Weihnachten auf Langfahrt ist immer anders. Anders als zuhause und anders als in den letzten Jahren.
Heiligabend waren wir in der Kirche. Die erste Herausforderung war es, herauszufinden wann der Gottesdienst stattfindet. Für ein wenig Verwirrung sorgte die Erkenntnis, dass die Misa de Gallo, die Mitternachtsmesse in der Heiligen Nacht, um 19 Uhr stattfindet. Nicht überall, aber in einer der nächstgelegenen Kirchen. Ein Gottesdient in einem fremden Land ist immer interessant und außerdem ist es (natürlich) eine katholische Gemeinde. Aufstehen, wieder setzen, aufstehen, knien, usw. Kirchenlieder kann man auch in einer fremden Sprache vom Blatt singen und wir sind erstaunt, dass wir doch das ein oder andere verstehen. Die Engel darstellenden Kinder sind sehr müde und der kleine Joseph weiß nicht, was er mit seinem Stock machen soll. Ein ganz normaler Weihnachtsgottesdient. Waren die Straßen auf dem Weg zum Gottesdienst noch voll, sind sie auf dem Rückweg wie leergefegt.
Dank eines ausgiebigen Weihnachtspicknicks am Nachmittag haben wir abends keinen Hunger und verschieben das Weihnachtsessen. „Love Actually“ und Marzipanstollen sorgen für Weihnachtsflair und dann ist der Heilige Abend auch schon vorbei.
Am ersten Weihnachtsfeiertag ist das 31. Weihnachtskonzert. Praktischerweise unmittelbar neben der Marina. Der Hafen „Puertos de Tenerife“ richtet das Konzert aus. Viele lokale Unternehmen sponsern es, die Eintrittskarten kosten nur fünf Euro und die Einnahmen werden gespendet. Das Symphonieorchester spielte mit einigen Solisten ein abwechslungsreiches Programm zum Thema „Tänze der Welt“. 8500 Zuschauer freuten sich, dass das Wetter mitspielte und es nicht regnete. Wir hatten sicherheitshalber die dünnen Regenhosen in der Jackentasche, typisch Segler. Nobbis Sitznachbarin hat übrigens wieder mitgesungen. Diesmal Carmen. Wieder schief! Es scheint ein spanisches Ding zu sein, dass man sich aktiv ins Konzert einbringt. Die anderen Stücke hat sie zum Glück „nur“ auf den Schenkeln mitgeklatscht. Die Zugabe ging direkt in ein Feuerwerk über! Ein schönes Konzert. Allerdings nicht das einzige des Abends. Kurz entschlossen machen wir einen kleinen Abstecher auf den Weihnachtsmarkt, dort bleiben wir beim Konzert einer fantastischen Soul-Band hängen. Weshalb sich zwei so tolle Konzerte nicht nur zeitlich, sondern auch akustisch überschneiden, müssen wir nicht verstehen.
Bevor wir zum Konzert gegangen sind, haben wir unser Weihnachtsessen, Rinderfilet und grünen Spargel mit Cherry-Tomaten, gegessen. Das war so lecker, dass wir gleich nochmal grünen Spargel gekauft haben und es die Spargel-Tomaten Mischung am nächsten Tag zu Nudeln gab.
Übrigens, wir haben bei der Weihnachtslotterie gewonnen! Nein, nicht „El Gordo“, den dicken Hauptgewinn, wir kaufen kein neues Schiff, doch nach Abzug des Einsatzes ist immerhin ein Restaurantbesuch drin.
