Wir liegen am Steg. Der Umzug in die Marina gestaltete sich komplizierter als gedacht, ursprünglich wollten wir am Montag an den Steg umziehen gestern, also Mittwochmorgen, war es schließlich so weit. Um sieben Uhr, pünktlich zu Hochwasser haben wir unseren Anker ausgegraben. Das Manöver war durch die „Hilfe“ der Marineros spektakulärer als nötig, doch zum Glück kann man unsere vergleichsweise leichte Mari per Hand von den scharfkantigen Pfeilern abhalten. Hier am Steg ist es nicht unbedingt gemütlicher als am Anker, die Wellen platschen unter die Schiffe und gegen die Schwimmstege, aber die Wege sind deutlich kürzer. Morgens mal eben Duschen oder Brötchen holen geht zu Fuß einfach schneller als mit dem Beiboot. Wir freuen uns über die kurzen Wege, bringen Wäsche zum Waschen, setzen uns nachmittags mit den Laptops in den Yacht Club und freuen uns über die französischen Brötchen. Die Brötchen hier sind eine Sensation, sie sind tatsächlich nicht gesüßt! Was Zuhause selbstverständlich ist, ist hier die Ausnahme. In vielen Produkten sind unglaubliche Mengen Zucker enthalten, von versteckt kann nicht die Rede sein. Manch ein „Saft“ hat mehr Zucker als Cola, „Naturjoghurt“ ist oft unerträglich süß und eben auch fast jedes Brot ist ordentlich gezuckert. Inzwischen haben wir Säfte ohne Zuckerzusatz gefunden, wissen von welchen Herstellern es zuckerfreien Joghurt gibt und haben jetzt eben diese leckeren Brötchen entdeckt.
Die kleinen Tücken des (Boots-) Lebens halten uns auf Trab. Nobbis Computer erkennt jedes WLAN, nur das des Yacht Clubs nicht, in meinem Rucksack ist Waschmittel ausgelaufen (das hat vielleicht geschäumt) und leider haben wir die Rostbrösel der Druckfeder aus unserem kaputten Niederholer gleichmäßig übers Boot verteilt (innen und außen), was wieder zu unschönen Rostflecken führt.
Nach wie vor finde ich es hier nicht besonders schön, trotzdem fühlen wir uns wohl. Die Marina ist inzwischen fest in Französischer Hand. Die Betreiber der Marina kommen aus Frankreich, genau wie alle verbliebenen Gäste, abgesehen von uns. Die meisten sprechen gut Englisch und wir lernen jetzt Französisch in Vorbereitung auf Französisch Guyana. Wir testen unser Französisch an den Kindern auf dem Nachbarboot, die wiederum ihr Englisch an uns ausprobieren. So kommt es, dass wir uns regelmäßig gegenseitig nach dem Namen und dem Befinden fragen. Wer an der Bar etwas essen möchte muss auf Portugiesisch oder Französisch ein paar Stunden zuvor bestellen. Nobbi hat gestern auf Französisch erfolgreich eine Pizza für den Abend bestellt, die ausgesprochen lecker war.
Tierische Begegnungen sind immer ein Highlight. Regelmäßig sichten wir Delfine am Ankerplatz, in einer hohlen Palme nisten grün-gelbe Papageien, eine Truppe grüner Papageien macht viel Krach beim abendlichen Rundflug (immer in Paaren) und ein merkwürdiger Eulen(?)vogel schreit uns auf dem Weg zum Supermarkt immer vom gleichen Zaunpfahl aus herausfordernd an.
