Nach vier Nächten in Itaparica beschlossen wir weiter zu ziehen. Itaparica ist der wohl beliebteste Ankerplatz in Todos os Santos, das ist nicht weiter überraschend, das Wasser ist meistens recht klar, der Ort nett und es gibt einige kleine Geschäfte. Es ist aber auch einer der lautesten Ankerplätze in der Bucht. Normalerweise sind tagsüber Roller und Autos mit riesigen Lautsprechern unterwegs, die fleißig für alles mögliche werben und abends fährt ein Disco-Bus, hinzu kommen die verschiedenen Partys auf irgendwelchen Booten und an Land. Der Disco-Bus blinkt in allen Farben und fährt nachts langsam durch die Straßen und beschallt Mitfahrer und Anwohner. Als Mitfahrer könnte mir der Bus gefallen, als Bewohner einer der Häuser an seiner Lieblingsstrecke wäre ich weniger begeistert. Samstag wurde im Ort gefeiert, es gab einen Umzug, ab mittags Musik auf dem Marktplatz und abends ein Konzert. Dem Trommel-Konzert haben wir aus dem Cockpit gelauscht. Nachts wurden wir dann mal wieder überrascht, wir hatten nach einem solchen Tag mit einer unruhigen Nacht gerechnet, doch es war ungewöhnlich ruhig.
Wir gingen Sonntagmorgen Anker auf, unser Ziel war Aratu, an Bord von Mari auch die Bucht der zwei Papageien genannt (für Blitzmerker: Ara two…). Auf dem Weg dorthin konnten wir sehr schön segeln und der Strom spülte uns die letzten Meilen durch die gewundene Einfahrt in die große Bucht. Die Einfahrt ist nicht romantisch, aber sehr abwechslungsreich. Da gibt es einen großen Marinehafen mit Trockendock, eine Pier wo Chemietanker anlegen, eine Getreidepier und einen riesigen Parkplatz mit lauter neuen Fords. Dazwischen genießen die Brasilianer an kleinen Stränden, die Chemietanks im Rücken (dann sieht man sie nicht), den Sommer. Die Bucht selbst ist recht grün, es gibt einige Wracks, ein paar alte Industrieanlagen und zwei Yachthäfen. Wir entschieden uns für den Aratu Yacht Club, wo wir an einer Boje liegen durften. Es gibt einen Taxiservice der einen rund um die Uhr vom Boot abholt oder dahin zurück bringt. Sehr komfortabel. Im Clubrestaurant gibt es fantastische Steaks zu unglaublich niedrigen Preisen und wir fanden es sehr schön mal wieder in einem netten Yachthafen die Stege entlangzugehen. Im Aratu Yacht Club liegen fast ausschließlich Segelyachten, die meisten davon in sehr gutem Zustand.
Am Dienstag morgen zog es uns weiter, im Handbuch ist ein interessanter Ankerplatz beschrieben den wir uns ansehen wollten. In der Durchfahrt zwischen der Insel Bimbarra und der Insel Maria Guarda soll man schön ankern können. Wir stellen fest, dass sich seit der Aufnahme des Fotos im Revierführer einiges geändert hat, auf Bimbarra gibt es nun eine edle Hotelanlage, die auf der einen Seite des anvisierten Ankerplatzes liegt, gegenüber, auf Maria Guarda ist inzwischen ein kleiner Ort entstanden, vor dem eine Handvoll Boote liegt. Wir müssten dazwischen in sehr tiefem Wasser ankern, von romantischem Plätzchen keine Spur. Außerdem gibt es eine Hochspannungsleitung, die in keiner Karte verzeichnet ist, wir wissen also nicht ob wir drunter durch passen. Da uns der Strom auf die Enge zu schiebt beschließen wir es nicht zu testen, und kehren um. Trotzdem wollen wir uns noch die Westseite Maria Guardas und die benachbarte Ilha Vaca ansehen. Maria Guarda sieht ganz nett aus, Ilha Vaca ist tatsächlich, bis auf ein altes Haus an der Südspitze, unbebaut. Trotzdem entscheiden wir uns an den bewährten Ankerplatz zwischen Ilha do Frade und Bom Jesus zu legen. Das Wetter ist merkwürdig, wir haben kräftigen Südwind und keinen Wetterbericht. Später sind wir froh über diese Entscheidung, der Wind dreht auf Nord, das wäre eine unruhige Nacht geworden. Als wir um Mitternacht noch einmal raus gucken bekommen wir einen Schreck, wenige Meter hinter uns ist eine Sandbank aufgetaucht. Wir haben Springzeit, das Hochwasser ist besonders hoch und das Niedrigwasser ist besonders niedrig, zu dem hat der Nordwind das Wasser aus der Bucht gedrückt. So sehen wir diese Sandbank das erste Mal, obwohl wir schon öfter an dieser Stelle geankert haben.
Wir genießen es noch einmal ausgiebig zu baden, lassen uns vom warmen Wasser treiben und schwimmen immer mal wieder ums Schiff. Ilha do Frade bietet eine schöne Kulisse, sie ist mit altem Wald bewachsen, tief grün und voller Vögel. Leider wird auch auf dieser Insel tüchtig gebaut, dass ein Steg und eine Mauer gebaut werden hatten wir das letzte Mal bereits gesehen, jetzt mussten wir feststellen, dass sich eine Schneise über die Insel zieht, die von LKWs befahren wird, die Sand bringen. Im Prinzip können wir verstehen, dass die Menschen hier an der Nähe zur Großstadt verdienen wollen, doch trotzdem ist es traurig zu sehen, wie die Natur zerstört wird. Auf vielen der Inseln und auch am Fluss Rio Paraguacu gibt es Hotelprojekte, die fast alle leer zu stehen scheinen, ob es keine Gäste gibt, oder ob die Hotels niemals eröffnet haben, konnten wir bisher nicht erfahren. Sicher ist nur, sind die Mangroven einmal abgeholzt, fehlen sie als Schutz für den Fischkindergarten und als Lebensraum für die vielen Vögel, außerdem muss das Ufer befestigt werden, sonst wird der Sand weggespült. Vielleicht sehen wir, wenn wir in ein paar Monaten wieder dort ankern, was aus den Bauprojekten geworden ist.
Am Donnerstag ging es nach Ribeira, hier wird Mari im Yacht Club Angra dos Veleiros auf uns warten solange wir Brasilien verlassen müssen.
Während der letzten Tage am Anker sind wir mit dem Abarbeiten unserer Liste gut voran gekommen. Ein Jahr lang hat unser Wassermacher (Seewasser-Entsalzungsanlage) uns zuverlässig versorgt und 5000 Liter Trinkwasser für uns produziert. Da er in den nächsten vier Monaten nicht laufen wird, haben wir ihn konserviert. Dazu wird das ganze System samt der Membran mit einem Biozid gespült, worin die Umkehr-Osmose-Membran dann auch liegen bleibt. Laut Nobbi funktioniert es so, dass in der Biozid-Lösung lauter kleine Biologen sind, die durch die Membran marschieren und allem was bio ist, auf den Kopf hauen. So so. Es geht doch nicht über solides Fachwissen…
