Nach einer Neuauflage der Chicken-Pool-Party am Sonntag, ist für uns die Zeit des Abschieds gekommen.
Wir wollen auschecken. Die Behörden hier haben einen zweifelhaften Ruf, es soll ewig dauern, Geschichten von sehr langen Aufenthalten bei der Policia Federal kursieren und der Zoll soll es besonders genau nehmen. Wir beschließen es entspannt angehen zulassen und uns selbst ein Bild zu machen. Für die Ausreise muss man zunächst zur Policia Federal, der Immigration, und sich den Pass stempeln lassen, dann zur Receita Federal, das ist der Zoll, und schließlich zur Capitania. Das Prozedere wird dadurch erschwert, dass die drei Behörden in drei verschiedenen Stadtteilen liegen. Die Policia Federal ist in Intermares, die zuständige Receita Federal in Cabedelo und die Capitania in Joao Pessoa.
Zunächst laufen wir nach Intermares und beschließen den Weg am Strand entlang zu nehmen, das ist zwar nicht der direkte Weg, aber wir hoffen auf einen schöneren Weg und frischen Wind. Leider weht kein Wind und es ist sehr heiß. Bei der Polizei hingegen ist es angenehm kühl. Nach ein paar Minuten Wartezeit werden wir aufgerufen. Ein fröhlicher Beamter macht unsere Papiere fertig, nur das Einlesen unserer Pässe dauert etwas. Er beklagt sich über das langsame Internet und wir lachen gemeinsam über den mühsam wachsenden Ladebalken auf seinem Bildschirm. Wir bekommen unsere Stempel und dazu gute Wünsche für die Reise. Das ging schon mal fix. Nun müssen wir nach Cabedelo. Da der Zug erst in über einer Stunde wieder fährt, beschließen wir ein Taxi zunehmen. Wir laufen zehn Minuten bis wir ein Taxi finden und sind dann schnell in Cabedelo.
Zunächst stehen wir im falschen Büro der Receita Federal. Eine junge Frau erklärt uns in schönstem Englisch, dass ihr Englisch leider nicht sehr gut sei, ob sie uns den Weg auch auf Spanisch beschreiben könnte. Ein paar Minuten später sind wir auf dem Hafengelände und auf der Suche nach dem Büro der Receita Federal, da geht hinter uns ein Fenster auf. Wir sind vorbei gelaufen.
Ein sehr resoluter Mann kramt in unseren Unterlagen. Wir haben unsere Bootspapiere nicht mit. Warum eigentlich nicht? ? Doch wir haben Glück. Er erklärt uns, dass er seinen Kollegen aus Salvador traut, die hätten unsere Papiere sicherlich geprüft. Dann wird es lustig. Er entdeckt zwischen unseren Papieren einen Flyer, den wir in Salvador bekommen haben. Unglaublich, die Kollegen aus Salvador haben seinen Flyer kopiert. Er zeigt uns seinen Flyer im Vergleich mit dem der Kollegen aus Salvador, kopiert den aus Salvador und stempelt unsere Papiere. Dann macht er uns darauf aufmerksam, dass wir uns nicht beeilen müssen, 72 Stunden haben wir Zeit für die Ausreise. Die ganze Zeit ist sehr zackig und etwas knurrig. Als ich zum Abschied sage, dass uns Brasilien sehr gefallen hat und wir eines Tages wiederkommen wollen, breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Wir sind jederzeit willkommen.
Jetzt könnten wir zur Capitania nach Joao Pessoa fahren, doch wir entscheiden uns für etwas Sightseeing. In Cabedelo beginnt die Transamazonica. Es gibt ein großes Schild am Kilometer null und ein gekacheltes Bild des Streckenverlaufs. Dahinter, sorgfältig versteckt, ist das Schild zum Fort Santa Catarina. Nicht nur die Portugiesen, auch die Holländer und Französen hatten Interesse an Brasilien und so wurde hier im 16. Jhd. .ein Fort errichtet. Die Anlage ist hübsch und der Ausblick vom Fort auf den Fluss schön. Das Fort liegt direkt neben den Tanklagern, es riecht etwas nach Raffinerie und Diesel.
Heute ging es also nach Joao Pessoa zur Capitania. Die Zugfahrt dauert eine Viertelstunde, nach ein paar Minuten Fußweg stehen wir vor der Capitania. Hier sieht es sehr ruhig aus, ob geschlossen ist? Unser Anliegen wird direkt am Empfang bearbeitet, ein paar Kopien, ein paar Stempel, „gute Reise“, das war’s.
Wir machen noch einen Spaziergang, finden Nobbis Lieblings FlipFlops in blau, kaufen Obst und Gemüse auf dem Markt und essen in einem kleinen Imbiss. Dann bummeln wir ein bisschen durch die sehr heißen Straßen im Elektro-, Bau- und Lampenviertel bis der Zug uns zurück nach Jacare bringt. Zurück auf dem Boot schultern wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg zum Supermarkt. Auf dem Rückweg sehen wir kleine Äffchen auf der Stromleitung und legen einen Kokosnuss-Stopp an der Porta do Sol ein, wo wir ein letztes Mal den Bolero hören.
Morgen soll es weiter gehen. Wir verabschieden uns von Brasilien und freuen uns auf Französisch Guyana. Brasilien, vor allem die freundlichen Brasilianer, werden wir vermissen!
Muito obrigado Brasil! Danke für eine schöne Zeit!
Wir haben heute übrigens Geburtstag! Heute vor zwei Jahren haben wir in Lesum die Leinen gelöst.