Umzug nach São Nicolau

Als ich Montagmorgen bade treibt ein Plastikbecher vorbei. Eigentlich verwunderlich, dass ich zuvor noch keine Kollision mit Plastikmüll hatte. Im Ort, also in Palmeira, ist es relativ sauber und das Stadtzentrum von Espargos ist sogar auffallend sauber. Leider gilt das nicht für die Umgebung. Auf der Suche nach einem Müllcontainer werden wir nach Norden an den Ortsrand geschickt und finden den Container nicht, bis uns ein kleiner Junge hinbringt. Die ganze Fläche zwischen dem Hafengelände und den Häusern ist voll mit Müll, in der Mitte der Fläche stehen in einem Verschlag drei Container, zwei davon sind umgekippt. Am Strand treiben einige Plastikbecher im flachen Wasser herum und überall liegen Bierflaschen bzw. deren Scherben. Die Farbdosen, mit deren Inhalt die Fischerboote aufgehübscht wurden, bleiben einfach am Strand liegen. Uns macht das traurig, wir gehen nicht barfuß aus Angst vor den Scherben, doch es ist der Strand an dem sich die Jugend zum Fußballspielen trifft, die Kinder schwimmen lernen, Familien picknicken und alle baden.
Wir paddeln an Land und gehen zur Polizei. Da wir weitersegeln wollen holen wir unsere Schiffspapiere ab und bekommen ein Papier (Clearance), das unseren nächsten Hafen angibt und gestempelt wird. Nach einem Abstecher in den Supermarkt essen wir in einem Restaurant gegrillten Thunfisch. Den Nachmittag verbringen wir damit, alles für die Weiterreise vorzubereiten, Donkey wird wieder an den Seezaun gebunden, alle Fenster werden verschlossen, die Seekoje vorbereitet und alle potentiellen Flugobjekte unter Deck gesichert.
Über Nacht segeln wir nach Westen zur Insel São Nicolau. Eigentlich haben wir eine super Nachtfahrt. Das Wetter ist gut und wir segeln flott durch die Nacht. Trotzdem sind wir ziemlich müde, als wir morgens die Südspitze der Insel erreichen. Die erste Nacht auf See ist immer besonders unruhig und der letzte Tag auf Palmeira war auch zu anstrengend, zumal er sehr früh begonnen hatte. Ein Schwarm Fische musste lautstark im Morgengrauen von den jugendlichen Fischern unter unserem Boot gefangen werden. Pünktlich zu Sonnenuntergag bekommen wir Besuch von einer großen Schule Delfine, die uns lange begleitet. Während der Nachtfahrt freue ich mich mal wieder über das AIS: „Sehen und gesehen werden“. Ein Tanker mit Ziel Las Palmas taucht auf dem Display auf und noch bevor ich seine Lichter erkennen kann, sehe ich, dass auch ich auf seinem Display aufgetaucht bin, denn er ändert seinen Kurs um 30 Grad und fährt zweieinhalb Meilen hinter mir durch. Sehr angenehm so ein komfortabler Sicherheitsabstand. Bei Sonnenaufgang ist es sehr diesig, so dass wir leider nicht viel von São Nicolaus Bergen sehen. Im Gegensatz zum flachen Sal ist São Nicolau bis zu 1300 m hoch und erinnert uns an La Gomera.
Unser Anker fällt vor Tarrafal, auch hier müssen wir uns bei der Polizei anmelden. Unsere Ankerwinsch fällt aus, so dass wir manuell ankern müssen. Das bedeutet vor allem, dass wir ungern ein zweiten Versuchen machen wollen, weil wir den Anker per Hand auf holen müssten und hier ist es recht tief, 10 bis 12 m. Bei unserer Ankerwinsch war nur die Sicherung durchgebrannt und nachdem Nobbi sich für kurze Zeit im Schrank verknotet hatte schnurrte sie wieder. Am Tag zuvor, als Nobbi den Anker aufholte wollte unsere Ankerwinsch nicht abschalten und bis ich unter Deck war und den Strom abgestellt hatte, hatte die Sicherung ihre Aufgabe bereits erfüllt.
Das Anmelden übernahm Nobbi diesmal allein, ich hatte starke Kopfschmerzen und habe Mari bewacht. Während der Fallböen, die sich hier gelegentlich von den Hängen stürzen, wollten wir sicher sein, dass der Anker hält. Die Nacht ist ruhig und wir schlafen fast elf Stunden.
Beim Morgenbad treffe ich einen 1 m langen Fisch unter dem Boot, wir erschrecken beide. Das Wasser ist klar und tiefblau. Wir hatten gelesen, dass der Strand am Hafen so dreckig sei, dass vom Baden abgeraten wird. Tatsächlich ist es an Land auffallend sauber. Am Strand liegen ein paar tote Fische, kein Müll, die Straßen sind pikobello und es gibt mehrere kleine, bepflanzte Plätze. Schön, dass es sich die Situation hier anscheinend verbessert hat.

Tarrafal ist eine kleine Stadt mit kopfsteingepflasterten Straßen, vielen Straßenpalmen, kleinen Geschäften, netten Restaurants und zwei Stränden mit feinem schwarzen Lavasand. Auch hier sind die Häuser wieder buntbemalt, es gibt auffallend viele Neubauten und viele Baustellen. Wir bummeln durch die kleine Stadt, schauen in die Kirche und essen auf der Terrasse eines netten Restaurants. Bei 33 Grad versuchen wir uns nicht zu schnell zu bewegen und einen schattigen Platz zu suchen. Nach einem Spaziergang entlang der Bucht geht es wieder zurück zu Mari.
Eigentlich wollten wir hier nur kurz Stoppen, doch es gefällt uns und dann gibt es da noch diese Ankerbucht ein paar Meilen südlich, von der unsere Nachbarn schwärmen. Die Rede ist von weißem Sand, vielen Fischen und klarem Wasser. Hört sich an, als müssten wir dort hin.