Freitagabend sind nur 24 Grad. Ich friere, habe aber überhaupt keine Ambitionen mir etwas Wärmeres anzuziehen. Ich versuche bei unseren Getränkezuständigen einen Glühwein zu ordern und werde ausgelacht.
Mitte der Woche hat es unglaublich geregnet und es gab ein paar Sturmböen. Wenn man gut geschützt in der Marina liegt, kann man sich das ganz in Ruhe ansehen.
Wir tüddeln am Boot rum. Ihr fragt euch was wir da die ganze Zeit machen? Wir uns auch. In den letzten Wochen und Monaten haben wir viele kleine und einige größere Dinge erledigt. Über die Neuverkabelung der Ankerwinsch mit dem Relais in der Vorschiffskabine und den Lageraustausch in der Steuersäule hatten wir schon berichtet. Die meisten Arbeiten sind nicht essentiell für die Seetüchtigkeit, aber wir möchten unsere Mari in einem einigermaßen guten Zustand halten. Tropensonne, hohe Luftfeuchtigkeit und Salzwasser sind eine Herausforderung fürs Material. Wir haben uns vor allem Aufgaben gewidmet, die Zeit, Durchhaltevermögen und Fingernägel erfordern. Die kleinen unspektakulären Aufgaben nehmen oft mehr Zeit in Anspruch als gedacht und wenn man unterschiedliche Werkzeuge braucht, kann man in wenigen Minuten das ganze Boot in eine Baustelle verwandeln.
Wir haben die Genua an Land ausgebreitet, kontrolliert und einige kleine Schäden mit Reparatur-Tape geflickt. Sie hat die besten Zeiten lange hinter sich, könnte uns aber noch wertvolle Dienste leisten. Einige Schränke, den Kartentisch, den Salontisch und den Bereich des Niedergangs haben wir lackiert. Spaß machen die kleinen Dinge, die Fächer für unsere Ferngläser oder die Tassen. Ansonsten sind die Bedingungen nicht ideal, zu feucht, zu warm und man muss verflixt aufpassen, dass man nicht auf frischlackierte Flächen fasst. Manchmal geben wir uns damit zufrieden, dass „da jetzt erstmal wieder Lack drauf ist“, manchmal schleift Nobbi eine Lackschicht wieder ab, weil es so heiß war, dass der Schweiß, der ihm aus dem Gesicht getropft ist, die Arbeit zunichte gemacht hat.
Zwei kleine Flächen am Aufbau haben wir weiß lackiert, vorher waren sie grau, aber graue Farbe hatten wir nicht an Bord. Die alte Traveller-Leine war nicht mehr schön, wir haben eine neue eingenäht und den Baumniederholer ersetzt. Arbeiten mit Leinen, Spleiß und Takling mache ich gern. Auch das Fetten der Winschen macht Spaß, man kommt flott voran. Die Sprayhood ist gereinigt und frisch imprägniert. Das ganze Sicherheitsequipment haben wir überprüft und getestet (ihr erinnert euch, dass wir einen der AIS Transponder aufgelöst hatten und das Lotsenboot uns retten wollte).
Die Mosquitonetze sind seit Monaten im Dauereinsatz. Ein paar Nähte nachzunähen war schnell erledigt. Die Klettstreifen in den Luken zu ersetzen stellte sich als eine langwierige Arbeit mit sehr geringem Spaßfaktor heraus. Innerhalb kürzester Zeit schmerzen die Arme, mit den Händen über dem Kopf arbeitet es sich einfach nicht schön, und warum klebt der Kleber, der die Klettstreifen nicht halten will, eigentlich so an den Fingern? Gerade stelle ich fest, dass die Nähmaschine noch weitere Einsätze hatte. Ein Polster im Vorschiff hat einen neuen Bezug bekommen, mit Urwaldmuster, und die Rettungsschlinge hat eine neue Segeltuch-Tasche bekommen. Die alte hatte sich weitgehend aufgelöst. Die Nähte des Biminis wollten auch mal wieder nachgenäht werden. Leider mag unsere Nähmaschine das Bimini nicht, hier war Handarbeit gefragt.
Das neue Handfunkgerät passt leider nicht in die Halterung des Vorgängers und um es am gewünschten Platz unterzubringen mussten wir etwas basteln. Nobbi wollte die neue Halterung einfach woanders anschrauben, das fand seine Frau aber nicht ausreichend schön.
Lauter kleine Elektroaufgaben stand auch auf der Liste, das AIS bekommt einen eigenen Sicherungsautomaten, eine Pumpe soll über eine andere Sicherung laufen, wir finden mal wieder ein totes Kabel (die Voreigner waren da großzügig), und die Echolote kann man nun separat abschalten. Nicht immer laufen die Arbeiten optimal. Wenn man aus Versehen das Kabel der Füllstandsanzeige des Wassertanks durchknipst, zeigt er „ganz voll“. Woher ich das weiß?
Der Motor hat nicht nur den üblichen Ölwechsel und neue Filter bekommen, sondern auch neues Kühlmittel und einen neuen Simmering in der Wasserpumpe. Die Motorarbeiten waren auch Teil unseres bordeigenen Fortbildungsprogramms. Wir versuchen immer mal die Aufgaben zu tauschen, wir wollen beide (fast) alles können. Nobbi zum Beispiel hat in letzter Zeit meist das Funken übernommen, das sonst meine Aufgabe ist, und ich habe unter Aufsicht Ölwechsel am Motor und Getriebe durchgeführt.
Die Fugenmasse um die Decksluken war verschimmelt. Eigentlich eine übersichtliche Aufgabe, Fugenmasse raus, neue rein. Leider war das alte Zeug sehr hartnäckig und wollte nicht gehen. Und dann war ich mit dem ersten Versuch nicht zufrieden und hab die neue Fugenmasse wieder raus gepult. Die Hebelklemmen im Cockpit wurden mit längeren Bolzen, die wir mit Epoxy eingegossen haben, neuverschraubt. Hoffen wir, dass das eine halbe Weltumsegelung hält.
Das Holz auf dem Sitz des Rudergängers war nun endgültig fällig. Wir haben es ersetzt und sind gespannt wie lange unsere selbstgebastelte Baumarktlösung hält. Die neuen Leisten sind etwas schmaler als die alten und es ist auch kein Teak, aber vielleicht funktioniert es bis wir die ideale Lösung finden.
Kleine Gelcoat-Reparaturen sind immer mal wieder fällig, Rostflecken kann man ständig entfernen (der Rost muss nicht mal vom eigenen Boot kommen, ein Nachbar mit einer Flex macht Freude) und mit dem Niro putzen wird man nie fertig. Das sind Dinge die zum Bootsleben einfach dazugehören, ungefähr wie Rasen mähen zum Leben im Haus mit Garten.
Manchmal hat man richtig Glück, bei der Fehlersuche im Motorraum verbrennt Nobbi sich die Finger. An einem Kabel, das natürlich auf keinen Fall heiß werden darf. Allerhöchste Zeit hier aktiv zu werden. Das hätte schief gehen können.
Nach einem sehr starken Regenguss hatten wir den Eindruck, dass ein paar Tropfen am Schott im Achterschiff runterlaufen. Gestern Morgen beschließen wir mit dem Wasserschlauch zu testen ob die Steuersäule dicht ist. Nobbi baut die Verkleidung ab und legt sich auf dem Rücken in die Achterkammer. Ich habe den besseren Job und halte den Wasserstrahl auf die Steuersäule. Bevor ich so richtig begonnen habe schreit er: „Das reicht. Hier ist das Leck“. Er ist ziemlich nass geworden, der Wasserstrahl hat ihn im Gesicht getroffen. Die Steuersäule ist dicht. Das Wasser kommt durch den Kabelkanal an der Schaltung. Nobbi lag genau darunter. Und schon haben wir eine neue Aufgabe. Heute haben wir das mit großzügigem Einsatz von Sikaflex abgedichtet.
Obwohl wir kaum Ersatzteile benötigten, sondern fast alles was wir brauchten an Bord hatten (Farben, Schrauben oder Kleinteile), haben wir die Schiffshändler doch ein wenig reicher gemacht. Die Preise sind hoch. Häufig SVB mal zwei oder gar mal drei. Das Gute: hier gibt es fast alles und wir sind in Frankreich, wir treffen also vor allem auf die uns bekannten europäischen Marken. Der größte Posten waren die neuen Batterien. Im November kamen wir abends zurück an Bord und mussten feststellen, dass unsere Batterien kochten. Ein Stromausfall nach dem anderen hatte wohl unserem Ladegerät den Rest gegeben. Fast 180 Euro für 5m Kabel für die Ankerwinsch sind uns auch noch in guter Erinnerung.
Sicherlich habe ich viele Dinge in der Aufzählung vergessen, aber ihr habt einen Eindruck bekommen. Unsere ToDo-Liste ist nie leer, es geht also immer so weiter.
Nächste Woche geht es in die Werft um das Unterwasserschiff zu reinigen, neues Antifouling aufzubringen und dann hoffentlich schnell wieder ins Wasser. Ich bin kein Fan vom Leben „on the hard“ und immer sehr froh, wenn wir wieder schwimmen.







