Ankern im Delfinarium

Wir haben es geschafft und haben tatsaechlich gestern mit dem letzten Licht Fernando do Noronha erreicht. Als wir ankommen gehen die einzigen beiden anderen Yachten gerade Anker auf. Das ist schade, Maramalda kennen wir von den Kap Verden, wir haetten Rita und Daniel gerne wiedergetroffen. Nachdem wir unsere glueckliche Ankunft gefeiert haben fallen wir ins Bett.
Heute Morgen stand natuerlich zuerst ein Bad im herrlich tuerkisenen Wasser an. Obwohl wir auf etwa 10 m Wassertiefe ankern kann man den Grund sehen. Wir hatten von Joan, dem Brasilianer, den wir in Mindelo getroffen haben, gehoert, dass es hier Delfine am Ankerplatz geben soll. Doch was wir nach dem Fruehstueck erleben durften, hatten wir nicht erwartet. Eine Truppe von etwa 50 Delfinen tobte in der Bucht. Mal schwammen sie langsam, dann gab es einen Zwischenspurt, einzelne Tiere sprangen und vollfuehrten die tollsten Kunststuecke. Es handelt sich um Spinner-Delfine, die koennen sogar Schrauben in der Luft drehen, unbedingt mal Google befragen. Die Herde hat sich geteilt und hat Mari mit knapp 2 m Abstand passiert. Spaeter, als wir mit dem Dinghi an Land gefahren sind, waren die Delfine ploetzlich wieder ueberall, unter dem Schlauchboot, links und rechts von uns, so dicht, dass man sie haette anfassen koennen. 100 m Abstand von Delfinen sind vorgeschrieben, doch die Delfine halten sich einfach nicht dran. Ich bin gluecklich, der Aufenthalt hat sich schon jetzt gelohnt und vielleicht kommen sie morgen frueh ja wieder vorbei. Besuch von einer Schildkroete hatten wir auch, ausserdem gibt es hier jede Menge spannender Voegel. Ueber der Bucht kreisen staendig Fregattvoegel, die mir gefallen weil sie so elegante Flieger sind.
Fernando de Noronha ist ein Archipel aus 21 Inseln und Inselchen. In Wirklichkeit gibt es eine groessere Insel, die mit 17 km2 nicht gerade riesig ist und genauso heisst wir das Archipel, und eine Reihe kleinerer und groesserer Felsen. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und die hoechste Erhebung ist der Morro do Pico, ein steiler Zahn, der 323 m in die Hoehe ragt. Die Insel ist ein Ferienparadies der brasilianischen Oberschicht, anscheinend ein beliebtes Honeymoon-Ziel und bekanntes Tauchparadies. Die Insel ist gruen, verziert mit malerischen Felsen, und bietet weisse Straende, tuerkises Badewasser und schoene Schnorchelspots. Der Grossteil der Insel gehoert zu einem Marinepark, der zusammen mit dem Atoll das Rocas zum Weltnaturerbe gehoert. In der Baia dos Golfinhos, einer Bucht im Suedwesten, soll es die groesste Delfinpopulation weltweit geben, bis zu 1000 Delfine sollen dort gezaehlt worden sein. Außerdem gibt es hier Schildkroeten, die hier auch ihre Eier ablegen, eine artenreiche Unterwasserwelt mit mehreren Haiarten und viele Seevoegel. Die Brasilianer meinen es ernst mit dem Umweltschutz, die Dichte an Muelleimern ist beeindruckend, wir haben tatsaechlich bisher ueberhaupt keinen herumfliegenden Muell gesehen. Fuer den Zugang zum Marinepark und damit zu den besonders schoenen Straenden muss man eine Gebuehr bezahlen, an die Wasserlinie darf man nur in ausgewaehlten Bereichen und die Schildkroetenstraende sind nachts gesperrt, damit diese dort in Ruhe ihre Eier ablegen koennen.
Nachdem unser Aussenborder heute Morgen zunaechst nicht angesprungen ist, hat Nobbi den Vergaser ausgebaut und geputzt, dann lief er. Nach dieser kleinen Verzoegerung sind wir am spaeten Vormittag an Land gewesen und haben zunaechst das Hafenbuero gesucht. Der Weg dahin fiel uns schwer, torkelten wir doch anfangs wie betrunken den Holzsteg entlang denn wir versuchten die gewohnten Schiffsbewegungen auszugleichen. Die Capitania war geschlossen, daher ging es erst einmal in den kleinen Ort. Dort gab es nicht nur ein ausgesprochen leckeres Mittagessen, sondern auch brasilianisches Geld, Tomaten, Maracujas und Brot fuer uns. Im Hafenbuero haben wir einige Zettel ausgefuellt und sollen morgen frueh wiederkommen, dann kommt der Beamte von der Immigration und wir erfahren, ob wir hier bereits nach Brasilien einreisen duerfen. Nach einem Spaziergang ueber den Nordzipfel der Insel ging es zurueck an Bord. Mal sehen, ob wir morgen Muskelkater vom ungewohnten Laufen haben.
Vier Tage wollen wir hier bleiben, bevor es weiter geht. Das Paradies hat seinen Preis, ueber 400 Euro werden uns die vier Tage am Anker (!) an Gebuehren kosten, darin ist der Zugang zum Nationalpark noch nicht erhalten.