Samstagmorgen ist es ungemütlich im Hafen, es regnet. Der Wind kommt aus dem Norden und eine unangenehme Kabbelwelle schüttelt die Boote an der Außenmole durch. Die Ausflugsboote, Dinghis und Fischer, die hin- und herfahren, machen zusätzliche unruhige Wellen. Die Mehrheit der Bootsfahrer kann langsam fahren und tut es auch. Ein paar Spezialisten haben noch nicht herausgefunden, dass ihr Gashebel nicht digital funktioniert und bringen bei jedem Auslaufen die Boote an der Mole in Bewegung. Zwischendurch ist es so heftig, dass ich Mari immer wieder von der Pier abdrücke, weil sich die Fender selbstständig machen wollen.
Ein Blick auf den Wetterbericht zeigt sonniges Wetter für den Sonntag, Anfang der Woche soll es dann deutlich schlechter werden. Wir beschließen, dass der Nordwind bald nachlassen wird und mieten uns einen Roller. Tatsächlich, mittags ist es weniger unruhig und wir entscheiden, dass wir Mari für ein paar Stunden alleine lassen können.
Als erstes wollen wir uns den Vulkan im Westen der Insel ansehen. Hier wimmelt es von Vulkanen, doch mit „dem Vulkan“ ist in der Regel der Vulcão dos Capelinhos gemeint, der 1957/1958 zuletzt ausgebrochen und die Insel erheblich vergrößert hat. Im unterirdischen Besucherzentrum gibt es eine schöne Ausstellung über Vulkanismus, die Entstehung der Azoren und den Ausbruch von 1958, sowie seine Folgen. Das Vulkan-Zentrum ist auch baulich beeindruckend, obwohl es sich mir architektonisch nicht sogleich erschließt. Es fühlt sich etwas nach „function squeezed into form“ an. Vielleicht war es anders geplant? Der Leuchtturm, der den Vulkanausbruch überstanden hat, wurde ins Besucherzentrum integriert und der Eintritt ist im Ticket enthalten. Natürlich steigen wir hinauf. Die junge, vulkanische Landschaft ist wirklich beeindruckend und bildet einen tollen Kontrast zur grünen Insel (auch vulkanisch, aber nicht so jung) und dem unglaublich blauen Himmel. Anschließend machen wir einen Abstecher zur nahegelegenen Badestelle. Zwischen den Felsen gibt es ein natürliches Badebecken. Die Hälfte der Crew genießt ein kühles Bad, bevor wir zurück zu Mari düsen.
Nachdem wir uns vergewissert haben, dass es unserem Boot gut geht und alle Fender noch an ihrem Platz sind, fahren wir wieder los. So grausig das Wetter morgens war, so schön ist es jetzt. Nicht eine Wolke ziert den Himmel über Faial. Diesmal wollen wir die Caldera sehen. Unser Roller hat schon 45.000 km runter und röchelt etwas an den Steigungen. Trotzdem kommen wir gut voran. Auf Faial ist kaum Verkehr und die Fahrt so sehr entspannt (auch für Leute, die nicht immer begeistert Roller fahren). Je höher wir kommen, umso kälter wird es. In Horta sind etwa zwanzig Grad, was sich in der Sonne erheblich wärmer anfühlt. Auf dem Roller frieren wir nun in unseren Windjacken.
Der Blick in die fast runde Caldera ist atemberaubend. Im Abendlicht lockt der Wanderweg und kurz überlegen wir, ob wir die Wanderung spontan wiederholen sollen. Wir sind froh, dass wir die wolkenlose Zeit genutzt haben. Der Pico wird von der Sonne angeleuchtet, die grüne Caldera wirkt wie aus einer anderen Zeit, die Straße schlängelt sich durch Kuhweiden und Wald. Wunderschön. An einem tiefergelegenen Aussichtspunkt legen wir eine Pause ein, wärmen uns wieder auf und genießen – immer wieder! – den Ausblick.
Dem Wetter auf den Azoren sagt man nach, dass es sich fast so schnell ändern kann wie das schottische. Morgens haben wir gehofft, dass das Wetter besser wird. Von so einem traumhaften Nachmittag und Abend hatten wir nicht zu träumen gewagt!
Der Vulkan von Capelinhos mit seinem Leuchtturm:









Der Blick in die Caldera ist atemberaubend:



