Port Elizabeth heißt heute Gqeberha, uns scheint es allerdings als würden beide Namen verwendet. Der Name Gqeberha ist der Xhosa-Name für das Walmer-Township, das älteste Wohngebiet und wird seit 2021 für die Stadt verwendet. Der Name Port Elizabeth wurde 1820 vom Gouverneur Rufane Donkin eingeführt, der die Stadt nach seiner Frau benannte.
In der Innenstadt gibt es einen Leuchtturm von 1861, eine Steinpyramide, die zum Gedenken an Elizabeth Donkin errichtet wurde, interessante Denkmäler und viele alte, schöne Gebäude. Ein Sicherheits-Mann gibt uns eine kleine Stadtführung, die ein senegalesischer Händler in perfektem Deutsch fortsetzt. Trotz dieser netten Begegnungen und der freundlichen Dame bei der Touristen-Information fühlen wir uns nicht wohl. Es ist merkwürdig leer, viele der alten geschichtsträchtigen Gebäude stehen leer, es sind fast ausschließlich Männer unterwegs, keine Paare, keine Eltern mit Kindern, keine Geschäftsleute, keine anderen Touristen. Und wir werden gewarnt: geht nicht dort lang, hier ist es sicher, aber nicht nach links abbiegen. So werfen wir nur einen kurzen Blick auf das Rathaus, die Bibliothek und die viele anderen, sehenswerten Gebäude und treten den Rückzug an.
Der am Meer gelegene Stadtteil Summerstrand bietet sich für lange Spaziergänge auf der Promenade entlang der Bucht an. Hier gibt es schöne Häuser, Cafés, Restaurants, Schwimmbäder und ein Shoppingcenter mit mehreren Supermärkten. Hier fühlen wir uns sicher und werden häufige Besucher.





Die ersten Tage war uns jedoch nicht nach Sightseeing, der Regen fegte waagerecht durch den Hafen, der Wind drückte uns auf die Fender und diese auf den „eisernen Steg“. Leider ist der eiserne Steg hier keine elegante Brücke, wie der Frankfurter Namensgeber, sondern ein sehr niedriger Steg aus Doppel-T-Trägern. An unserem Platz fehlen die Plastik-Bauteile die ursprünglich Rumpf und Stahl voneinander trennen sollten. Wir finden zwei Autoreifen und kaufen uns einen neuen Fender, Mari wird nun zwar schmutzig vom Reifenabrieb und altem klebrigem Fender, aber bekommt hoffentlich keine weiteren Kratzer. Wir liegen mitten im Handelshafen, von der Mangan-Verladepier weht ein klebriger Staub herüber, je nach Windrichtung ist es unruhig und Mari ruckt in ihren Leinen. Uns gefällt es trotzdem, es gibt immer was zu sehen. Wir entdecken ein geheimes, autonom fahrendes Boot, ein riesiger Bulk-Carrier wird im Hafen gedreht, das Kreuzfahrtschiff Europa läuft ein oder die Seenotretter laufen nachts aus, um einen Verletzten von einem norwegischen Schiff abzubergen. Besonders interessant ist dies, weil der Rettungskreuzer in einer Garage im Trockenen an Land liegt und mit einem nagelneuen System geslippt wird.






Ein Blick auf den Wetterbericht verrät, dass wir einige Tage bleiben müssen. In diesem Jahr gibt es viel mehr Westwind als in normalen Jahren, lernen wir. Das haben wir schon gemerkt, wollen wir doch nach Westen. Wir mieten ein Auto, in der Umgebung von Gqeberha gibt es viel zu sehen. Die Dame bei der Autovermietung ist sehr unfreundlich. Wir haben bisher sehr viele ausgesprochen nette und offene Südafrikaner getroffen, eine hohe Servicebereitschaft gehört aber nicht zu den hervorstechenden, südafrikanischen Eigenschaften. Die Dame heute ist aber nicht nur nicht besonders aufmerksam oder nett, sondern einfach unfreundlich, spricht keinen ganzen Satz mit uns und antwortet auf meine Frage, was wir uns denn unbedingt ansehen sollen „Nichts!“.
Unseren ersten Ausflug unternehmen wir zum Pinguin-Krankenhaus. Die SANCCOB ist eine Station, die sich um verletzte Seevögel, vor allem um afrikanische Pinguine kümmert. Die Zahl der Brillenpinguine ist dramatisch zurückgegangen, weniger als tausend brütende Paare gibt es noch. Brillenpinguine sind die einzigen noch in freier Wildbahn vorkommenden Pinguine Afrikas. Die meisten Pinguine leben auf zwei Inseln in der großen Bucht vor Gqeberha, weitere in einer kleinen Kolonie bei Kapstadt. Wir bekommen eine kleine Führung durch die Station. Eine Gruppe von Pinguinen wird für immer hierbleiben. Die Tiere können auf Grund ihrer Verletzungen nicht mehr ausgewildert werden. Sie brüten in kleinen Höhlen im Zentrum und ihre Nachkommen werden in die Freiheit entlassen. In einem anderen Bereich werden Tiere gesund gepflegt, die nach ihrer Genesung wieder freigelassen werden können. Später erleben wir sogar noch die Fütterung. Uns gefällt die kleine Station mit den sehr enthusiastischen Mitarbeitern, die jeden Pinguin mit Namen kennen.


