert uns eine kurzweilige Nacht, gelegentlich hilft das Radar den Überblick zu behalten. Letztlich klappt es sehr gut, wir kommen niemandem zu nahe und die Fischer haben sicherlich auch keine Lust auf zu enge Begegnungen mit Seglern. Lediglich ein kleines unbeleuchtetes Boot, das aus der Nacht auftaucht, kurz hinter uns durch fährt und in der Dunkelheit verschwindet, erschreckt mich sehr.
In den Morgenstunden verschwindet der Wind, wir müssen wieder motoren und erreichen die Ansteuerung des Suriname Rivers pünktlich mit Niedrigwasser. Die Einfahrt in den Fluss wird uns lang, das Wasser ist schlammig braun, wir haben 36 Grad und kaum Wind. Der Strom schiebt uns später als gedacht, so kommen wir erst nur langsam voran.
Die MAS, die Maritime Authority Suriname, kommt mit einem kleinen Motorboot Längsseite und kontrolliert unsere Bootspapiere und Pässe. Die Beamten sind mit den laminierten Kopien die wir ihnen rüberreichen zufrieden, ungern wollen wir unser Pässe von einem Boot zum nächsten weitergeben.
In der Umgebung Paramaribos (der Hauptstadt) sehen wir die Fischtrawler liegen, denen wir nachts begegnet sind. Eine so große Fischereiflotte haben wir lange nicht gesehen. Dazu kommen noch Containerschiffe, Tanker und jede Menge kleiner Schlepper mit Bargen im Anhang.
Um 15 Uhr erreichen wir ziemlich müde unser Ziel Domburg. Hier liegen bereits zehn Yachten, einige kennen wir bereits aus Brasilien. Wir schnappen uns eine freie Boje und sind froh angekommen zu sein.