Ankunft auf Teneriffa

Am Samstag, 27. September, ist noch immer sehr schwachwindig. Der Wind hat auf West gedreht und wir segeln langsam in die richtige Richtung. Wir hatten Delfinbesuch, wurden von einer Golddorade begleitet und haben kleine schwarz-weiß gestreifte Fische, die uns bei dieser geringen Geschwindigkeit vorausschwimmen. In der letzten Nacht hatten wir einen wolkenlosen, ganz klaren Sternenhimmel mit einer Milchstraße bis zum Horizont und vielen Sternschnuppen. Die Nächte sind angenehm warm. Die Temperatur sinkt kaum unter 22 Grad. Kein Grund Strümpfe anzuziehen, wir sind weiterhin auf unserer persönlichen Barfuß-Route.
Sonntag nimmt der Wind weiter zu und dreht über Nordwest nach Nordost. Wir segeln mal wieder am Wind und es wird ungemütlicher. Wir versuchen ein bisschen mehr Ost zu machen als nötig, damit wir abfallen können, falls der Wind in der Nacht zunimmt.
Noch eine Nacht auf See. Morgen kommen wir an. Ich liege schon im Bett, Nobbi organisiert sich gerade für seine Nachtwache und wir unterhalten uns. Es knallt. Gar nicht besonders laut oder spektakulär. Wir wissen beide sofort, was es ist. Das Unterwant. Wieder das Unterwant in Lee, wieder das achtere, diesmal an Steuerbord. Nobbi sagt, dass wir noch zehn Minuten Zeit haben, bis es dunkel ist. Wir schauen uns an. Das schaffen wir. Nobbi zieht Schuhe an, ich räume den Kleiderschrank aus. Das Ersatz-Unterwant ist hinten im Schrank. Wir leinen uns beide an. Ich reffe die Fock und steuere Mari auf einen ruhigeren Kurs. Nobbi klettert mit dem neuen Want in den Mast und hakt es ein. Während er das neue Want spannt, räume ich unter Deck auf. Keine zehn Minuten nach dem Knall sind wir fertig. Wenig später ist es stockdunkel. Nun haben wir keine Reserve-Wanten mehr im Kleiderschrank, sind aber guter Dinge, dass wir die verbleibenden Meilen nach Teneriffa ohne weitere Rigg-Probleme zurücklegen können.
Ich hatte mir die Ankunft auf Teneriffa so schön ausgemalt: bei Sonnenaufgang wollte ich den Teide sehen. Wir sind umringt von tiefen, dicken, grauen Wolken. Dunkelgrau kann man die Nordspitze Teneriffas erkennen. Der Pico de Teide zeigt sich nicht.
Es ist sehr böig, mal dümpeln wir dahin, kurz darauf rast Mari los. Wir sind nun mit halben Wind unterwegs. Die Wellen, die uns der Ex-Hurrikan Gabrielle schickt, kommen schräg von achtern, sind aber nur selten höher als zwei Meter. Als wir die Nordsitze Teneriffas runden wird der Wind gleichmäßiger, nimmt aber zu. Wir gehen vor den Wind. Es schaukelt ordentlich, aber wir sind schnell unterwegs. Wie schön, endlich mal wieder vor dem Wind zu segeln! Es reißt auf, blauer Himmel ist zu sehen, vor uns liegt der Hafen von Santa Cruz und endlich sehen wir auch den Teide.
Alles fühlt sich vertraut an. Die Schnellfähren nach Las Palmas, die an uns vorausflitzen, die Buchten und Strände, der Fischereihafen. Auf den letzten Meilen begleiten uns Delfine. Was für ein wunderbarer Abschluss dieser Etappe.
Port Control erlaubt uns die Durchfahrt zur Marina, im großen Hafenbecken bergen wir ganz in Ruhe die Segel und ziehen das Ruder der Windsteueranlage ein. Auch die Marina meldet sich gleich auf unseren Ruf über Funk. Am 29. September machen wir abends um sieben am gleichen Steg fest, an dem wir im Sommer 2017 lagen.
Am nächsten Morgen melden wir uns in der Marina an, gehen einkaufen und besuchen die Schiffshändler. Fast alles sieht so aus, wie wir es in Erinnerung haben. Wir freuen uns wieder hier zu sein und fühlen uns heimisch.

Die ganze Überfahrt als Bildergeschichte: