Treguier 09.09.16

Von St. Malo ging es zunächst nach St. Quay Portrieux. Eine perfekte Hafeninfrastruktur empfängt einen, der Hafen kann immer angelaufen werden und der Gästesteg ist ausgeschildert. Der engagierte Hafenmeister, nimmt die Leinen an und flitzt mit dem Schlauchboot durch den Hafen um Neuankömmlingen den Weg zu zeigen.

Die Strecke nach Roscoff ist uns mit über 60 Meilen bei Westwind zu weit. Bis dorthin gibt es wenige Häfen die für uns in Frage kommen. Deshalb beschließen wir Treguier anzulaufen, ein Ort der ein paar Meilen von der Küste entfernt an einem Fluss liegt. Der Wetterbericht sagte West 4 in Böen 5, das hatten wir auch, die erste Stunde. Dann nimmt der Wind immer weiter zu. Wir segeln zunächst im Schutz der Küste, müssen jedoch schließlich den Landschutz völlig verlassen, um ein paar kleine Felsen östlich der Inseln Brehat zu umfahren. Mittlerweile haben wir West 6. Bei Wind gegen Strom entsteht ein unangenehmer Seegang, die Höhe ist nicht das Problem, die Wellen sind kurz und steil und brechen sich. Bei der Ansteuerung der Flussmündung ist es zunächst schwierig die Tonnen zu finden, zumal das Fernglas ständig mit Gischt besprüht wurde. Als wir die erste grüne Tonne gefunden haben, ist die Einfahrt jedoch einfacher als gedacht. Laut Seekarte sollen wir zwischen zwei eng nebeneinander stehenden Felsen hindurch, in der Realität ist das Tor aber breiter als erwartet. In der Flussmündung steht der Leuchtturm La Corne, als wir ihn runden ist es plötzlich ganz ruhig. Wir fahren eine Stunde den Fluss hoch und sind begeistert, die Flusslandschaft ist wildromantisch. Vor dem Hafen Treguier, den man wegen der dort stark diagonal setzenden Strömungen nur bei „Slack Water“ (d.h. beim Wechsel von Flut und Ebbe) anlaufen soll, liegt ein Warteponton in der Flussmitte verankert. Wir machen daran fest und essen erst mal in Ruhe zu Mittag. Durch das Fernglas beobachten wir den Marina Anleger und erspähen einen freien Platz. Da wir kaum noch Strömung feststellen, wagen wir es und verholen in den Yachthafen.

Der Wetterbericht meldet für heute und morgen West 5 in Böen 6. Da wollen wir nicht gegenansegeln, das trifft sich gut, hier ist es nämlich schön. Treguier ist eine alte mittelalterliche bretonische Stadt mit einer Kathedrale, die z. T. aus dem 11. Jhd stammt und drei Türme aus verschiedenen Jahrhunderten hat. Außerdem gibt es hier 4300 Jahre alte Hinkelsteine.

Zunächst sind wir also durch die Stadt und die Umgebung spaziert und wollten dann einen Ausflug mit dem Dinghy machen. Wir beschlossen nicht „Donkey“ zu nehmen, sondern das Schlauchboot Mari-Chen aufzupusten. Zwischen dem an Deck liegendem Boot und der Cockpitscheibe wuchsen schon Algen… . Nachdem das Boot aufgepumpt und geputzt war, schnell den Außenborder dran und los. Natürlich nicht einfach so. Der Außenborder wollte nicht. Nobbi hat versucht ihn zu überreden, fleißig gezogen, die Zündkerzen geputzt, Benzin gepumpt. Nichts. Schließlich hat Nobbi ihn halb auseinander gebaut und die Vergaserdüsen gereinigt. Und dann lief er! Wir also ins Boot und den Fluss hochgetuckert. Kaum lag der Hafen hinter uns ging der Motor aus und wir sind zurück zur Mari gepaddelt. Diesmal war aber nur der Benzinschlauch abgegangen und das Problem schnell gelöst. Wir sind also wieder los und den Fluss ein Stück hochgefahren. Eine tolle Landschaft, die vielen Felsen die bei Niedrigwasser rauskommen, am Ufer Bäume und versteckte Häuser. Morgen machen wir sicherlich noch eine Tour.

Vor dem Abendessen waren wir noch einkaufen, eins unserer liebsten Hobbys. Der etwas merkwürdige Laden hatte wenig Auswahl und war ungewöhnlich teuer. Wir haben uns zurückgehalten. Morgen machen wir einen Abstecher zur Konkurrenz. Die Versorgungslage ist ansonsten hervorragend. Klar in Frankreich ernährt man sich von Baguette, Käse und Rotwein, außerdem Frischkäse von Madame LoЇk und Maronencreme. Jetzt haben wir auch noch diese kleinen Törtchen mit salzigem Karamell entdeckt und bisher haben wir auch immer leckeren Fisch bekommen, wenn wir danach gesucht haben. Auch Neptun wurde zunächst mit Calvados gehuldigt und jetzt erfolgt der Manöverschluck mit Pastis, nicht mehr mit Jubi wie zu Beginn der Reise.