Tierisches Willkommen in Brasilien

Auch im Paradies regnet es ab und zu, sonst waere es hier wohl auch nicht so gruen. Heute Nacht sind mehrere Schauer durchgezogen und haben unser Schiff gewaschen, auch heute Morgen hat es noch einmal geregnet. Geweckt hat mich heute Nacht allerdings nicht der Regen, sondern der Schwell. Das Schiff rollte unangenehm in der Welle. Morgens war ich unausgeschlafen und zunaechst nur mittel gut gelaunt, das aenderte sich beim morgendlichen Bad schlagartig. Erst kam ein Schwarm schwarz gestreifter Fische vorbei und dann habe ich direkt unterm Boot einen Hai gesehen. Er liess sich nicht vom mir stoeren und blieb zehn Minuten bei mir. Weniger willkommen sind die Entenmuscheln, die es sich auf Maris Bauch gemuetlich gemacht haben, wir ruecken ihnen mit einem zum Kratzer umfunktionierten Pfannenwender zu leibe. Nachdem Hailight war ich ohnehin oben auf und dann hat Nobbi mir auch noch ein Spiegelei zum Fruehstueck gebraten. So darf ein Tag beginnen. Und die Delfine waren auch wieder da!
Den Vormittag haben wir mit Bootsgetueddel verbracht. Unsere Positionslichter haben sich auf der Fahrt hierher einen Wackelkontakt zugelegt. Nobbi hatte das bereits auf See provisorisch geflickt und dieses Provisorium haben wir nun noch etwas verfeinert, so dass es wohl bis zum Festland haelt. Eine weniger amuesante Baustelle ist unser Babystag, es ist gebrochen, und zwar in der Mitte offensichtlich durch Korrosion. Ein gebrochenes Stag ist ueberhaupt nicht lustig. In unserem Fall ist es nun das, auf das wir verzichten koennen, so haben wir es einfach demontiert. Doch wie bricht ein Stag ohne Belastung? Diese Baustelle wird uns sicher spaeter laengere Zeit beschaeftigen. Ein Kuchen wartet darauf uns satt durch die anstehenden Nachtwachen zu bringen und das Mittagessen fuer die Seetage ist bereit gestellt.
Mittags ging es an Land. Gleich am ersten Tag haben wir ein nettes Restaurant mit sehr freundlichem Personal gefunden, dem wir seither treu bleiben. Nach einem tolles Essen waren wir im kleinen Supermarkt und haben uns mit Obst fuer die Weitereise eingedeckt: Mandarinen, Orangen, Mango, Maracuja und Bananen. Danach war mal wieder Tanken angesagt. Gestern haben wir diese Uebung schon einmal absolviert. Drei 20 Liter Kanister hatten wir im Schlauchboot deponiert, an der Tankstelle wurden sie gefuellt und dann mit der Sackkarre wieder zum Steg transportiert, von dort ging es ins Schlauchboot und zurueck zu Mari. Nun sind der Tank und alle Dieselkanister wieder voll, theoretisch koennten wir zum Festland motoren, was wir aber nicht vorhaben.
Nachmittags war dringend Zeit fuer etwas Urlaubsprogramm, wir sind also wieder ins Schlauchboot geklettert. Bei jeder Schlauchbootfahrt werden wir nass, mal etwas, mal komplett. Deshalb packen wir unsere Kleidung in einen wasserdichten Sack und machen uns in Badesachen auf den Weg. Bei diesen Temperaturen ist das kein Problem. Vom Strand aus sind wir im flachen Wasser herum geschnorchelt und haben uns die Unterwasserwelt angesehen. Die Artenvielfalt ist beeindruckend, grosse Kofferfische, verschiedene Doktorfische, ein Kaninchenfischpaar und viele andere Arten gab es zu sehen. Am schoensten war aber die Schildkroetenbegegnung. Im flachen Wasser hat sie genuesslich Pflanzen abgerissen und sich von uns begleiten lassen, als wir schliesslich zurueck zum Strand geschwommen sind, hat sie noch ein paarmal aus dem Wasser geguckt als wollte sie fragen wohin wir gehen. Der Tag endete mit einem Caipi bei Sonnenuntergang mit Blick ueber die Bucht.
Seit gestern sind wir offiziell in Brasilien eingereist und duerfen nun 90 Tage hier verbringen, jetzt also noch 88. Das Einklarieren ging schnell und ausgesprochen freundlich. Alle Beamten kamen ins Hafenbuero, wir wurden mit Kaffee versorgt und haben ein paar Zettel fuer uns und fuer das Schiff ausgefuellt. Einer der Beamten sprach Englisch und hat uns gute Tipps fuer unseren naechsten Stopp Recife gegeben. Er kommt daher und hat uns sogar den besten Liegeplatz und das nahe gelegene Shoppingcenter auf Google Maps gezeigt.
Gestern haben wir uns, nach dem Tanken und einem leckeren Essen im Restaurant, den kleinen Ort und das Fort angesehen. Das Fort ist wildromantisch, herbstliche Baeume, verfallene Mauern, eine Schaukel und darueber kreisen Fregattvoegel. Ausserdem bietet es einen tollen Blick ueber die Bucht. Eigentlich hatten wir noch grosse Plaene, doch es wurde bereits dunkel und wir hatten Muskelkater. Die kleine Insel ist ganz schoen huegelig, ganz besonders fuer entwoehnte Seglerbeine. Einen netten Abend haben wir mit der Crew der Kama verbracht (schon wieder Schweizer!), die auch einige Zeit in Brasilien bleiben werden. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen.
Morgen geht es fuer uns weiter. Das heisst, dass wir mal wieder ins Hafenbuero muessen. Etwas anstrengend, dass wir von vier Tagen hier an dreien Behoerdenkram erledigen muessen, aber so sind nun mal die Spielregeln. Bevor wir hier wegsegeln wird natuerlich noch mal geschnorchelt und morgenfrueh sitze ich wieder an Deck, wenn um halb acht die Delfine vorbei kommen.